Werder gegen Lazio: Großherzige Bremer

Trotz vergebener Torchancen siegt Werder Bremen 2:1 gegen Lazio Rom. Die nächste Runde der Champions League ist möglich.

Boubacar freut sich über sein 2:0. Bild: ap

Ergebnis: 2:1 (1:0)

Werder Bremen: Wiese - Fritz, Mertesacker, Naldo, Pasanen (46. Tosic) - Frings - Jensen, Borowski (73. Andreasen) - Diego - Sanogo (64. Rosenberg), Hugo Almeida

Lazio Rom: Ballotta - Behrami, Stendardo, Zauri, Kolarov - Mundingayi, Meghni (51. del Nero), Mutarelli - Manfredini - Rocchi (82. Tare), Pandev (69. Makinwa)

Schiedsrichter: Benquerença (Portugal) - Zuschauer: 36.600

Tore: 1:0 Sanogo (28.), 2:0 Hugo Almeida (54.), 2:1 Manfredini (82.)

Gelbe Karten: Pasanen / Mundingayi, Zauri, Mutarelli, Pandev

BREMEN taz Sie mussten ja gewinnen. Alle - Spieler, Trainer, Offizielle, selbst der Kaiser - haben das in den letzten Wochen immer wieder betont. Alles andere als ein Sieg gegen Lazio Rom wäre das sichere Aus für Werder Bremen in der Champions League gewesen. Ja, mehr noch: Eine Niederlage wäre ein weiteres sicheres Indiz für die These gewesen, dass deutsche Mannschaften in Europas Fußball-Königsklasse nicht mehr konkurrenzfähig sind. Sechs Jahre ist es mittlerweile her, dass mit Bayern München eine Bundesliga-Mannschaft den Titel holte, fünf Jahre, dass es mit Bayer Leverkusen eine deutsche Mannschaft bis ins Endspiel schaffte.

Nach den Niederlagen von Stuttgart und Schalke kann Werder nach dem 2:1-Sieg gegen Rom als Flaggschiff des deutschen Fußballs gehandelt werden. Die Bremer waren zwar von den Laziali weitgehend ungefährdet, aber sie agierten kämpferisch stark. Und unaufgeregt, so wie es eben auch Thomas Schaafs Art ist. "Vielleicht", sagte Bremens Trainer nach dem Spiel, "wollten wir etwas zu ruhig rüberkommen." So richtig spannend war es nur in den letzten zehn Minuten, nach dem Anschlusstreffer der ansonsten italienisch-defensiv auftretenden Römer, die in der Serie A derzeit nur auf Platz 13 stehen. Es war ein Freistoß aus halblinker Position, und Tim Wiese, bisweilen etwas unsicher, konnte den Schuss von Aleksandr Kolarov nur abblocken. In der Mitte stand Christian Manfredini unbewacht. Ein Abstauber, kein Problem. Aber "unnötig", wie Werder-Manager Klaus Allofs bemerkte.

Sonst, befand Schaaf, setzen die Werderaner aber schon wieder vieles von dem um, "was ich mir vorstelle". Es war die 28. Minute, die das wohl am besten symbolisierte. Die dritte Chance binnen vier Minuten, bei wohlwollender Zählung jedenfalls. Ein Zuspiel von Diego, einmal mehr auffälligster aller Wederaner, direkt in den Lauf von Boubacar Sanogo. Der Stürmer von der Elfenbeinküste umkurvte zwei Verteidiger, zog an Torwart Marco Balotta vorbei. Der Winkel wird spitz, spitzer. Sanogo, nicht unbedingt als filigraner Techniker bekannt, stocherte den Ball ins Netz, irgendwie. Ein "schönes Tor", sagte Thomas Schaaf später, "aber eigentlich ein bisschen kompliziert."

Die Laziali, sagte Torsten Frings, der gerne etwas großspurig auftretende Bremer Kapitän, "hätten sich nicht beschweren dürfen, wenn sie fünf Stück kriegen". Und auch Thomas Schaaf hatte sich "das eine oder andere Tor mehr" erwartet. Doch Werder zeigte sich einmal mehr großherzig: Von allzu viel ihrer zahlreichen Chancen mochten sie nicht Gebrauch machen. Die Statistiker zählten 18:9 Torschüsse, zugunsten der Bremer. Ein Fallrückzieher von Diego war auch wieder dabei, auf wunderbare Weise selbst aufgelegt. Dazu eine der berühmten hundertprozentigen Möglichkeiten, in diesem Falle von Clemens Fritz. Doch der Flügelläufer scheiterte aus zehn Metern an Marco Ballotta. In der 54. Minute konnte sich Fritz allerdings revanchieren, mit einer Vorlage zum 2:0, die Hugo Almeida sicher zu verwandeln wusste.

Wie es nun in Bremen weitergeht? Sollten sie das Auswärtsspiel gegen Lazio Rom gewinnen, haben sie gute Chancen, trotz zweier Auftaktniederlagen noch in die nächste Runde der Champions League einzuziehen - als womöglich einziges deutsches Team. Und nicht schon nach der Gruppenphase auszuscheiden, so wie das bei Meister Stuttgart sicherlich der Fall sein wird. Und in der Bundesliga, am Wochenende, auf Schalke? "Kann sein, dass wir ein grottenschlechtes Spiel abliefern", sagt Torsten Frings. "Und untergehen."

JAN ZIER

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