Kommentar Hochwasser in Mexiko: Der Klimawandel ist nicht immer schuld

Korruption und Arroganz in Regierungen und Behörden haben zur Hochwasserkatastrophe in Mexiko geführt.

Noch immer leiden Hunderttausende in den südmexikanischen Bundesstaaten Tabasco und Chiapas unter den Folgen der massiven Regenfälle der vergangenen Wochen: Unzählige Häuser stehen unter Wasser, ein Dorf wurde gar von einer Schlammlawine verschüttet. Es ist die schlimmste Hochwasserkatastrophe, die Mexiko je erlebt hat.

Für Präsident Felipe Calderón ist klar: Verantwortlich ist der Klimawandel. Richtig daran ist, dass durch die Erderwärmung der Regen in der Region zugenommen hat. Doch der wahre Schuldige für die Tragödie sitzt woanders: in den Regierungen, in den örtlichen Amtsstuben, in den Parteien.

Die mexikanischen Behörden waren vorgewarnt, denn schon 1999 wurde Tabasco durch schwere Regenfälle überschwemmt. Danach stellte das staatliche Unternehmen Pemex, das dort Erdöl fördert, der Landesregierung umgerechnet knapp 150 Millionen Euro zur Verfügung. Damit sollten Schutzmaßnahmen gegen die Fluten und der Bau von Häusern finanziert werden, um Menschen aus gefährdeten Gebieten umzusiedeln. Passiert ist nichts, und bis heute weiß man nicht, was aus dem Geld geworden ist. Ähnlich endete ein 2,5-Milliarden-Peso-Projekt gegen Hochwasser, das im Jahr 2003 von der Bundesregierung entworfen wurde. Es wurde nie konsequent umgesetzt.

Auch im Städtebau geschah genau das Gegenteil dessen, was Umweltexperten rieten. Allen Warnungen zum Trotz wurden insbesondere arme Menschen an den hochwassergefährdeten Flüssen angesiedelt. Zudem ließ die Regierung Einkaufszentren und Hotelkomplexe in Gegenden bauen, die für den Wasserstand regulierend gewirkt hatten. Dadurch fand das Wasser nicht mehr den natürlichen Ablauf ins Meer.

Das Desaster von Tabasco hätte mit einfachen und kostengünstigen Maßnahmen verringert, wenn nicht verhindert werden können, meint Sálvano Briceño, der Sprecher der UNO-Initiative zur Eindämmung von Katastrophen. Gleichgültigkeit, Arroganz und Korruption, die noch heute die Regierungen und Behörden Mexikos beherrschen, haben zur Katastrophe geführt.

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Wolf-Dieter Vogel, Jahrgang 1959, ist Print- und Radiojournalist sowie Autor. Er lebt in Oaxaca, Mexiko. Seine Schwerpunkte: Menschenrechte, Migration und Flucht, Organisierte Kriminalität, Rüstungspolitik, soziale Bewegungen. Für die taz ist er als Korrespondent für Mexiko und Mittelamerika zuständig. Er arbeitet im mexikanischen Journalist*innen-Netzwerk Periodistas de a Pie und Mitglied des Korrespondentennetzwerks Weltreporter.

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