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Tim Mälzer auf Tournee"Bierchen" ist das Wort des Abends

Mälzer, der "junge Wilde" unter den Medienköchen, zelebriert Kochen nicht als feine Lebensart. Seine Show im Berliner Tempodrom feierte Kerligkeit und Quetschtomatensoße.

Männert rum, hetzt und kocht Merkwürdiges: Kochlümmel Tim Mälzer. Bild: dpa

Es ist immer interessant, wenn sich im recht eingefahrenen Veranstaltungswesen zwischen Lesung, Konzert, Tiermesse und Musical ein ganz neues Genre auftut. So zog man am Montagabend voller Neugierde ins Berliner Tempodrom zu Tim Mälzers Kochshow "Ham'se noch Hack Tour 2007".

Im Fernsehen zelebrieren Kochshows die feinere Lebensart der Mittelschicht, während man bei der Supernanny zuschauen kann, wie die Unterschicht sich mit Fertiggerichten und Chips mästet. Doch Tim Mälzer ist der "junge Wilde" unter den "medialen Köchen", wie er seine Zunft selbst nennt, es geht ihm also nicht um Mittelschicht und gute Sitten. Er gibt den echten Kerl. Auf der Bühne die Showküche mit dem großen Kühlschrank, links davon spielt die Berliner Band The Boss Hoss ab und an ihre Westernmusik. Das passt alles zum Konzept von "Männerauthentizität, Cowboytum, Freiheit". Mälzer brabbelt ununterbrochen vor sich hin, wirkt dabei hektisch, verliert den Faden, kann den Anfangsschwung nicht halten. Er ist in einer schwierigen Phase, nach seinem Aufstieg als bekanntester deutscher Fernsehkoch mit täglicher Sendung auf Vox ereilte ihn das unter Überkreativen gefürchtete Burn-out-Syndrom, er stieg aus seinem Hamburger Restaurant aus, seine neue Vox-Show wurde nach sechs Folgen abgesetzt, sein Szene-Imbiss vom Elbhochwasser weggeschwemmt. Was ihm bleibt, ist die Tournee.

Mälzers Umgang mit dem Publikum ist ein einziges Geheische um Männersolidarität: Männer sind so! Wir kommen nach dem Fußball und ein paar Bierchen zu viel erst morgens nach Hause, und die Freundin will Sonntagnachmittags spazieren gehen! Iiiih!

Aber in Mälzers Welt scheint das zarte Pflänzchen Männlichkeit so bedroht, dass es ständig gestützt und wieder aufgerichtet werden muss. Bei jeder Gelegenheit werden Vergleiche gezogen. Das Stück Fisch schrumpft im Fett, wie - ihr wisst schon - das beste Stück beim Sprung ins kalte Wasser, höhö. Die Frage nach dem richtigen Wein führt ins Mälzersche Privatleben: "Ich behandele eine Flasche Rotwein manchmal besser als meine Freundin." Als Gäste werden ausnahmslos Männer auf die Bühne gebeten, sie lernen unter der kumpelhaften Anleitung des Kreativkochs Eier pochieren und Hefeteig ausrollen. Der muss wie eine Geliebte behandelt werden, und dazu dann "Je t'aime".

Mälzer ist dauernd unterwegs, kurzatmig keucht er die Treppen des Zirkusrunds hoch und runter, verteilt Kochbücher, holt japsend Männer auf die Bühne: "Erst mal n Bier?" - "Bierchen" ist das Wort des Abend, Bier wird kistenweise verteilt, jedes Mal, wenn der große Kühlschrank sich öffnet, ertönt James Browns "I feel good". Wenn ein Hilfskoch aus dem Publikum nach vorne geholt wird, stampft "We will rock you" aus den Lautsprechern; die Lichtshow ist aggressiv. Die 2.600 Mälzer-Fans im Tempodrom bringen sich zusätzlich durch ständige "Ahs" und "Oohs" in die Show ein.

Gekocht wurde auch: Es gab Currywurst mit Toskanakartoffeln, Wolfsbarsch mit Quetschtomatensoße, Roastbeef im Brotmantel, Eggs Benedict auf Spargel. Gut ausgesehen hat das alles nicht.

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2 Kommentare

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  • AR
    A. Reinelt

    Liebe taz-Redaktion,

     

    weshalb nimmt eure Journalistin Tims Show persönlich, hört (liest) zwischen den tatsächlich gesagten Sätzen und interpretiert einfach nur plump?

    Seine Show im Tempodrom am Dienstagabend habe ich mir angeschaut. Ich bin kein ausgesprochener Tim Mälzer Fan, finde ihn aber sympatisch durch seine natürliche Art. Seine Rezepte sind schnell zuzubereiten und lecker. Ob nun die zubereiteten Gerichte gut aussahen oder nicht ist wohl eindeutig eine subjektive Beurteilung. Ihr Redakteure müßt mit eurer persönlichen Meinung nicht alles negativ darstellen.

    Mir hat seine Show gefallen und den Anwesenden unüberseh- und -hörbar auch.

     

    Annett R.

  • TW
    Tazleser W.

    Sehr geehrte Taz-Redaktion, Leserinnen und Leser,

     

     

    könnte jemand so gut sein und mir freundlicherweise erklären wie ""Männerauthentizität...""(häh? Anm. d. Autors) ""...Cowboytum und Freiheit"." in positiv verknüpftem Zusammenng stehen;)?

    Etwa Männer die keine Frauen sind, gerne in der Landwirtschaft arbeiten, Gewalt für ein Mittel der Problembewältigung halten und Unterdrückung anderer mit Unabhängigkeit verwechseln?

     

     

    Vielen Dank für 1 bischen Aufklärung:)

     

    ihr Tazleser W.