Mit Gas die Spritkosten halbieren: Billiger und umweltfreundlich
Wegen der hohen Benzinpreise rüsten viele ihr Auto um - auf Flüssiggas. Den Liter gibt es für 70 Cent. Der Umbau kostet zwischen 1.500 und 2.800 Euro. Er rentiert sich nach zwei bis drei Jahren.
BERLIN taz Wut oder Frust - das ist nicht die einzige Möglichkeit, auf die steigenden Benzinpreise. zu reagieren. Am Montag kostete der Liter Benzin etwa 1,50 Euro. Immer mehr AutofahrerInnen steigen um auf preiswertere Alternativen. Der erfolgreichste Benzinersatz derzeit: Flüssiggas.
Die deutsch-französische Vereinbarung zu künftigen Abgasnormen für Autos bedeutet nach Berechnungen des Freiburger Ökoinstituts einen klaren Rückschlag für die Klimaschutzpläne der EU: Statt angepeilter 18 Millionen Tonnen klimabelastenden Kohlendioxids würden nur 15 Millionen Tonnen eingespart. Die beiden Regierungen hatten sich vergangene Woche darauf geeinigt, den Ausstoß von Kohlendioxid der Neuwagenflotte der Autohersteller erst bis 2015 auf durchschnittlich 120 Gramm pro Kilometer zu begrenzen. Bis dato war geplant, die Norm schon 2012 einzuführen. AFP
Hierzulande ist dieser Treibstoff, der auch als Autogas vermarktet wird, vielen noch unbekannt. Dabei ist das Propan-Butan-Gemisch europaweit der am häufigsten verwendete Alternativtreibstoff. Aber auch in Deutschland tut sich was: Anfang 2006 waren nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes gut 40.000 Flüssiggas-Pkws auf deutschen Straßen unterwegs. Heute fahren in Deutschland 230.000 Pkws mit Flüssiggas, was allerdings nur 0,5 Prozent der zugelassenen Pkws entspricht. Für diese Entwicklung gibt es vor allem einen Grund: Flüssiggas kostet an der Zapfsäule etwa halb so viel wie Benzin. Zurzeit sind das etwa 70 Cent pro Liter. Das liegt an den niedrigen Steuern von 9,7 Cent pro Liter. Dieser Steuersatz ist bis 2019 gesetzlich garantiert, so dass Autogas auch bei steigenden Rohstoffpreise langfristig deutlich billiger bleibt.
Zudem ist Gas im Vergleich zu Benzin umweltfreundlicher, weil es viel sauberer verbrennt. Unterm Strich blasen Flüssiggas-Autos 80 Prozent weniger Stickoxide in die Luft. Sie sind schwefelfrei. Und ihr Kohlendioxidausstoß sinkt im Vergleich zu Benzinern um etwa 18 Prozent. Auch Rußpartikel und Feinstaub entstehen bei der Gasverbrennung nicht.
Wer mit Flüssiggas fahren will, muss von einer Fachwerkstatt eine Autogasanlage einbauen lassen. Der Umbau kostet je nach Modell zwischen 1.500 und 2.800 Euro. Er ist nicht aufwendig, funktioniert allerdings nur bei Benzinern und nicht bei Dieselmotoren. Die Benzineigenschaften eines Autos bleiben durch den Eingriff unberührt. Die Kosten rentieren sich meist nach zwei bis drei Jahren. Wer zum Beispiel 2.200 Euro in eine Gasanlage investiert, der fängt bei den jetzigen Benzinpreisen im Schnitt nach 33.000 Kilometer an zu sparen. Damit rentiert es sich eher umzurüsten statt einen Diesel mit geringem Verbrauch oder ein Erdgasfahrzeug anzuschaffen.
Erdgasfahrzeuge verbrennen anders als Flüssiggasautos Methan. Der Boom, der sich beim Flüssiggas vollzog, hat hier nicht in gleicher Form stattgefunden, obwohl das Fahren mit Erdgas ähnlich preiswert und umweltfreundlich ist wie mit Flüssiggas: Etwa 60.000 Erdgas-Pkws gibt es heute in Deutschland. Doch 90 Prozent der Erdgasautos seien Neufahrzeuge, sagt Michael Ehring vom Trägerkreis Erdgasfahrzeuge. Bei Flüssiggasautos sei die Quote umgekehrt: Zumeist würden vorhandene Fahrzeuge nachgerüstet. "Erdgasanlagen nachzurüsten lohnt sich ökonomisch häufig nicht", sagt Ehring. Erdgasnachrüstungen seien mit Preisen zwischen 3.000 und 4.500 Euro deutlich teurer als solche für Flüssiggas
Die höheren Kosten ergeben sich vor allem aus dem größeren Aufwand, der sich aus den chemischen Eigenschaften des Erdgases Methan ergibt. Es muss unter extrem hohen Druck von 200 bar in stabilen Stahlflaschen gespeichert werden, während Autogas schon bei einem Luftdruck von 8 bar flüssig wird. Das ist auch der Grund, wieso dieselbe Tankfüllung mit Erdgas nur halb so weit reicht wie die mit Flüssiggas. Auch die Zahl der Erdgastankstellen stagniert mit derzeit bundesweit 790 auf niedrigem Niveau.
Lange Zeit galt auch das dünn gesäte Versorgungsnetz für Flüssiggasautos als Handicap. Mittlerweile sich viel getan: Die Zahl der Flüssiggastankstellen hat sich seit Ende 2005 auf 3.853 nahezu vervierfacht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
Resolution gegen Antisemitismus
Nicht komplex genug
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
BSW in Thüringen
Position zu Krieg und Frieden schärfen