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Debatte Faruk SenDie Grenzen des Akzeptablen

Kommentar von Sergey Lagodinsky

Die Ressentiments gegen Juden einst und Türken heute lassen sich durchaus vergleichen. Wer eine solche Debatte tabuisieren will, der schadet letztlich selbst der Integration.

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4 Kommentare

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  • IL
    Ian Leveson

    Sinngemäss hat einen Religionswissenschaftler Anfang der 1980'er Jahren geschrieben, dass die Betrachtung der Juden in Europa war, dass sie im Widerspruch zum Europäischen lebten und die der Muslimen, dass sie den äusseren Feind und Gefahr darstellten. Gewissermassen, als die Juden meistens sich sekularisiert und Israel als Nation neben den anderen "Völker" etabliert wurde, und frommen, religiöslebenden Muslimen nach Europa einwanderten wurden die Rollenbetrachtungen vertauscht. Muslimen werden heute betrachtet auch als im Widerspruch zur Europäischen Normen lebenden, und "Zionist" Israel als äusseren Gefahr zum Weltfrieden hochstirilisiert (siehe Meinungsumfragen der letzten Jahren). Der Subtext dieser Artikel, für diejenigen, die ihn hören möchten, ist, dass Juden, besonders fromme Juden die ernst nach dem Jüdischen Gesetz leben, immer noch alltags- und Institutionalisierte Diskriminierung vergleichbar die der Muslimen erfahren (nicht nur in Deutschland). Dieser Artikel gehört zur Pflichtlekture für Politiker.

  • MY
    Murat Y.

    Sehr geehrter Herr LAGODINSKY, vielen Dank für die interessante Beleuchtung der Angelegenheit. Solch eine sachliche und historische Auseinandersetzung zur "Problematik" habe ich nahezu in allen anderen Kommentaren in der Presse vermisst. Die Befindlichkeiten der türkischstämmigen Bürger finden in der deutschen Öffentlichkeit selten Beachtung. Man spricht lieber über Türken, als mit ihnen. Wenn sich eine Minderheit ausgegrenzt fühlt, dann sollte man dies ernst nehmen und sich damit auseinandersetzen, und die Diskussion nicht gleich abwürgen bzw. erst gar nicht entstehen lassen. Vor dem Hintergrund, dass Faruk Sens Äußerungen zur "Unterstützung" der Juden in der Türkei dienten, finde ich die Reaktionen hier hinsichtlich Schlösser austauschen und eMail-Konten sperren etc. maßlos überzogen. Eine sachliche, inhaltliche Diskussion zu seinem Beitrag wäre sinnvoller gewesen. Kündigen kann man am Ende immer noch.

  • CS
    Cetin Senol

    Vielen Dank Herr Lagodinsky! Sie können sich gar nicht vorstellen, wie gut es mir tut, der ich in der Türkei geboren, hier aufgewachsen, und seit über 12 Jahren den deutschem Pass habe, so etwas zu hören, nach all den Fragen, warum ich denn nicht nach Hause zurückkehre, wenn es mir hier nicht gefiele.

    Gerade heute wieder bekam ich diesen Spruch zu hören - von einem Sozialpädagogen!

    Erst meine Frage, ob er mich, der ich Deutschland genauso wie er als mein Land, als mein Zuhause betrachte und darum hier bliebe trotz all meiner Kritik an Deutschland hier zu bleiben gedenke, ob er mich ich in die Gaskammer schicken wird, wenn ich seiner Aufforderung, "nach Hause" zu gehen, nicht Folge leiste, erst diese Frage brachte ihn zur Besinnung.

    Kritik an Deutschland von jemandem, der einen türkischen Namen trägt, zieht unweigerlich das "RAUS HIER!" nach sich, so als hätte sich nie etwas geändert. Und nein, dieses "RAUS HIER!" kommt keineswegs von den Rändern unserer Gesellschaft, sondern von seiner Mitte. Keiner, der keinen türkischen Namen trägt, wird die gleiche Erfahrung machen wie wir, die wir sowohl unseren Namen als auch unseren kritischen Blick uns bewahrt haben, doch jedem steht es frei, diesen Selbstversuch zu machen, sich als Türke auszugeben und Deutschland zu kritisieren. Da interessiert dann auch der deutsche Pass nicht mehr, man bekommt als Quittung immer wieder das gleiche zu hören: "RAUS HIER!"

  • KN
    Karl-Stephan Neufeldt

    Ich kann mich des Eindrucks nicht erwähren, daß der eigentliche Anlaß für die Entrüstung über den Vergleich in einem falschem Schnellschuß zu suchen ist.

    Ich habe zwar nicht explizit danach gesucht, aber es hat etwa eine Woche gedauert bis ich aus den Medien erfahren habe, daß der Vergleich sehr wohl differenziert vorgetragen wurde.

    Daraus folgt meiner Meinung nach in der Tat, daß sich die "Sittenwächter" ebenso differnziert zu Ihren bisherigen Kommentaren zu äußern und gegebenfalls, zu entschuldigen haben.

    Der andere Eindruck dessen ich mich nicht erwähren kann ist allerdings, daß dieser Artikel nicht dazu dienen soll diese Frage zu klären, sondern ebenfalls der Lust den moralischen Zeigefinger zu heben frönt.