Die Wahrheit: Traumwandlerin der Liebe

Das geheime Tagebuch der Carla Bruni. Heute: Der Gärtner ist immer der Höhepunkt.

Auf zu neuen Abenteuern: Die Première Dame und ihr kleiner Nici brechen nach Süden in die Ferien auf. Bild: ap

Mon cher journal intime …

Ich mache mir wirklich Sorgen um Nici. Seit ich entdeckt habe, dass er sich die Kopfhaut färbt, weil ihm die Haare ausgehen, frage ich mich, was als nächstes kommt. Und auch, wie lang wir wohl noch zusammen sein können, so als Mann und Frau. Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass ich es lang aushalte, wenn er mir nicht mehr der Mann sein kann, den ich brauche. Es ist eh ein Wunder, dass sich seine Attraktivität für mich schon so lang hält. Das hat natürlich mit seiner Macht zu tun und mit dem Leben, das er mir bietet. Aber reicht süß sein aus, um mich bei der Stange zu halten? Mein altes Kindermädchen hat immer gesagt, lieber ein Spatz in der Hand als ein Hengst auf dem Dach. Aber ich weiß wirklich nicht, ob ich für diese Betrachtung der Dinge nicht noch zu jung bin.

Heute Morgen sind die offiziellen Zahlen gekommen: Platz eins der Charts! Mein Album! Ich glaube, ich habe mich noch nie so lebendig gefühlt! Noch nie ist mein Bedürfnis im Mittelpunkt zu stehen, die Beachtung der Welt zu haben, so auf einen Punkt zusammengelaufen, wie in diesen Tagen. Die ganze Zeit bin ich getragen von der Euphorie, die mein momentanes Leben auslöst. Dieses Leben ist größer als alles, was ich mir je vorgestellt habe. Ich wollte immer schon schön und begehrenswert sein, durch Klugheit auffallen, durch meinen Charme, durch meine Weltgewandtheit. Aber jetzt ist es nicht nur so, dass all diese Dinge zum Tagen kommen. Jetzt ist es sogar so, dass man meiner überbordenden Person nicht entkommen kann.

Ich werde gerade zur verordneten Galionsfigur. Ein wenig so, wie die Frauen von Diktatoren: Evita Peron, Imelda Marcos, Elena Ceausescu … auch sie haben für die Kultur im Staat gestanden. Und das Volk musste sie mögen. Ich muss ein wenig aufpassen, dass die Franzosen sich nicht am Gängelband des Palastes fühlen. Vielleicht sollten wir die Strategie ändern und Plakate kleben lassen: „Sie müssen Carla Bruni nicht lieben, nur weil sie Franzose sind.“ Das bringt mir bestimmt einige Sympathien.

Donnerstag, 24. 7. 2008

Es gibt schon wieder Ärger. Die Weinbauern. Mal wieder. Weil ich die Frage nach einer Schwangerschaft mit dem Hinweis verneint habe, mein Bäuchlein käme vom Bier, das ich trinke, haben sich die Winzer hellauf empört. Erst ein Präsident, der sich dem Exportgut Nummer eins versagt, nun die Frau des Hauses, die lieber Bier trinkt. Aus lauter Wut über die „Verräter der Nation“ sind 300 von ihnen vor den Palast gefahren und haben uns sieben Laster mit ausgequetschten Reben vor die Tür gekippt. Zum Glück hatten wir noch die Kärcher im Haus, und Nici hat gleich das Personal angewiesen, zurückzuschlagen. Es war eine Wahnsinnssauerei.

Origineller fand ich die Bierbrauer. Ich meine nicht, dass ich französisches Bier trinken würde, Frankreich und Bier – das geht ja gar nicht. Aber immerhin hatten die Brauer eine tolle Idee und bringen nun demnächst das Diätbier „Carla“ auf den Markt.

Freitag, 25. 7. 2008

Ich spüre meine Erschöpfung. Merke, wie die trüben Gedanken sich einzunisten beginnen, wenn ich gerade mal nicht hinschaue. Frage mich, was danach kommt. Nach dem Hype und dem Rummel um meine Person. Wenn das Interesse erlahmt, die Anfragen weniger werden. Nici hat ja recht, wenn er sagt, ein Kind wäre nur ein weiterer Punkt, den ich abhakte, um mich durch einen neuen Aufmerksamkeitsschub abzulenken. Aber wovon? Das konnte er mir ebenso wenig sagen wie, was ich dagegen machen soll. Dafür erzählt er scheinheilig im Figaro: „Obama? Das ist mein Freund.“ Von wegen Freund! Als Obama uns dann besuchte, war Nici einfach furchtbar eifersüchtig. Er hat sofort erkannt, dass ich die bessere Jackie neben dem neuen Kennedy wäre. Und Obama? Hat immer nur gelächelt …

Freitag, 25. 7., nachts

Manchmal habe ich das Gefühl, es ist wie eine Sucht. Ständig muss ein neuer Kick her. Eine Titelgeschichte, eine Live-Sendung, das Glückwunschtelegramm eines reichen Verehrers, eines Prinzen, eines Scheichs … So lange das wirkt, ist alles in Ordnung. Lässt die Euphorie darüber nach, kommen die grauen Gedanken … Ich bin so froh, dass wir nun die Ferien in unserem Haus an der Küste verbringen. Das hilft mir vielleicht, einfach nur Carla zu sein und mich mit dem zufriedenzugeben, was ich habe. Was ja alles ist. Ich weiß, ehrlich gesagt, gar nicht, was ich noch vom Leben wollen könnte. Was ja wiederum auch unglaublich schrecklich ist. So jung zu sein und ohne Ziel, nichts mehr zu haben, was man anstrebt.

Samstag, 26. 7. 2008

Joseph. Seine Zunge. In meinem Mund. In meiner Achsel. Auf meinen Brüsten. Die Schwielen seiner Gärtnerhände, die kratzige Hornhaut, die wie ein Reibeisen meine Schenkel entlang fuhr. Ohne jedes Zucken, ohne jeden Zweifel blickt er mir in die Augen, die eine Hand in meinem Nacken, mit der anderen hält er meine Hände über meinem Kopf fest. Blickt mich an, sagt: „Und, was willst du?“ Schon jetzt könnte ich schreien, weiß nicht mehr, wohin mit mir. Fühle, wie sein großer, großer Penis an meinem Schenkel pulsiert. Immer wieder seine Zunge in meinem Ohr … Ich weiß nicht, wie lange ich so unter der Dusche gestanden habe. Ich weiß nur, dass mir das blöde Duschgel alles versaut hat, weil es prompt in dem Moment auf meinen Fuß gefallen ist, als sich alles so real angefühlt hat, dass es nur noch die Frage von wenigen Augenblicken gewesen wäre.

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kari

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