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Journalist in Sri Lanka inhaftiertDas Beispiel namens Tissa

In Sri Lanka sitzt ein bekannter Journalist in Haft. Anhand seines Falls beklagen Menschenrechtler Repressionen im Land.

Menschenrechtsorganisationen schlagen Alarm: In Sri Lankas Hauptstadt Colombo ist seit dem 7. März der bekannte tamilische Journalist Jayaprakash Sittampalam Tissainayagam, genannt Tissa, ohne Anklage in Haft. Eine Antiterroreinheit der Polizei hatte ihn festgenommen. Später wurde ein auf 90 Tage begrenzter Haftbefehl nachgeschoben und noch einmal um weitere 90 Tage bis zum 5. September verlängert. Nach Sri Lankas Antiterrorgesetzen ist eine Inhaftierung ohne Anklage bis zu zwölf Monaten möglich. Das verstößt nach Meinung von Menschenrechtsorganisationen gegen internationales Recht und wird in dem südasiatischen Land zunehmend genutzt, um regierungskritische Journalisten einzuschüchtern.

Bei allen gerichtlichen Anhörungen, denen bisher keine Anklageerhebung folgte, durfte Tissa Berichten zufolge nicht anwesend sein. Eine richterliche Anordnung, ihn im Mai dem Gericht vorzuführen, blieb laut amnesty international folgenlos. Seine Anwälte hätten nur zweimal mit ihm sprechen können.

Ihm wird vorgeworfen, Kontakt zu den Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) zu haben, den tamilischen separatistischen Rebellen. Sri Lankas Bürgerkrieg forderte seit 1983 mindestens 70.000 Todesopfer. Seit Aufkündigung eines brüchigen Waffenstillstands durch die Regierung im Januar ist der Krieg wieder eskaliert und die LTTE in der Defensive. Da gegen Tissa keine Anklage erhoben wurde, werten Menschenrechtsorganisationen seine Verhaftung als Akt der Willkür. Er leide zudem unter einer Augenkrankheit und drohe im Gefängnis zu erblinden. In einer von ihm eingereichten Klage gibt er an, gefoltert worden zu sein.

Er ist Kolumnist der unabhängigen englischsprachigen The Sunday Times und betreibt die Webseite www.outreachsl.com, die von der Organisation Facilitating Local Initiative for Conflict Transformation (FLICT) gefördert wird und sich für Frieden und Gerechtigkeit auf der Insel einsetzt. FLICT, von der deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit finanziert, fördert Projekte der zivilen Konfliktbearbeitung.

Laut Thomas Seibert von der deutschen Hilfsorganisation medico international gilt Tissa als besonnen und setzt sich seit Jahren für Opfer von Menschenrechtsverletzungen ein, gleichgültig, ob es sich um Tamilen, Singhalesen oder Muslime handelt. Eine Kolumne in der Sunday Times vom Februar erzürnte laut Seibert Verteidigungsminister Gothabaya Rajapakse, einen Bruder von Ministerpräsident Mahinda Rajapakse. Der Minister gilt als treibende Kraft hinter der Festnahme. In der Kolumne hatte Tissa der Regierung vorgeworfen, in die Rekrutierung von Kindersoldaten durch die paramilitärische Gruppe TMVP verwickelt zu sein. Die TMVP spaltete sich 2004 im Osten des Landes von der LTTE ab. Der wird seit Jahren die Rekrutierung von Kindersoldaten vorgeworfen.

Organisationen wie Reporter ohne Grenzen und das World Press Freedom Committee beklagten im April in einem Brief an den Ministerpräsidenten einen "Krieg gegen Journalisten". Denn der Fall Tissa ist nur das prominenteste Beispiel für Repressionen, die von Regierung wie Rebellen ausgeübt werden.

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3 Kommentare

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  • K
    Kannan

    Die sri lankische Regierung geht mit dem Anti-Terrorismus Gesetz nicht nur gegen Journalisten, sondern hauptsaechlich gegen Tamilen vor. Wie auch Tissa werden tausende Tamilen ohne Beweise willkuerlich festgehalten. In welcher "Demokratie" dieser Welt wird ein Journalist willkuerlich verhaftet und ohne Beweise gar in Haft misshandelt? Die Regierungen Sri Lanka´s griffen schon vor der Entstehung der Liberation Tigers of Tamil Eelam zu den Mitteln zu denen sie auch heute noch greifen, um das tamilische Volk zu unterdruecken. Die Entstehung der Liberation Tigers und anderer militanten Gruppen ist das rassistische Werk des buddhistisch singhalesischen Klerus.

  • K
    Kumar

    Ich denke diese Leute haben vielleicht eine Verbindung zu LTTE. Bekanntlich benutzt LTTE Journalisten für ihre Zwecke. Manchmal waren sie wirklich auf der Geldliste von LTTE. Nicht nur Journalisten auch NGO-Mitglieder arbeiten für LTTE. Es ist auch nicht selten, dass sogar katholische Piester mit Bomben festgenommen worden sind. Neulich hat die Polizei, eine Mitglieder der JVP( sinhalesische Linke Partei) festgenommen, der jahrelang für LTTE gearbeitet hat. Ich denke nicht, dass er(Journalist) so unschuldig ist. Wenn er unschuldige wäre, würde er freigelassen, nach dem Plügellei oder Schimpferei.. Wir können aber nicht zulassen, dass sie für LTTE arbeiten, und das Leben von normalen Menschen zur Hölle machen. Ob in Sri Lanka herschende Regel richtig, falsch , das bestimmen die Leute in Sri Lanka und nich West oder EU. Man kann Recht und Unrecht definieren wie man will. Das passiert auch in westlichen Demokratien, wenn es um die Rechte von anderen Teilen der Welt geht. Sie sollen und müssen nicht darüber diskutieren und sprechen, besorgt sein, als ob sie es nicht gewusst hätten. Man muss eins wissen: In Sri Lanka Journalisten genießen keien Immunität. Wenn sie etwas falsches machen, werden sie bestraft. Man kann nicht einfach sagen: "Jeder Journalist ist kein Informant,LTTE-Agent. Man darf es nicht pauschalisieren". Aber Vorbeugung ist besser als Heilung. Wir wisssen, wie verheerend Schaden sein können, wenn mann die Situation nicht unbeobachtet läßt.

    Das (Verdächtige festnehmen,beobachen, wenn schuldig bestragen) muss auch so sein.Sonst endet dieser Krieg nicht. Wenn Krieg vorbei ist, werden diese Menschenrechtler, Journalisten arbeitslos. Das ist sicher. Nicht nur das: Häfte der NGO-Mitarbeiter werden arbeitslos. So kann auch die West,EU, Deutschland können sich nicht in Sri Lanka einmischen.

  • W
    W.B.

    Es ist schlimm, aber was ich nicht verstehe, warum die internationalen presseorganisationen nicht über ihre eigenen medien, presse, radio und tv sowie auch über die jeweiligen politiker in ihren ländern versuchen, mehr druck für die menschenrechte in sri lanka und freilassung von tissa zu fordern.