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"Batman"-Verfilmung "Dark Knight"Das Sommergespenst

Wie ein Blockbuster gemacht wird: Was uns der Aufruhr um Christopher Nolans gedopte "Batman"-Verfilmung "Dark Knight" - mit Heath Ledger als "The Joker" - sagt.

Und alle wollen Ledger sehen. Bild: warner bros.

Seit Wochen schon geistert ein Film durch die Medien, dessen Emblem passenderweise ein schwarzes Fledermauskostüm ist. Seit "Dark Night" - eigentlich "nur" eine weiteres Sequel einer unübersichtlichen Reihe von "Batman"-Verfilmungen - vor knapp zwei Wochen in den USA angelaufen ist, bricht er dort alle Rekorde, wie es so schön heißt. Und weil bekanntlich nichts so erfolgreich ist wie der Erfolg, hat der Film inzwischen schon den Status "Kinoereignis des Jahres". Hierzulande kann man es kaum erwarten, bis der Film am 21. August endlich anläuft.

Das Schöne an diesem Kinoereignis scheint zu sein, dass es "echt" wirkt und nicht wie ein bloßer Marketingtrick. So echt eben wie der Unglücksfall, mit dem es seinen Anfang nahm: Am 22. Januar starb Heath Ledger, der im Film den Joker spielt, an einer Überdosis Schlaftabletten. Die Dreharbeiten zu "Dark Knight" waren abgeschlossen; der 26-jährige Australier hatte gerade mit der Interviewarbeit begonnen, die für Beteiligte an solchen Großproduktionen verpflichtend ist, und dabei mehrfach angedeutet, dass die Darstellung des "psychotischen Massenmörders" Joker ihn schlaflose Nächte gekostet habe. Bereits wenige Tage nach seinem Tod gab es die ersten Meldungen darüber, wie "sensationell" Ledger seine Aufgabe erfüllt habe. Von da an baute sich langsam, aber beständig die Erwartung auf, genährt von einem stetig wachsenden Strom an Kommentaren von Menschen, die auf irgendeine Weise etwas vom Film gesehen oder erfahren hatten. So groß war der Hype schließlich, dass der eigentliche Filmstart wie eine Erlösung erschien. Prompt wurde aus einer Verkaufsstrategie ein Dienst fürs Volk: Um die Nachfrage zu befriedigen, startete "Dark Knight" nicht wie üblich am Nachmittag oder Abend des Stichtags, sondern bereits mit "Midnightscreenings". Und schon gab es die ersten Rekordmeldungen. Gefolgt von einem wahren Regen weiterer: Kein Film hat je zuvor so viel Geld am ersten Wochenende eingespielt und so schnell die 200-Millionen-Dollar-Marke erreicht.

Solche Rekorde sind dazu da, um Nachrichten zu generieren, die ihrerseits wieder Erwartungen schüren und schon fällt die nächste Rekordmarke. "Dark Knight" hat bereits die 300-Millionen-Dollar-Schwelle überschritten, und das sechs Tage schneller als der bisherige Rekordhalter "Pirates of The Caribbean: Dead Man's Chest".

Bei "Dark Knight" handelt es sich tatsächlich um spannende Unterhaltung. Und Heath Ledger spielt sich tatsächlich die Seele aus dem Leib als schauriger Schurke, der sich unangreifbar macht, weil er kein anderes Ziel verfolgt, als "die Welt brennen sehen zu wollen". Es gibt tolle Verfolgungsjagden, atemberaubende Explosionen und schicksalhafte Wendungen. Aber der Film ist keine Offenbarung. Wie so viele Superhelden-Verfilmungen dauert er im Grunde zu lange und kaschiert seinen Mangel an echtem Drama nur mühsam mit viel pathetischem Gerede über die Schwierigkeit, ein Held zu sein, wenn man es mit dem Bösen zu tun hat. Die Anspielungen auf aktuelle Situationen des "War on Terror" nimmt man besser erst gar nicht ernst.

Denn, als wüssten wir's nicht schon: Die Kassenrekorde sagen nichts über die Qualität eines Films aus, viel aber über die Strategien des amerikanischen Kinomarkts: "Dark Knight" bricht auch deshalb Umsatzrekorde, weil er in einer bislang kaum erreichten Anzahl von Kopien gestartet wurde. Der beste Mittwochstart, der beste Montag nach einem Feiertagswochenende - was solche eigens kreierten Rekordmarken verdecken, ist die traurige Tatsache, dass die Filme immer schneller "ihr Geld" einspielen müssen. Mit traurigen Folgen für die Kinolandschaft: Ein Film wie "Dark Knight" belegt gleich mehrere Säle eines Multiplexes und macht so jede Konkurrenz klein - im Schatten eines solchen "Events" erscheint der Rest an Filmen obskur und nicht der Beachtung wert. Es sei denn, es handelt sich um "Mamma Mia!"

Im Fall von "Dark Knight" fallen diese Mechanismen nun besonders auf, weil er gegen die Gewohnheit der letzten Jahre bei uns nicht zeitgleich zu den USA gestartet wird. Der Grund dafür ist simpel: Im Sommer gehen die Deutschen, anders als in den USA, dem Mutterland der Klimaanlage, nicht gern ins Kino. Offenbar wollte man den Unglücksfall vermeiden, dass "Dark Knight" keinen Rekord bricht, etwa am schnellsten die Millionenmarke an Zuschauern erreicht - und lässt ihn deshalb zum Ferienende anlaufen.

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9 Kommentare

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  • A
    Albert

    Liebe Barbara,

    der Film Dark Knight ist sehr wohl eine Offenbarung, da es schlichtweg die beste Comic-Verfilmung ist. Deine "Kritik" bezieht sich doch nur auf den Erfolg von DK, denn ansonsten hättest du wohl deine Zeilen nicht vollgekriegt. Ich als jahrelanger Comic-Fan kann dir nur sagen, dass ich nie einen besseren Joker gesehen habe, also nicht mal in den Comics. Wahrscheinlich hast du den Joker zum ersten Mal erleben dürfen. Falls nicht, hast du mal im Netz ein Bild von J.Nicholson als Joker gesehen. Dazu kann ich dir auch nur sagen, dass H.Ledger meinen eben angesprochenen Lieblingsschauspieler an die Wand gespielt hat. Das hat einiges zu bedeuten. Wie schon hier vorgeschlagen, schreibe doch bitte was über die Blechtrommel.....

  • H
    Homungus

    Witzig, ich hatte gerade eine Diskussion über den Film und seine Qualität. Ohne bis dato diesen Artikel zu kennen, habe ich Barbara nur beigepflichtet und dieselbe Argumentation genutzt.

     

    Der Film wurde gehyped bis zum erbrechen und als ich ihn geschaut habe, fand ich ihn langweilig. Danke Barbara für deine offenen Worte.

     

    ... und nein, ich bin nicht unzufrieden mit meinem Leben ;)

  • N
    neutral

    Liebe Barbara,

    Ich habe soeben deine Kritik gelesen. Warum nur bist du so unzufrieden mit deinem Leben?

  • DT
    Dan the (bat)man

    Hallo,

    fantastische Kritik!! Ich mag eigentlich auch gerne mal Action und "Entertainment" aber dieser Film war wirklich, wie beschrieben, nur aufgeblasen, dass er für Tiefgang oder Abwechslung oder gar Intelligenz gelobt wird, kann ich nicht begreifen. Es ist wirklich schlimm, dass solche Filme derartigen Erfolg haben und allen anderen Filmemachern anscheinend die Chance nehmen interessante Werke zu vollbringen.. Wenn ich mir vorstelle, was man mit 185 Mio. $ hätte schaffen können....

    Ihre Kritik war wirklich sehr treffend, aber anscheinend kommen Bemühungen dem verblödeten Publikum die Augen zu öffnen zu spät, da braucht man schon mehr Special Effects.

  • MH
    Michael Herbert

    >>Ich bring dich nicht um, dafür macht es zu viel Spaß mit dir«, sagt der Joker in Christopher Nolans The Dark Knight zu Batman – und stellt damit das gesamte Genre des Superheldenfilmes auf den Kopf: Batman (gespielt von Christian Bale) wird zum Stichwortgeber und Handlanger des Joker. Damit ist aus dem nervtötenden Hollywood-Wahn, jeden Superhelden auf Erden auszuschlachten, endlich das erste Meisterwerk entstanden.

    Liebe Barbara: Du solltest wirklich die Finger davon lassen kritik über "Entertainment" zuschreiben.

  • E
    egos

    Ohhhhhh, kam da tatsächlich mal ein intelligent gemachter Blockbuster ins Kino. Ne, der darf einfach nicht gut gewesen sein.... Das hatte ja nicht mal die konkret nötig, und dass will was heißen

     

    (tolles Spamsicherheitswort, "Gras" musst ich noch nie eingeben)

  • V
    venom

    Ich schließe mich der Meinung von Christian an. Vielleicht sollte Barbara sich Filme wie "Die Blechtrommel" oder "Metropolis" nochmal ansehen und dafür Kritiken schreiben, würde bestimmt positiver ausfallen. Wer aber keine Lust hat sich mit Entertainment zu beschäftigen, sollte auch die Finger davon lassen.

  • CO
    Christian Opitz

    Mit Verlaub im Westenlichen am Film vorbeigeschaut und die Kritik ist zur Polemik geronnen, Kapitalethos darf man auf anderen Plattformen entgegentreten.

  • K
    klavingross

    Die Batman Vermarktung kennt echt keine Grenzen! Rechzeitig zum Kinostart wird dem Fan eine Batman Card mit vielen Motiven aus dem aktuellen Film, aber auch aus früheren oder aus den Batman Comics angeboten. Die sogenannte PAYANGO Prepaid Visa Card gibt es ab nächster Woche.

    Davon kann man halten was man will, sieht aber echt super aus, besonders die Karte mit Joker drauf.