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Kritische bayerische Lehrkraft versetztStörerin des Schulfriedens

Nach ihrer Kritik am bayerischen Schulsystem wird eine Grundschullehrerin abgestraft. Ihr wurde vorgeworfen, Schüler zu gut zu benoten.

Wenn zu viele Grundschüler aus einer Klasse auf Gymnasium und Realschule wechseln, werden bayerische Schulräte stutzig. Bild: AP

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22 Kommentare

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  • MS
    Martin Sigl

    Ich meinte wirklich Lehrer werden zu sollen, um die Schule "besser zu machen". Staatsexamen als Lehrer (Sek I) in München Pasing.

    Schon während meiner Schulpraktika und vielfältigen Kontakten zu Lehrern und Schulräten zwecks Vorbereitung von aufwendig geplanten Unterrichtsversuchen von Mitstudenten als Tutor bei Prof. Dr. Kurt Singer, begann ich an jenen (Rektoren/Schulräten) zu zweifeln.

     

    Meine selbstausbeuterische Beschäftigung mit der Schulbürokratie ließ mir die Zeit zu erleben wie Rektoren- und Schulratskinder mit "ihren" Pädagogikprofessoren um 10:00 Vormittag in der Kantine sich beim Bier trafen.

     

    Quintessenz: Ich ging (1977!!)nach Berlin, studierte Psychologie und lebe seitdem von meiner Leidenschaft die Psychotherapie ausüben zu dürfen.

     

    Ich wäre gerne Lehrer geworden und Frau Czerny wühlt alle meine damaligen Traumata mit der Institution Schule als angehender Lehrer wieder auf. Ich selbst war ein guter Schüler und ging gerne zur Schule, hätte also von daher nichts zu klagen.

     

    Sie genießt meine ganzen Respekt und sie wird trotzdem von der Bürokratie verheizt werden. Noch ist sie jung und hat offensichtlich immense Kräfte.

     

    Ohne die Öffnung zu freien Schulen und ohne die Auflösung des Beamtensystems in der Bildungsbürokratie wird sich nichts ändern.

     

    So schade das auch immer ist.

     

    Man darf eines nie vergessen: der Irrwitz, der diese Bürokraten leitet heißt: Sie bewahren in Wirklichkeit

    die Zivilisation vor ihrem Untergang, denn ohne dass man den Menschen beibringt auf das von Oben Kommende zu hören sind die Menschen nicht lebensfähig.

     

    Dass diese Leute dabei von sich auf andere schließen ist ihnen durch den Verblendungszusammenhang, den sie lebenslang verinnerlicht haben, völlig verbaut.

     

    Martin Sigl

  • FN
    Fritz Nestle

    Hallo Criticos,

     

    wenn Ihnen sonst niemand widerspricht, will ich es versuchen.

     

    Ich halte es für eine infame Unterstellung (und eine große Überschätzung der Beamten), wenn Sie den Schulverwaltungen unterstellen, dass diese die Selektion als wichtige Aufgabe des Schulwesens ansehen. In mehr als vierzig Jahren aktiver Arbeit im Schulwesen und Teilnahme an Lehramtsprüfungen habe ich zwar oft Beamte mit eingeschränkter Sicht der Probleme kennen gelernt, aber nie solche, die Selektion in den Vordergrund gestellt haben.

     

    Natürlich ist Fördern mit der anschließenden Möglichkeit der Selektion verbunden; Einigkeit bestand aber stets darin, dass optimales Fördern im Rahmen der individuellen Grenzen die wichtigste Aufgabe ist.

     

    Sie propagieren übrigens mit "Weg mit Lehrern, die selber kaum wissen, wie Prozentrechnung geht" selbst die Selektion, die stets nach dem Fördern kommen muss, wenn man optimale Ressourcennutzung anstrebt.

     

    Um Missverständnisse auszuschließen: Wir werden nie zu viele leistungsfähige Jugendliche ausbilden können, aber die Feststellung der Schulleistung sollte man nicht 500 Tausend Lehrkräften überlassen, von denen 500 Tausend verschiedene Maßstäbe angelegt werden. Chancengerechtigkeit sieht anders aus.

     

    Ob Lernende noch zu meinen Lebzeiten die Chance bekommen, sich selbst, ohne Zwischenschaltung einer Lehrkraft, anhand überprüfbarer Bildungsstandards Rückmeldung über ihren Lernstand zu verschaffen, ist eine spannende Frage. Dass ich mich dafür engagiere, können Sie feststellen, wenn Sie Google nach 'überprüfbare Bildungsstandards' fragen.

  • C
    Criticos

    Mich wundert es allerdings sehr, wer sich hier alles und wie sehr wundert. Seid ihr denn nicht alle selber in die Schule gegangen? Habt ihr denn nicht die Selektion selber erlebt?

     

    Dass in einer kapitalistischen Gesellschaft - und auch im real existierenden Sozialismus wars nicht anders - die jungen Menschlein rechtzeitig auf die Hierarchie der Berufe verteilt gehören, die die Gesellschaft für sie bereit hält, ist doch geteilter Konsens!

     

    Da geht halt dann der Streit SPD- oder CSU-mäßig nur noch darum, ob man lieber gleich nach der 4. Klasse sortiert oder besser bis zur 8. wartet, damit die Spätzünder nicht als verwertbares Potential verloren gehen.

     

    Wer dafür ist, dass der eine Klo Putzen soll für maximal 4,- € die Stunde oder auch für 8,- € Mindestlohn, während andere so 200,- E Stundensatz für die Schnippelei am Menschenfleisch berechnen dürfen, der soll sich nicht über Noten aufregen.

     

    Was hier mit Frau Czerny geschieht, ist ganz normal: sie passt nicht ins System, sie unterläuft es, wenn sie nicht auch in ihrer Klasse für eine bayern-adequate Verteilungsquote auf Gymi, Realschule und Hauptschule sorgt. Sie ist Staatsbeamtin und hat Staatszwecke zu erfüllen. Da der Staat aber schlecht sagen kann, du musst Hauptschüler produzieren, muss man ihr den Zweck der Selektion halt mit lauter kleinen und größeren Schikanen einbläuen. Was soll das Schulamt denn auch sonst mit ihr anstellen?

     

    Zugegeben: das Schulamt in FFB ist dabei schon besonders rigoros, andere gehen da feinfühliger vor. Jetzt hat sich Frau Lemnitzer, die Schulamtsleiterin, hoffentlich ein Eigentor geschossen mit dieser Versetzung. Sie ist ja bekannt als jemand, der rigoros über Kritiker hinwegrollt wie ein sowjetischer Panzer.

     

    Sie ist ja wohl schon auf dem Weg in den Ruhestand, und die Nachfolgerin wird es wohl diplomatischer anstellen müssen.

     

    Aber mal ehrlich: ändern wird sich nichts!

     

    Da müssten schon erst mal viele Eltern aufstehen und sagen: Wir wollen DIESEN Schulzweck Selektion nicht mehr hinnehmen. Weg mit Gymnasium, Realschule, Hauptschule. Weg mit Lehrern, die selber kaum wissen, wie Prozentrechnung geht und unsere Kinder verderben. Wissen vermitteln und für Spass am Lernen sorgen statt nach jedem halb vermittelten Stoff nachzuzählen, wie wenige es ganz, wie viele mittel und welche nicht begriffen haben und ihnen dieses Ergebnis dann als Zeugnis auszufertigen.

     

    Frau Czerny als Trainerin für Lehrer, damit die endlich mal lernen, wie man Unterricht machen kann, würde ich mir wünschen.

     

    Stattdessen bleibt einfach abzuwarten, wie lange sie die Schickanen noch aushält und wann sie das Handtuch wirft, wie seinerzeit Fee Czisch in München, die ebenfalls Übertrittsquoten von mehr als 90 % geschafft hatte.

     

    Nachzulesen: Fee Czisch: Kinder können mehr: Anders lernen in der Grundschule.

  • FN
    Fritz Nestle

    Es ist gut, wenn Christian Bleher im "Fall" Czerny nachhakt. Würde es darum gehen, dass Frau Czerny zu gute Noten gegeben hat, so wäre ich zu hundert Prozent auf der Seite der Schulverwaltung. Aber aus dem ersten Beitrag konnte man entnehmen, dass die von Frau Czerny unterrichteten Kinder hoch motiviert sind und deshalb überdurchschnittliche Leistung zeigen.

     

    Den Schulverwaltungen muss man den Vorwurf machen, dass sie sich bisher um die Vorgabe überprüfbarer Unterrichtsziele drücken. Das wäre heute im Internet ganz einfach. Und wenn diese Vorgaben so formuliert würden, dass die Kinder selbst ihre Leistungsfähigkeit überprüfen können, dann hätten auch Kinder, die nicht von Frau Czerny unterrichtet werden, Gelegenheit, ihre kognitiven Fähigkeiten im Grundschulalter besser zu entwickeln. Letztlich beruht unser Wohlstand darauf, dass möglichst viele Kinder in der Grundschule nicht resignieren, sondern ihre natürlichen Lernbedürfnisse ausschöpfen können. Andere "Rohstoffe" hat unser Land nicht; deshalb müssen wir diese im Interesse der Kinder und im Interesse aller optimal entwickeln.

     

    Die Diskussion im Vorgänger-Forum (https://www.taz.de/1/zukunft/wissen/artikel/kommentarseite/1/bitte-nicht-fuer-schueler-engagieren/kommentare/1/1/) hat mich zu einem Brief an das bayerische Kultusministerium angeregt. Hier ist er:

     

    "Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus

    80327 München

    „Fall“ Czerny

     

    Sehr geehrte Damen und Herren,

     

    wenn ein Beschäftigter in einer Chip-Fabrik das Produktionsverfahren verbessern kann, so dass weniger – bei der Chip-Produktion unvermeidlicher - Ausschuss entsteht, erhält er eine Prämie.

     

    Kann es sein, dass in Bayern eine Lehrkraft der Grundschule bestraft wird, wenn überdurchschnittlich viele Schüler in der von ihr unterrichteten Klasse gute Leistungen zeigen?

     

    Dieser Eindruck entsteht, wenn man die Diskussion um Sabine Czerny verfolgt.

     

    Zwischenzeitlich ist der Vorgang zum „Dienstvorgang“ geworden, in dem sich das Ministerium entweder öffentlich schützend vor Schulleiterin und Schulamtsdirektorin stellen oder der betroffenen Lehrerin Schutz vor ungerechter Behandlung durch ihre Vorgesetzten und Dienstvorgesetzten geben muss.

     

    Mit etwas Fingerspitzengefühl auf allen Seiten hätte sich die entstandene ungute Situation vermeiden lassen, die schon einen Landeselternausschuss Berlins ( nach Google) beschäftigt. Für das „Aussitzen“ dürfte es jetzt zu spät sein. Als Minimum müßte man eine Stellungnahme des Ministeriums in Foren wie http://www.taz.de/1/zukunft/wissen/artikel/1/nachhaltig-den-schulfrieden-gestoert/ erwarten dürfen, um den Schaden zu begrenzen.

     

    Mit freundlichem Gruß

     

    gez. Fritz Nestle

     

    (Prof. a.D.)"

     

    Wir werden sehen, ob das Kultusministerium reagiert. Allerdings sind Ferien. Vielleicht beflügelt indessen der nahe Wahltermin in Bayern eine sachgerechte Aufarbeitung.

  • AW
    Annette Wassmann-Erb

    Ich würde Frau Czerny gerne ermutigen eine Fortbildung zu veranstalten, wie man so erfolgreich arbeitet!Sie soll unbedingt zu dem AdZ-Kongress nach Bregenz kommen vom 2.10.-5.10.08. Nur nicht aufgeben! Hut ab vor ihnen!

  • NM
    nicht massgefertigt

    Es ist unfassbar, welche Politik hier auf dem Rücken aller SchülerInnen wieder einmal betrieben wird. Da schreien Politiker laut nach neuen Förderungsansätzen wegen des schlechten Abschneidens bei der PISA-Studie und verankern das Recht auf individuelle Förderung eines jeden Kindes im Schulgesetz und dann das.

    Da werden alle angeblichen Bemühungen um bessere und individuelle Förderung ad absurdum geführt.

    Es darf halt nicht sein, dass es plötzlich überdurchschnittlich viele gute SchülerInnen gibt. Da muss etwas faul sein. Und weil nicht sein kann, was nicht sein darf, wird eine engagierte Lehrerin - von der viele Eltern und SchülerInnen nur träumen können - abgeschoben, zwangsversetzt. Nicht zum Wohle aller, sondern lediglich zum Wohle und zum Erhalt eines völlig maroden Schul-und Bildungssystems.

  • OF
    Oliver Frei

    Merkt Ihr nichts? Auf diese Weise wird einer anachronistischen Klassen- und Ständegesellschaft der Weg geebnet. Eine Gesellschaft, in der es keine Chancengleichheit und gleichberechtigte Teilhabe gibt, sondern nur ein Oben (für eine privilegierte "Elite") und ein Unten (für alle Übrigen, vulgo: das "Volk"). Soviel ich weiß, erstreckt sich der Geltungsbereich des Grundgesetzes (Artikel 2 (1): Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit...) auch auf den Freistaat Bayern. Leserbriefschreiber K. Heinrich hat vollkommen Recht. Bei der Wahl zum bayerischen Landtag am 28. September haben die Wählerinnen und Wähler die Möglichkeit, den Verantwortlichen im Interesse und zum Wohle ihrer Kinder die Rote Karte zu zeigen.

    Liebe Bayern, Euer schönes Land hat etwas Besseres verdient. Darum nutzt die Chance und stellt das Personal der alten Staatspartei vom Platz, denn: DIE KÖNNEN ES NICHT!

  • KH
    Kornak Heinrich

    Am 28. September können die Menschen in Bayern das Wort u. a. für oder gegen Sabine Czerny ergreifen.

    Alle die nicht weiterhin dem ungleichen Spiel, zwischen den übermächtigen Schulräten und hilfslosen Eltern bzw. Lehrkräften, untätig zusehen wollen, können das Kräfteverhältnis beiden Mannschaften beeinflussen. Die Wähler haben es selbst in der Hand, ob Sie dem Spiel eine Wende geben, in dem sie eine neu formierte Mannschaft aufs Spielfeld schicken, und zwar zum Wohle unserer Kinder.

    Weil ich persönlich die Übermacht der Schulbehörde (noch zur Zeit Frau Hohlmeier) als Vater einer Schülerin spüren dürfte, werde ich auf jeden Fall einen Elfer für Sabine Czerny und nicht in das Eigentor vollstrecken.

  • A
    AOB

    Allein die Tatsache, dass mich das im Artikel Geschilderte nicht überrascht, spricht Bände. Ich möchte hier gar keinen Keil treiben zwischen Ausländerkindern (trifft bei meinem Sohn zu und Kinder aus Akademikerfamilien (trifft ebenfalls bei meinem Sohn zu), denn Fronten sind wenig hilfreich. Das gesamte Schulsystem krankt. Ich höre regelmäßig von mittelmäßigen Lehrern, die die Schüler nicht motivieren können. Selbst, wenn es soweit kommt, dass die Probleme thematisiert werden, weist man den zurecht unruhigen und wenig rege am Unterricht teilnehmenden Schülern die "Schuld" zu, sie müssen dann an Workshops mit der Schulpsychologin teilnehmen. Was passiert mit der unfähigen Lehrkraft? Die grinst sich eins. In Zeiten des Lehrermangels haben die Schlechten nichts zu befürchten. Die Guten scheinbar schon. Verkehrte Welt!

    Andrea O'Brien

  • H
    HuGo

    Ich stimme Herrn Reinhardt zu. Diese Systematik ist mittlerweile flächendeckend in Deutschland bzw. im westlich Wertekulturkreis anzutreffen; es braucht dringend ein Regulativ, und wenn's von der Saar kommt.

  • IN
    Ihr Name Claudia Rieg-Appleson

    Sehr geehrter Herr Bleher,

    danke für den Bericht über Fr. Czerny.

    Das erinnert mich sehr an das Vorgehen des bayerischen Kultusministeriums im Falle Hr. Schrägle, Schulleiter am Gymnasium Laufen/OBB.

    Dieser hatte die Einführung des G8 kritisiert und wurde daraufhin - unter der Ära Hohlmeier- und wegen fadenscheiniger anderer Gründe in das Amt für Bildungsforschung nach München versetzt. Auch ihm wurde eine ´Störung des Schulfriedens´ vorgeworfen. Als das Ganze dann vor den Hohlmeier Untersuchungsausschuß kam, wurde Hr. Schrägle rehabilitiert und ist seit letztem oder vorletztem Jahr wieder Schulleiter in Laufen.

    Damals hatte sich eine Bürgerinitiative für ihn gegründet und diese hat sehr erfolgreich für seine Wiedereinsetzung gekämpft. Das war auch gott sei dank erstmal das Ende für Frau Hohlmeier als Kultusministerin. Sie war auch enorm inkompetent in diesem Amt.

    Meine Hochachtung für Fr. Czerny, und sie soll sich nicht unterkriegen lassen und genauso weitermachen. Die Eltern und Schüler danken es ihr, ein Leben lang.

    Ein Ereignis ist mir persönlich bekannt, das Bekannten von uns geschah, als diese ihren Sohn auf die Realschule bringen wollten (Engländer) und die Lehrerin meinte, Ausländische Kinder gehen eher prinzipiell auf die Hauptschule bei uns in Bayern. Er machte die Aufnahmeprüfung auf der Realschule und bestand diese. Da ist schon einiges sehr im argen hier im bayerischen Schulsystem, natürlich ist es oft die Klassenstärke, die manche Lehrer dazu zwingt, sich nicht so sehr um den einzelnen kümmern zu können, bei 30-31 Kindern in der Klasse. Bei 32 Schülern erst wurden die Klassen geteilt.Seit wie lange schon kämpfen Elternverbände hier für kleinere Klassen. Das Geld aus dem gescheiterten Transrapid könnte man sehr nützlich hier zur Verfügung stellen.

    Mit herzlichen Grüßen

    Claudia Rieg-Appleson

  • LO
    Lernen ohne Angst

    Weil eine Lehrerin zu gute Lernergebnisse erzielte, weht ihr nun ein rauer Wind entgegen. Hintergrund: Ihre Schüler lernen laut Elternzuschriften zu gut, zu schnell und zu gern.

     

    Das belegt anscheinend nicht nur die Mittelmäßigkeit oder gar Unfähigkeit anderer Pädagogen, nein es beliefert auch Haupt- und Förderschulen nicht ausreichend mit Nachschub und grenzt somit an Anarchie!

     

    Bergab läuft es sich bequemer als bergauf - und so soll durch die Versetzung rasch der gewünschte Zustand wieder erreicht werden. Aber um welchen Preis?

     

    Dieses Beispiel zeigt, worunter mehr und mehr Familien zu leiden haben, denn immer häufiger erreichen uns Anfragen von Eltern, deren Kinder "aussortiert" werden sollten, um unbeliebte Schulformen zu füllen.

     

    Gut, dass dieses System einmal in aller Offenheit dargestelt wurde.

    Dieser Fall zeigt weit mehr, als der erste Blick vermuten lässt. Mobbing und Bossing gegen Lehrkräfte und Familien - zugunsten eines Beamtenbiotops und zum Schutz eines Bildungssystems, dass sein Versagen hinlänglich dokumentiert hat.

     

    Angelika Bachmann

    LOA Lernen ohne Angst e.V.

  • OK
    Objekt klein a

    @Max Reinhardt:

     

    Ich sympathisiere mit ihrem Beitrag, allerdings glaube ich nicht dass man diesem Vorgang mit dem subtilen Instrumentarium eines Pierre Bourdieu zu Leibe rücken muss, da die Skandalösität ja unmittelbar einleuchtet. Das wäre mit Kanonen auf Spatzen zu schießen.

    Das hat mehr mit offener Boshaftigkeit als mit dem (unbewussten) Habitus zu tun.

  • PT
    Patrick Therre

    Das Märchen vom gerechten Staat habe ich schon längst aufgegeben. Hier muss alles normal und durchschnittlich laufen und nur nicht auffallen.

     

    Freiheitliches Denken ist schon gar nicht erwünscht, das sieht man an den Univeritäten dessen Instituten schon lange von der Industrie gesponsert oder betrieben werden .

     

    Das erinnert mich ans Mittelalter als die Kirche meinte sie müsse es verteidigen um ihre Pfründe zu sichern und immer noch behauptete die Erde sei eine Scheibe.

     

    Diese Art von Lobbyismus ist schon immer betrieben worden .

  • DW
    Doreen Weiß

    Nicht nur in Bayern werden gerade junge Lehrer derartig drangsaliert. Auch in anderen Bundesländern, z.B. Rheinland-Pfalz, ist man als Junglehrer schlecht beraten, aus der Reihe zu tanzen. Wer sich gegen ungerechte Behandlung wehrt, steht sofort auf der schwarzen Liste. Das Problem liegt eben auch in den extrem hierarchischen Strukturen des deutschen Schulsystems, in dem man von unten her kaum einen Wandel bewirken kann.

  • DG
    Dierk Giese

    Ein sehr guter Artikel. Einmal mehr wird deutlich, dass Schule nicht Lernen, sondern Selektion durch Repression bedeutet. Potenziale wecken, Schüler zu interessieren usw. passen da nicht rein. Wer Zensuren nach Gaußschem Durchschnitt fordert, läßt Entwicklungen eben nicht zu. Gruß von einem Dipl.Kfm aus Hamburg, der noch Spaß hatte beim Lernen.

  • AH
    Andreas Hofmann

    Das bestätigt mein selbst gewonnenes Bild der Bildungsrealität in Bayern, wo es in etlichen Grundschulen eine Art Klassenpädagogik (in Sinne von gesellschaftlichen Klassen) gibt. D.h. nur mäßige Sprösslinge von Akademikern und sonstigen Honoratioren bekommen locker die Gymnasiumsempfehlung, während Kinder aus Arbeiter- oder gar Migrantenfamilien sich abstrampeln können wie sie wollen, es reicht doch höchstens für die Realschule. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass man ein paar von den guten Schülern auf der Hauptschule behalten will, damit man noch halbwegs eine Existenzberechtigung für diese abgehalfterte Schulform behält. Dafür kann man aber keine Akademikerkinder nehmen, denn deren Eltern würden berechtigterweise auf die Barrikaden gehen. Aber mit Migranten kann mans ja machen, die trauen sich nicht zu wehren.

  • WP
    Wolfgang Patzig

    Die junge Kollegin Czerny ist ein weiteres Mobbingopfer, das damit unbedingt daran gehindert werden muss Karriere zu machen. Die offenbar überdurchschnittlich fähige und engagierte junge Kollegin hatte wohl plötzlich zuviele gute Schüler. Das weckte den Neid der Betonschädel, die zu solchen Leistungen nie im Leben fähig sind und zugeben müssten, dass die Oberen nicht die Besseren sind.

    Aus diesem Denkschema heraus kam es ja auch zu der bizarren Rating-Skala zur PISA-Studie: Bayerns Schüler in Deutschland vorn! In mathematischer Logik: Wir sind die Gescheitesten unter den Dümmsten in Europa.

  • FR
    Friedrich Rutz

    Ich wollte es nicht glauben. Wer seinen Unterricht effektiv gestaltet und Einserschüler hat, muss nach dem Willen der Bayrischen Schulbhörden seine Schüler unter Leistung benoten. Er wird sogar bestraft. Bayern hat die wenigsten Abiturienten auf die Bevölkerung gerechnet in der Bundesrepublik und schwört auf seine Hauptschulen.Ich kann nur hoffen, dass die Eltern nicht klein beigeben und die Opposition der CSU mit diesem Skandal Feuer unter dem Hintern macht.

    Bildungsgerechtigkeit ist das nicht, eher Ideologie.

  • FR
    Friedrich Rutz

    Ich wollte es nicht glauben. Wer seinen Unterricht effektiv gestaltet und Einserschüler hat, muss nach den Willen der Bayrischen Schulbhörden seine Schüler unter Leistung benoten. Er wird sogar bestraft. Bayern hat die wenigsten Abiturienten auf die Bevölkerung gerechenet in der Bundesrepublik und schwört auf seine Hautschulen.Ich kann nur hoffen, dass die Eltern nicht klein beigeben und die Opposition der CSU mit diesem Skandal Feuer unter dem Hintern macht.

    Bildungsgerechtigkeit ist das nicht, eher Ideologie.

  • MR
    Max Reinhardt

    Dieses Beispiel offenbart das ständische Denken vieler Lehrer und Politiker, die in Wahrheit gar nicht daran interessiert sind, allen Schülerinnen und Schülern zu helfen, sondern eben ihr ständisches Denken reproduzieren wollen. Diese Lehrer und Politiker können sich gar nicht vorstellen, dass es wie in Finnland möglich ist, fast alle SchülerInnen zu erreichen. Dieses aber ist nichts anderes als bewusstes Aussortieren, um die ständische Strukturierung der Gesellschaft zu erhalten. Dieses Denken ist übrigens sehr gut bei dem französischen Soziologen Pierre Bourdieu nachzulesen. SchülerInnen werden nicht nur nach Leistung gemessen, sondern auch nach ihrer sozialen Herkunft, und wer die habituellen Normen nicht erfüllt, hat schon von Anfang an Negativpunkte zu verzeichnen.

    Meistens sind diese Lehrer und Politiker, die dieses ständische Denken vertreten, gleichzeitig Anhänger einer Leistungsgesellschaft. Dies aber ist eine pure Ideologie, da sie gar nicht nach Leistung bewerten wollen, sondern die Leistungsträger stärken wollen, um die anderen auf ihrer "angestammten Position" zu belassen.

    Traurig, aber wahr.

  • BW
    Bark Wind

    Ich hoffe, es gibt bald Streiks etc. an Schulen, mit Soli-Erklärungen für diese mutige und kompetente Frau, sowohl von Lehrerinnen/Lehrern, als auch von Schülerinnnen/Schülern.

     

    Mobbing von weniger kompetenten Vorgesetzten oder Kolleginnen/Kollegen gibt es übrigens leider auch sonst in der Welt sehr oft, nicht nur an Schulen, und nicht nur in Bayern.