Produktion desd Billig-Autos ist gefährdet: Bauern bremsen den Tata Nano

Der Tata Nano, das billigste Auto der Welt, sollte die Sensation des Jahres 2008 auf den Straßen werden. Doch nun demonstrieren Tausende vor der Autofabrik in Singur.

Protestaktion vor dem Tata-Motorenwerk in Singur. Bild: ap

DELHI taz Tausende von Demonstranten legen die Arbeiten an dem Tata-Werk in Singur im Bundesstaat Westbengalen lahm, in dem der Nano gebaut werden soll. Das geht schon seit Tagen so. Der Trinamool Congress, eine linke Regionalpartei, wirft der Landesregierung vor, sie habe etliche Kleinbauern durch die Enteignung von etwa 400 Hektar Land um ihre Existenz gebracht.

Die Aktivisten fordern, Teile des Werks zu verlegen, 160 Hektar solle Tata an die Bauern der Region zurückgeben. "Auch wir wollen das Tata-Werk in Singur", sagte Trinamool-Parteichefin Mamata Banerjee. "Aber es sollte Hand in Hand mit der Landwirtschaft gehen."

Die Proteste und die Blockade einer nahe gelegenen Fernstraße wurden Ende der vergangenen Woche gewalttätig. Seitdem hat Tata seine Bautrupps aufgefordert, aus Sicherheitsgründen vorerst nicht mehr zur Arbeit zu erscheinen. Unternehmenschef Ratan Tata drohte, er werde auf die bereits investierten 350 Millionen Dollar verzichten und sich einen anderen Standort suchen. Protestführerin Banerjee sicherte dann am Dienstag zu, es werde keine weiteren Blockaden geben. Doch die Frage der 160 Hektar Land müsse gelöst werden.

Denn in den vergangenen Monaten ist es immer wieder zu Protesten gekommen. Demonstrationen während der laufenden Nano-Produktion könnten den Konzern finanziell schwer treffen und das Prestigeprojekt zu einem Flop werden lassen. Der Nano soll 1.700 Euro kosten und so als das billigste Auto der Welt verkauft werden.

Es ist nicht das erste Mal, dass es in Westbengalen Proteste gegen Industrialisierung gibt. Dabei geraten ausgerechnet linke Gruppen und die gewählte kommunistischen Landesregierung aneinander. Im Jahr 2007 legten Demonstrationen eines Aktionsbündnisses, in dem auch der Trinamool Congress vertreten war, Teile des Bundesstaates lahm.

Die kommunistische Landesregierung Westbengalens wollte in der Region Nandigram, 70 Kilometer von der Hauptstadt Kalkutta entfernt, eine 40 Quadratkilometer große Sonderwirtschaftszone einrichten. Linke Aktivisten besetzten die Region. Maoistische Rebellen, die in der Gegend aktiv sind, schlossen sich ihnen an. Es kam zu bewaffneten Übergriffen auf Vertreter der Regierungspartei, von denen viele aus ihren Häusern vertrieben wurden. Diese rächten sich im November.

Tausende bewaffnete Kader der Communist Party of India stürmten die Region, eroberten das Land zurück und töteten vermutlich Hunderte Aktivisten und Rebellen. Die Ereignisse lösten in Indien Entsetzen aus. Der Hauptinvestor, ein indonesischer Großkonzern, zog sich aus Westbengalen zurück. Die Pläne, eine Sonderwirtschaftszone einzurichten, wurden aufgegeben.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.