DER GUTE BERLINER?
: Socken verteilen

Kaum haben sich die Türen der S-Bahn geschlossen, setzt sich der zerlumpte Mann in Bewegung. „Motz zu verkaufen“, ruft er schnarrend und schlängelt sich durch die Menge. Kauft man ihm eine Zeitung ab, die man eigentlich gar nicht will? Gibt man ihm Geld? Fördert man damit irgendeine Sucht? Ist das mal wieder viel zu pädagogisch gedacht? Oder schaut man wie so viele andere einfach zur Seite und wartet, bis der Mann mit den bittenden Blicken vorüber ist?

Die Begegnung mit Bettelnden und Bedürftigen gehört in Berlin zum Alltag. Sie bringt einen immer wieder in Konflikte, vorrangig mit sich selbst. Das muss nicht so sein, glauben die Jugendlichen eines christlichen Treffs in Alt-Treptow. „Wir wollten eine gute Lösung finden, wie wir reagieren könnten“, so der Gruppenleiter Tobias Schöll. Sie ließen sich von der Kältehilfe beraten, was Obdachlosen im Winter tatsächlich hilft. Das Ergebnis: eine Papiertüte, auf der in geschwungenen Lettern das Wort „Rosinen-Bömbchen“ steht. Das Hilfspaket enthält ein Paar Socken, ein Getränk, einen Müsliriegel, eine Rettungsdecke, Feuchttücher, Taschentücher, eine Postkarte und eine Zahnbürste mit Zahnpasta.

Für 2 Euro – so viel kostet der Inhalt – kann man eine Tüte bei ihnen kaufen. 40 davon gingen bis Ende Januar bereits weg. Anfang März sollen die Hilfspakete bei einem Gottesdienst der Berliner Stadtmission vorgestellt werden, heißt es. Man muss die Tüte nur mit sich tragen – und bei nächster Gelegenheit an den Mann oder die Frau bringen. Dann hoffentlich ganz ohne schlechtes Gewissen. ALL Foto: Archiv

Kontakt: www.facebook.com/Rosinenboembchen