Der neue Besitzer des Aufbau-Verlags: Immobilieninvestor und Brecht-Liebhaber

Er sei auf alle Summen vorbereitet, sagt Matthias Koch auf die Frage nach den anstehenden Investitionen und strahlt. Er ist seit zwei Uhr am Montagmorgen der neue Eigentümer des insolventen Aufbau-Verlags.

Wie sein Vorgänger Lunkewitz ist Matthias Koch Immobilieninvestor und Brecht-Liebhaber Bild: dpa

Glaubt man dem Vorgänger des frisch gebackenen Aufbau-Verlegers Matthias Koch, Bernd F. Lunkewitz, der bei der Pressekonferenz neben ihm sitzt und der siebzehn Jahre lang Verleger bei Aufbau gewesen ist, bevor er im Mai das Handtuch schmiss, dann hat der 65-jährige Koch allen Grund zum Strahlen. Erstmals seit der Verlag 1991 von der Treuhandanstalt verkauft worden ist, scheinen alle juristischen Verwicklungen geklärt. Koch ist mit der von ihm gegründeten Aufbau Verlags GmbH und Co KG nun tatsächlich im Besitz von allen Rechten und Lizenzen des Verlags.

Es sieht so aus, als könnte auch der Aufbau-Verlag aufatmen. Statt der befürchteten Übernahme durch einen Konzern, die Personalabbau im großen Stil und Veränderungen des Verlagsprogramms bedeutete hätte, ist es nun doch ein privater Käufer geworden. Koch ist Immobilieninvestor (wie Lunkewitz) und bezeichnet sich als Brecht-Liebhaber (wie Lunkewitz). Mit dem Verlagsgeschäft hat er bisher nichts zu tun gehabt und will deshalb die inhaltlichen Entscheidungen weiterhin den Geschäftsführern René Strien und Tom Erben überlassen. Aber er schätze das Verlagsprogramm, erklärt Koch: "Der Aufbau-Verlag steht für Humanismus und kritische Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit." Sein Engagement verstehe er "als ideale Ergänzung" zu seinen "kulturunternehmerischen Aktivitäten".

Diese Aktivitäten von Koch, der erst im Mai mit seiner Familie vom Ruhrgebiet nach Berlin gezogen ist und im Kulturbetrieb bisher nicht öffentlich in Erscheinung getreten ist, geben sich sozial und kulturell motiviert: In Stralau hat er ein 3-Generationen-Haus bauen lassen. Der Aufbau-Verlag soll demnächst seine Räume in dem geplanten Kreativkaufhaus am Moritzplatz haben, das Koch mit dem Materialgroßhändler Modulor als Kultur-Zentrum im ehemaligen Bechstein-Haus aufbauen will. Ökostrom, Räume für Kulturveranstaltungen, jetzt noch ein Verlag. Klingt wie aus dem Bilderbuch.

Idealismus wird nicht dahinterstecken. Wenn man Koch fragt, ob ihm tatsächlich halb Stralau gehöre, wird sein Grinsen breiter und er versichert, dass er Gewinne in Zukunft sicher auch mit dem Aufbau-Verlag erzielen werde. Schärfung des Verlagsprofils in der Öffentlichkeit, Ausbau des Marketings und die unumgängliche Kürzung von acht Stellen, sind Stichworte, die er hierzu nennt. Vor allem aber soll Aufbau als unabhängiger Verlag erhalten bleiben. Dafür, sagt Koch, sei er längerfristig bereit, Geld aus seinem Privatvermögen zu investieren.

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