Verwirrung in Las Vegas: Footballspiel endet im Chaos

Football kann ein sehr unübersichtlicher Sport sein. Wie ein im Chaos endendes Football-Spiel in Pittsburgh die Glücksspieler im weit entfernten Las Vegas in Wallung brachte.

Sein Touchdown sorgte für Chaos: Troy Polamalu fängt einen Pass ab. Bild: ap

Leiber türmen sich zu Haufen, das Ei geht unter Muskelbergen verloren, Gliedmaßen verwirren sich: Football ist bisweilen ein überaus unübersichtlicher Sport. Ganz besonders unübersichtlich ging es zu am vergangenen Sonntag in Pittsburgh. Es waren nur noch fünf Sekunden zu spielen, die heimischen Steelers führten 11:10 und der Gast aus San Diego versuchte verzweifelt, seine letzte Chance zu nutzen. Kurz vor der eigenen Endzone warfen die Chargers den Ball hin und her, verbotene Vorwärtspässe vermeidend und auf ein Wunder hoffend, bis es Steelers-Verteidiger Troy Polamalu zu bunt wurde, er dem Durcheinander ein Ende machte, sich den Ball schnappte und ihn zum Touchdown trug. Das Spiel war entschieden, es stand 17:10 und die Mannschaften trotteten vom Feld. Und 3.500 Kilometer entfernt, im Spielerparadies Las Vegas, rasteten die Wetter aus.

Doch dann griffen die Schiedsrichter ein und lösten ein Chaos aus - in Pittsburgh und in Las Vegas. Zuerst beorderten sie die Spieler zurück auf den Platz, um den nach einem Touchdown obligatorischen Extra-Punkt zu kicken, und dann fiel dem für die Video-Überwachung zuständigen Offiziellen ein, die Aufzeichnung des letzten Spielzugs überprüfen zu lassen. Oberschiedsrichter Scott Green bestätigte zuerst den Touchdown, entschied sich dann aber nach einer weiteren Diskussionsrunde mit seinen sechs Assistenten, während all das live im Fernsehen übertragen wurde, den Touchdown abzuerkennen. Der Grund: Einer der Rückwärtspässe ging eigentlich nach vorne. Offizieller Endstand nun doch wieder 11:10 und in Las Vegas drehte nun der Rest der Glücksspieler durch.

Nach dem Spiel, in den Katakomben des Stadions, tauchten weitere Fragen auf. Die Schiedsrichter hatten 13 Strafen gegen die Heimmannschaft verhängt - und nur eine einzige gegen San Diego. Böswillige Beobachter könnten unterstellen, dass die Referees einen Erfolg der Chargers befördern wollten. Und kurz darauf musste Spielleiter Green zugeben, dass die Aberkennung des Touchdowns doch ein Fehler war: Eigentlich hätte man auf Vorteil für die Steelers entscheiden müssen. Nun wurden in Las Vegas wohl die ersten Mordpläne geschmiedet.

Denn für die Spieler machte die schiedsrichterliche Verwirrung keinen Unterschied: Die Steelers hatten gewonnen, die Chargers verloren, egal ob das Spiel nun 11:10, 17:10 oder 18:10 gewertet wurde. Doch für die Buchmacher und Wetter, die auf dieses Spiel gesetzt hatten, ging es, je nachdem wie der Eiertanz der Offiziellen nun in den Spielberichtsbogen einging, um Millionen von Dollars. Denn sehr viel beliebter in den USA als die Wette auf den bloßen Ausgang eines Spiels ist das sogenannte "spread betting": Die Buchmacher legen vor einem Spiel fest, wie hoch es voraussichtlich ausgehen dürfte. Diesmal war der "spread" 4 zugunsten von Pittsburgh, also die Steelers Favorit auf einen Sieg mit vier Punkten Differenz. Wer auf den Favoriten Pittsburg gesetzt hatte, wähnte sich nach dem Touchdown in allerletzter Sekunde als reicher Mann - und ging nach der irrigen Schiedsrichterentscheidung dann doch ganz leer aus.

Die Verluste für die Zocker - und die Gewinne für andere - gehen in die Millionen. Eine Debatte um Bestechung und Einflussnahme aus zwielichten Kreisen, wie sie momentan den internationalen Fußball umtreibt, droht der National Football League (NFL) trotzdem nicht - und das obwohl in den USA das Wetten auf Sportereignisse, auch bei illegalen Buchmachern, ungleich beliebter ist als in Europa. Doch eine sieben Mann starke Schiedsrichter-Combo zu bestechen gilt als zu aufwändig, ganz zu schweigen von einem mehr als 50 Spieler zählenden Kader gut bezahlter Profis. Kurz: Football ist eben viel zu unübersichtlich für Manipulationen.

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