Portrait Simbabwes Despot: 8000 Hummer für Mugabe
Während sein Volk darbt, feiert der Despot Robert Mugabe mit Hummern und 2000 Flaschen Champagner. Trotzdem verfängt seine Rhtorik in Afrika noch immer.
HARARE/JOHANNESBURG dpa An Robert Gabriel Mugabe schieden sich lange die Geister. Der Jesuitenschüler, der am kommenden Samstag 85 Jahre alt wird, war für die einen ein machtversessener und skrupelloser Despot - für andere einer der letzten großen Freiheitshelden Afrikas. Doch in den letzten Jahren wurden die positiven Beurteilungen immer seltener, die Reihen seiner Anhänger und Freunde haben sich gelichtet. Gerade hat sich Mugabe in eine Koalitionsregierung gerettet, bei der er auch weiterhin die Hand fest an den Hebeln der Macht hat. Sein Volk darbt - doch der Herrscher gönnt sich eine üppige Geburtstagsparty. Genüsslich listeten Medien im benachbarten Südafrika die Bestellliste auf: 2000 Flaschen Champagner, 500 Flaschen Whisky, 8000 Hummer, 4000 Portionen Kaviar.
Mugabe repräsentiert die alte Politiker-Garde des Kontinents. Zornig und verbittert, aber kampfeslustig wie eh hat er sich spätestens seit dem Jahr 2000 vom Hätschelkind des Westens zum geächteten Buhmann entwickelt. Die Vertreibung weißer Farmer, politische Repression und Dürre führten sein Land ins Chaos. Seitdem ist Machterhalt die Devise des einstigen Freiheitskämpfers.
Der geschickte Taktiker hebelte demokratische Kontrollen aus und machte sich praktisch zum Alleinherrscher. Erzbischof Desmond Tutu brachte auf den Punkt, was viele denken. Er bescheinigte dem Mann mit dem kuriosen Bärtchen und den großen Brillengestellen, auf seinem langen Weg zur "Witzfigur des afrikanischen Führers" mutiert zu sein.
"Er war ein strahlender Stern an unserem Firmament, jemand, auf den wir stolz waren. Der Zerfall seiner Persönlichkeit ist schwer zu verstehen. Er ist machthungrig und verhält sich nicht rational", meinte der südafrikanische Friedensnobelpreisträger Tutu.
Bei der Befreiung seines Landes von der weißen Vorherrschaft des rhodesischen Siedlerregimes hat sich der Tischler-Sohn unbestreitbare Verdienste erworben. Und auch später verblüffte der stets elegant gekleidete Intellektuelle und brillante Rhetoriker Freund und Feind lange mit einem auf Ausgleich zwischen Schwarz und Weiß zielenden Versöhnungskurs.
Obwohl er die einstigen britischen Kolonialherren bei seinen rhetorischen Attacken zum Lieblingsfeind erklärt hat, kultiviert er noch heute einen sehr britischen Lebensstil. Vom englischen Tee-Service bis zum Rolls-Royce-Cabriolet: Der Präsident hat sehr britisch anmutende Gewohnheiten.
Der am 21. Februar 1924 in Kutama geborene Mugabe hat unter anderem Ökonomie, Philosophie, Jura, Geschichte und Englisch studiert. Mit seiner früheren Sekretärin Grace ist er in zweiter Ehe verheiratet. Nach Studium und Lehrertätigkeit, Untergrund, Flucht, Folter und langer Haft führte er 1980 Simbabwe in die Unabhängigkeit. Den richtigen Augenblick zum erfolgreichen Absprung ins Privatleben hat er dann verfehlt.
Nach einem Vierteljahrhundert im Präsidentenamt klammert er sich nur noch verzweifelt an die Macht. Geschickt schneiderte er die Gesetze des Landes auf seine Bedürfnisse zu, um die Opposition zu unterdrücken und seine mit der Vertreibung weißer Farmer einher gehende Landreform für den Machterhalt zu instrumentalisieren.
Kritiker werfen ihm Terror, Personenkult und Korruption vor. Immer wieder bemühte Mugabe das (weiße) Ausland als Schuldigen für die Misere. In Afrika, wo vielerorts weiter großes Misstrauen gegenüber "dem Westen" herrscht, traf er auf offene Ohren.
Seine Rhetorik verfängt zwischen Accra und Windhuk immer noch. Und viele glauben immer noch seiner Behauptung, dass die von der Europäischen Union und den USA verhängten Sanktionen die schwere Krise in Simbabwe verursacht hätten. Dabei richten die sich zielgerichtet lediglich gegen Mugabe persönlich und Mitglieder seines Führungszirkels.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Autoritäre Auswüchse beim BSW
Lenin lässt grüßen
Prozess zum Messerangriff in England
Schauriger Triumph für Rechte
BSW in Thüringen auf Koalitionskurs
Wagenknecht lässt ihre Getreuen auf Wolf los
Rückgabe von Kulturgütern
Nofretete will zurück nach Hause
Nahostkonflikt in der Literatur
Literarischer Israel-Boykott
Kamala Harris’ „Abschlussplädoyer“
Ihr bestes Argument