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Zwei Euro pro MonatHoeneß träumt von Fußball-GEZ

Fußball ist ein Millionengeschäft. Dennoch mosert Bayern-Manager Uli Hoeneß über zu wenig Geld. Seine Idee: Die Fußballfans sollen eine Fußball-GEZ-Gebühr zahlen. Sport- und Medienpolitiker lehnen strikt ab.

Will eine neue Geldquelle erschließen - den Fußballfan: Bayern-Manager Uli Hoeneß. Bild: dpa

MÜNCHEN dpa Bayern-Manager Uli Hoeneß wünscht sich eine Revolution im Einnahme-System für den Profi-Fußball. "Meine große Hoffnung ist, dass die Leute irgendwann bereit sind, zwei Euro im Monat für Fußball zu bezahlen", sagte Hoeneß in einem Interview der Wirtschaftswoche. "Das ist nicht mal eine halbe Schachtel Zigaretten oder ein kleines Bier in der Kneipe." Nach Rechnung des Münchner Machers kommen in diesem Fall von den 37 Millionen TV-Haushalten dann "im Monat rund 75 Millionen Euro, im Jahr gut 900 Millionen" zusammen: "Damit kämen wir den 1,2 Milliarden Euro in England und den 1,1 Milliarden in Italien sehr nahe. Das wäre mal was, das wäre dreimal so viel wie die erste und die zweite Liga derzeit pro Saison bekommen."

Politiker von SPD und FDP erteilen der Forderung von Hoeneß nach dieser zusätzlichen Fernsehgebühr eine klare Absage erteilt. "Seine Gedanken halte ich für unrealistisch und völlig überzogen. Das ist so irrwitzig, wie es nur irgendwie geht", sagte Peter Danckert (SPD), Vorsitzender im Sportausschuss des Bundestages. Deutliche Worte fand auch der FDP-Bundestagsabgeordnete und kultur- und medienpolitischer Sprecher seiner Fraktion, Christoph Waitz: "Hoeneß hat vollkommen die Bodenhaftung verloren."

Die Bayern-Führung beklagt seit Jahren die geringeren TV-Einnahmen im Vergleich zur internationalen Konkurrenz, Hoeneß kritisiert ebenso deren Ausgabenpolitik: "Mich ärgert, dass viele unserer Gegner über ihre Verhältnisse leben. In Spanien, Italien und England sind 30 bis 40 Prozent der Vereine nach unseren Maßstäben pleite, das heißt, sie können nicht nur den Spielbetrieb aus eigenen Mitteln nicht mehr finanzieren, sondern wenn ihr Mäzen nicht mitmacht, dann können sie den Laden zusperren", betonte Hoeneß.

Zukünftig drohe im Profi-Fußball ein Sparkurs, denn die Wirtschaftskrise geht auch an ihm nicht spurlos vorbei. "Ich fürchte, dass wir im Sport erst den Anfang der Krise erleben. Warten Sie die nächste Transferperiode ab, also den Zeitraum, wenn die Spieler die Vereine wechseln dürfen. Ab 1. Juli geht es wieder los. Dann werden bei den Clubs die Jahresabschlüsse vorliegen, dann werden sich einige von Spielern trennen müssen", sagte der Manager und rechnet mit weniger Ausgaben auf dem Transfermarkt.

"Ich bin sicher, dass in der kommenden Transferperiode im Schnitt wesentlich weniger Geld fließen wird als in den vergangenen Jahren." Top-Wechsel werde es immer geben, aber die Masse an "Zig-Millionen-Transfers" werde weniger. "Deshalb gilt es für Vereine wie uns, das Pulver trocken zu halten. In ein, zwei Jahren werden wir Spieler bekommen können, von denen du heute nur träumst."

Hoeneß übte in dem Interview auch Kritik an "größenwahnsinnigen Bankern" und stellte im Zuge der Finanzkrise gesunkene Ticketpreise in Aussicht. "Wenn es wirklich schlimmer wird und die Arbeitslosigkeit extrem zunimmt, werden wir über die Eintrittspreise nachdenken und sie der jeweiligen Situation anpassen", versprach der Manager.

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11 Kommentare

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  • S
    Stephan

    Die Idee ist doch sehr gut: Für 2€/Monat alle Exklusiv-Rechte im Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen, wo würde es so etwas sonst auf der Welt geben? Und dann die ganzen Topstars in der Liga, miam...

    Warum soll sich ein Volk nicht ein paar Gladiatoren halten, die für ein wenig Kurzweil sorgen? Zugang für alle zu allen Bundesliga-Ereignissen ist doch sicherlich friedensstiftend an Bundesliga-Spieltagen!

    Ich find´s O.K.

  • T
    tom

    Da kann man nur mit dem Kopf schütteln.

    1. April ist doch noch gar nicht. Kann man so etwas ernsthaft vorschlagen?

  • J
    Jana

    Das schlägt dem Fass den Boden aus! Erhöhung der Fernsehgebühr für den Fußball? Der Mann sollte sich mal an die Birne fassen. Heute schon nehmen die Übertragungen von Fußballspielen im öffentlich-rechtlichen TV überhand. Nicht jeder interessiert sich für Fußball und muss es trotzdem mitfinanzieren. Jetzt auch noch einen Extra-Obulus zu verlangen, ist ein starkes Stück. Reichen die Millionenzahlungen noch nicht für die Millionäre? Wie wär's damit, mal kleinere Brötchen zu backen. Das müssen viele von uns schon seit Jahren.

  • IL
    Ihr lieben

    der typ ist ja von allen guten geistern verlassen und will sich an den "Bösen Bankern" ein beispiel nehmen und seine Rente und die seines Gottverdammten Clans zu sichern und zwar direkt aus Bürgerlichen STEUERTÖPFEN!!! obwohl man ihm vielleicht noch unwissenheit unterstellen kann ist diese Forderung ein ABSOLUTES ARMUTSZEUGNIS von ihm, seiner Zunft und seinem Geschäfts , nicht zuletzt seines VEREINS!

     

    mir wird ganz übel bei soviel ÜBERHEBLICHKEIT!

  • U
    Uwe

    Soll Herr Hoeneß ruhig weiterträumen. Ich jedenfalls brauche keinen Fussball im staatlichen Fernsehen und werde keinen müden Pfennig für überbezahlte Fussballprofis bezahlen. Wo kommen wir denn hin, wenn der Steuerzahler jetzt auch noch Bundesligavereine subventionieren soll.

     

    Dann ist die Bundesliga eben nicht wettbewerbsfähig - es gibt schlimmeres.

  • DB
    Der Bundesinnenminister

    Ist dieser geldgierige Spinner wirklich so durchgeknallt oder tut er nur so? Ich soll zwei Euro im Monat dafür zahlen dass ein Haufen Geldsäcke mit Löhnen jenseits der Realität neunzig Minuten hinter einem Ball herläuft und dafür mehr Geld kassieren als ich wahrscheinlich in meinem ganzen Leben verdienen werde?

    Dieser Haufen Schwachköpfe sollte lieber seine Ansprüche ein ganzes Stück herunterschrauben und für einen normalen Lohn arbeiten. Andere Leute kommen mit 2000€ im Monat aus, das würden die Hirnis doch sicher auch schaffen. Aber dann könnte man sich ja nicht alle sechs Monate ein neues Auto kaufen, die Rechnungen für seine Luxusvilla zahlen oder in der Weltgeschichte herumreisen.

    Hoeneß - du kannst mich mal kreuzweise! Wenn dieser Scheiss wirklich durchkommt ist das nur noch ein Grund mehr der GEZ und ihren Schnüfflern statt einer Einzugsermächtigung einen saftigen Tritt in den Arsch zu verpassen!

  • IP
    ingo Pütz

    Wenn sich Grössenwahn und Geldgier treffen ...

    Peanuts gibts auch aufm Fussballplatz...

  • NN
    Normaldenkender Nichtfußballer

    Herr Hoeneß: Wissen Sie, wo Timbuktu liegt? Ja? Sehr gut: So weit geht mir Ihr Fußball am Arsch vorbei! Holen Sie sich das Geld von denen, die ihren Lebensinhalt auf Samstag/Sonntag und die Konferenzschalte ausrichten. Oder von Ihren überbezahlten Ballakrobaten.

     

    Da hat einer in jungen Jahren zuviele Kopfbälle angenommen. Was für ein Elend! Welche Pflegestufe bekommt man bei sowas?

  • HM
    Hermann Mahr

    Herr Hoeneß sollte mal zum Arzt gehen, denn viele haben von dem jede Sendezeit rabiat beanspruchenden Fußballberichten die Nase voll.

    Ich habe als Kind gerne Fußball gespielt. Was sich dagegen heute Sport nennt, ist ein gnadenloses Geschäft.

  • W
    Weisswurschthasser

    Ja spinnt der denn? Vielleicht sorgt der liebe Herr H. mal für attraktiven Fussball, statt sich wieder mal an einer Masse zu bereichern, die sich für das bayowarische Gekicke nicht interessiert. Für was soll denn der deutsche Haushalt noch alles Zwangsgebühren berappen?

  • M
    monsterman

    Sollen die Millionäre doch für ein normales Gehalt spielen, diesen Millionenquatsch guck ich mir eh nicht mehr an und Hoeneß hats sowieso nicht so ganz gut...