: Jubeln wie die Weltmeister
Ein halbes Jahr vor der Fußball-WM steigt die Euphoriekurve bei den Organisatoren in absurde Höhen. Sportsenator Klaus Böger (SPD): Vorbereitungen „voll im Zeitplan“. Opposition ist für Fanmeile auf der Straße des 17. Juni
Im Streit um den endgültigen Standort der Berliner Fanmeile zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 hat sich Sportsenator Klaus Böger (SPD) klar für die Straße des 17. Juni ausgesprochen. „Ich war immer für 17. Juni“, sagte er gestern vor dem Sportausschuss des Abgeordnetenhauses, der im Olympiastadion über den Stand der WM-Vorbereitungen beriet. Böger kündigte an, dass der Senat bis Ende November zwischen dem derzeit noch vorgesehenen Spreebogenpark und der Straße des 17. Juni entscheiden werde.
Für die CDU hielt Axel Rabbach dem Senat einen „Eiertanz“ vor, der die WM-Planungen überschatte. Die FDP-Abgeordnete Mieke Senftleben sprach von einem „Kompetenzwirrwarr“. Sämtliche Oppositionsvertreter drückten mehrheitlich ihre Vorliebe für die ursprünglich geplante Straße des 17. Juni als Standort der Fanmeile aus.
Trotz der anhaltenden Kritik betonte der Sportsenator, die Stadt und das Land Berlin seien in ihrer Vorbereitung auf das Turnier „voll im Zeitplan“. Laut Böger hat das Sportereignis „eine unglaubliche Bedeutung für Berlin“. Hochgerechnet sei mit 33 Milliarden TV-Zuschauern weltweit zu rechnen. Allein das Endspiel im Olympiastadion werde nach Schätzungen von bis zu drei Milliarden Menschen verfolgt. Für die Stadt sei der gesamte Werbeeffekt rund um die WM auch für die Zeit danach „ein unbezahlbarer Wert“.
Ebenfalls in einer Veranstaltung zur Berlin-Vorbereitung auf die WM hatte in der Friedrich-Naumann-Stiftung der Leiter des hiesigen WM-Büros, Bernd Schiphorst, angekündigt, dass diese WM „alle Vorstellungen sprengen wird und eine seit Jahrzehnten nicht mehr erlebte Dimension hat“. Schiphorst erwartet für Berlin einen ähnlich positiven Schub wie für München durch Olympia 1972 und das WM-Finale 1974.
Die Bezirke rief er auf, sich zu beeilen und so schnell wie möglich ihre WM-Aktivitäten zu koordinieren. Wirtschaftsstadtrat Bernhard Skrodzki (FDP) sagte, die Bezirke fühlten sich bisher „sich selbst überlassen“. Die Konzentration des Senats gelte offensichtlich den Schauplätzen in Mitte. Die Fans würden sich aber auch die alten Plätze auf dem Kurfürstendamm, an Gedächtniskirche und Breitscheidplatz suchen. DPA