"Terminator - Die Erlösung": Schweres Geschütz
Der "Terminator - Die Erlösung" von McG ist gespickt mit liebevollen Reminiszenzen an seine Vorgänger. Alles ist dunkel, bedrohlich und dreckig.
Bei Zeitreisen kann man ganz schön durcheinander kommen. Zurück in die Zukunft war bisher nur eine Möglichkeit von vielen. 1984 drehte James Cameron den ersten "Terminator". Im nuklear verwüsteten Los Angeles des Jahres 2029 herrscht Krieg zwischen den Maschinen vom Computerimperium Skynet und den wenigen Menschen, die den Nuklearschlag überlebt haben. Sie haben sich größtenteils dem Widerstand und dessen Anführer John Connor angeschlossen. Ein Cyborg des Typs T-800 Modell 101, genannt Terminator, gespielt von Arnold Schwarzenegger, wird aus der Zukunft in die Gegenwart zurückgeschickt, um Sarah, Connors Mutter, zu ermorden und damit die Geschichte zu korrigieren. Der Widerstand schickt seinerseits einen Kämpfer, Kyle Reese, auf Zeitreise, damit es nicht zum Mord an Sarah kommt - und auch nicht zum Nuklearschlag.
Mit der Wiederkehr hat es eine eigentümliche Bewandtnis. Seit "Terminator 2 - Judgement Day", 1991 von Cameron inszeniert, hat sich von Arnold Schwarzenegger das Bild der guten Kampfmaschine eingeprägt, die auf die Erde gekommen ist, um die Menschheit zu retten. Dass die Figur zu Beginn als abgrundtief böser Automat angelegt war, wurde völlig vergessen vor lauter Hasta-la-vista-Sprüchen. Im neuen Film "Terminator - Die Erlösung" ist Schwarzenegger dem Regisseur McG nur noch einen müden Witz wert.
Schwarzenegger verkörperte bisher drei Mal die Rolle des Terminators. Musste er im ersten Film bei Verletzungen seines menschlichen Gewebes über dem Stahlskelett noch selbst Hand anlegen, werden die Terminatoren im Verlauf der Trilogie immer raffinierter: In "Terminator 2" bestehen sie aus Flüssigmetall, das sich immer wieder auflösen und neu materialisieren kann, in "Terminator 3 - Rise of the Machines" (2003) bilden sie in Nanosekunden zerbombte Gliedmaßen komplett neu aus.
McGs "Terminator" ist gespickt mit kleinen, liebevollen Reminiszenzen an die vorangegangenen drei Filme. Einmal etwa wird ein blitzeblanker metallener Terminatorroboter mit glühendem, flüssigem Stahl vollkommen übergossen. Er erstarrt, bricht dann aber aus der abgekühlten Schlacke aus wie Phönix aus der Asche.
McGs wahre Leidenschaft jedoch gilt dem heavy mecha: der schweren Technologie von Schusswaffen, Fahrzeugen, Flugzeugen und Robotern. Das futuristische Kriegsgerät von Skynet war zwar in jedem Film präsent, aber stets gut kontrastiert durch einen echten Fuhrpark, durch Laster oder Bagger der jeweiligen Gegenwart. Im Vergleich zur neuen Version des "Terminators" wirkt diese Ausstattung putzig.
Christian Bale als John Connor muss sich auf einem postapokalyptischen, in fahlen Farben fotografierten Schlachtfeld wuchtige Dauerschlachten liefern. Sein Gegner ist eine Armee von allen jemals entworfenen Terminator-Modellen. Der Film versucht das Original zu verbessern und aufzurüsten, bleibt aber dennoch unbeweglich in einer Zeitzone, 2018, der nahen Zukunft, stecken. Keine Zeitreisen mehr, dafür fliegt einem umso mehr tonnenschweres Gerät um die Ohren: Ob "Hunter-Killer"-Flieger, "Harvester"-Menschenfänger oder die bösen "Hydrobots" mit 120 Meter langen Tentakeln und augenlosen, rasiermesserscharfen Köpfen. Der Widerstand präsentiert sich mit echten US-Airforce Kriegsjets, "C-130 Hercules"-Transportmaschinen oder den "HH-60 Pave Hawk"-Helikoptern.
All das ist dunkel, bedrohlich und dreckig, mit der künstlichen Patina einer vorgeblichen Beständigkeit versehen. In diesem Szenario gibt Sam Worthington sein Debüt als Terminator, der als Todeszellenkandidat seinen Körper 2003 der Wissenschaft übergibt und als Mensch-Maschinen-Hybride Marcus Wright aufwacht. Als neues-altes Terminator-Modell erscheint er als der menschlichste von allen Kriegern. Treuer Soldat und warmherzige Kampfmaschine zugleich, steht er für Stillstand im Altbewährten: vorwärts in die Vergangenheit statt zurück in die Zukunft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Alkoholpreise in Deutschland
Das Geschäft mit dem Tod
Jüdische Wähler in den USA
Zwischen Pech und Kamala
Experten kritisieren Christian Lindner
„Dieser Vorschlag ist ein ungedeckter Scheck“
Soziologe über Stadt-Land-Gegensatz
„Die ländlichen Räume sind nicht abgehängt“
Regierungskrise der Ampel
Schmeißt Lindner hin oder Scholz ihn raus?
Grundsatzpapier von Christian Lindner
Eine gefährliche Attacke