Ampelkennzeichnung für Lebensmittel: Verbraucher sind verwirrt

Die britische Lebensmittel-Industrie hat alle Versuche der Ampelkennzeichnung unterlaufen.

Die Lebensmittelindustrie will sich den Markt nicht durch Ampelkennzeichnungen vermasseln. Bild: ap

DUBLIN taz | Die britische Behörde für Lebensmittelnormen hat die Ampelkennzeichnung für den Salz-, Zucker- und Fettgehalt von Lebensmitteln vor gut drei Jahren eingeführt. Die Gründung der Behörde war eine der ersten Amtshandlungen Tony Blairs nach Labours Wahlsieg 1997. Die Lebensmittelsicherheit sollte nicht mehr länger den Interessen der Industrie untergeordnet, der geheime Lobbyismus sollte abgeschafft werden. Die Behörde tagt öffentlich, sie genießt bei den Verbrauchern hohes Ansehen, aber sie hat nicht die Macht, den Unternehmen ihr Kennzeichnungssystem aufzuzwingen.

So lief die Industrie von Anfang an Sturm dagegen. Eine mächtige Allianz aus 21 Großproduzenten, darunter Danone, Unilever, Kraft, Pepsi und Tesco, boykottieren die Ampelkennzeichnung. Schließlich geht es um viel Geld. Allein der Zerealien-Markt ist 1,27 Milliarden Pfund im Jahr wert, und den will sich die Industrie nicht vermasseln lassen. Man will keine farbliche Markierung, schon gar keine rote, sondern lieber kleingedruckte, unübersichtliche Informationen, wie viel Prozent der empfohlenen täglichen Höchstmenge an Fett, Zucker und Salz das betreffende Produkt enthält. So existieren nun eine Reihe unterschiedlicher Kennzeichnungssysteme nebeneinander.

Die Verbraucher sind verwirrt. Vor allem ältere Menschen kapieren die Aufkleber nicht. Und vielen dauert es einfach zu lange, beim Einkaufen die versteckten Informationen zu entziffern. Deshalb hat die Behörde für Lebensmittelnormen eine Untersuchung in Auftrag gegeben, deren Ergebnis sie im März vorstellte. Demnach wünschen sich die Kunden eine einheitliche Markierung, die deutlich auf der Vorderseite der Produkte angebracht ist. Am besten sei eine Kombination aus verschiedenen Systemen: die Ampel mit zusätzlichen Angaben über die enthaltenen Mengen an Fett, Salz und Zucker sowie der Hinweis, wie viel Prozent der empfohlenen täglichen Höchstmenge das entspricht. Paul Kelly, Direktor der Supermarktkette Asda, sagte, das sei "ein Sieg des gesunden Menschenverstands". Asda hat eine solche Kennzeichnung vor zwei Jahren eingeführt.

Die Chancen, dass dieses System von anderen Supermärkten und Produzenten übernommen wird, seien jedoch gering, befürchtet die Behörde, weil die Industrie nicht mitziehen will. Julian Hunt, Pressesprecher des Verbands der Lebensmittelproduzenten, sagte, man bevorzuge eine freiwillige Teilnahme, was nichts anderes als Ablehnung bedeutet. Großbritannien sei doch ohnehin führend in der Kennzeichnung der Lebensmittel, sagte Hunt, und viele europäische Länder würden nun nachziehen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.