Kommentar Schweinegrippen-Impfung: Ende eines unnötigen Streits
Risikogruppen zu benennen und diese dann auch zuverlässig zu informieren, ist eine wichtige Voraussetzung dafür, um den Impfstoff sinnvoll einzusetzen.
F ür die Kosten der Impfung gegen die sogenannte Schweinegrippe kommen die Krankenkassen auf. Der Staat beteiligt sich nur an der Finanzierung, wenn sich mehr als die Hälfte der Versicherten impfen lässt - doch das wird derzeit nicht erwartet, zumal der bestellte Impfstoff zunächst nur für ein Drittel der Bevölkerung reicht. Mit dieser Entscheidung endet ein heftig geführter Streit, der völlig überflüssig war.
Denn eigentlich sollte es gar keine Frage sein, dass die Kassen diese Kosten übernehmen. Impfungen gehören zu ihren Pflichtaufgaben, die laut Gesetz für alle Versicherten bezahlt werden müssen. Statt sich zu beklagen, sollten sich die Krankenkassen freuen, wenn es ein großes Interesse an Impfungen gibt. Denn die Behandlungskosten im Fall einer Erkrankung dürften deutlich höher sein als die für den Impfstoff.
Auch die von den Kassen während der Verhandlungen geäußerte Drohung, wegen der Kosten für die Impfungen die Beiträge zu erhöhen, war ein unsinniges und dreistes Manöver. Schließlich machen die Kassen seit fünf Jahren Überschüsse. Allein im letzten Jahr lagen diese bei knapp 1 Milliarde Euro - womit ein Großteil der erwarteten Impfkosten bereits abgedeckt werden kann.
Malte Kreutzfeldt ist Leiter des Ressorts Wirtschaft und Umwelt.
Nachdem die Kostenfrage nun endlich geklärt ist, können sich Politik und Gesundheitswesen auf die wichtigen Fragen konzentrieren. Die wichtigste lautet: Für wen ist eine Impfung überhaupt sinnvoll? Nicht nur die Bevölkerung ist bei diesem Thema verunsichert, auch die Experten sind sich nicht einig. Risikogruppen zu benennen und diese dann auch zuverlässig zu informieren, ist eine wichtige Voraussetzung dafür, um den Impfstoff - wenn er denn Ende September oder Anfang Oktober endlich zur Verfügung steht - sinnvoll einzusetzen. Anders als die Kostenfrage wäre dies ein Streit, der sich lohnt.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen