: „Konjunkturelle Seitwärtsbewegung“
WELTWIRTSCHAFT Der Hamburger Hafen macht weiter Verluste. China ist Schuld. Bremerhaven holt auf
Das vergangene Jahr sei „anders verlaufen als gedacht“, räumte Claudia Roller, Chefin der Hamburg Hafen Marketinggesellschaft (HHM) ein. Statt des erhofften Wachstums im Güterumschlag, hieß es gestern auf der Jahrespressekonferenz, habe der Hamburger Hafen leichte Verluste verzeichnet. Mit 130,9 Millionen Tonnen sank der Gesamtumschlag um 1,0 Prozent, im größten Segment des Containerumschlags fiel das Minus mit 1,7 Prozent überdurchschnittlich aus: Mit nur noch 8,9 Millionen Standardcontainern (TEU) wurde die 2011 erreichte symbolträchtige Neun-Millionen-Grenze 2012 wieder unterschritten.
Das sei aber nur „eine konjunkturelle Seitwärtsbewegung“, versuchte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) zu beruhigen. Er sei davon überzeugt, das der Welthandel nach einer „Phase der Stabilisierung wieder moderat wachsen“ werde. Dafür aber sei natürlich die baldige Ausbaggerung der Elbe „außerordentlich wichtig“. Im vierten Quartal dieses Jahres will das Bundesverwaltungsgericht im Leipzig über die Rechtmäßigkeit der Planungen für die Elbvertiefung verhandeln.
Besonders heftig sind die Verluste im Handel mit Ostasien. Dieser sorgt zwar immer noch für rund 53 Prozent des Umschlags, allerdings schwächelt der mit Abstand größte Partner China unverändert. Der Warenaustausch mit dem Reich der Mitte sank um 12,3 Prozent von 3,0 Millionen TEU auf unter 2,7 Millionen TEU. Fast genauso groß ist inzwischen der weiterhin wachsende innereuropäische Handel. Als zukunftsträchtige Märkte gelten jetzt verstärkt die USA, Indien und vor allem Brasilien.
Besonders unangenehm ist den Hafen-Strategen, dass Hamburg in der sogenannten Nordrange der größten EU-Häfen an Boden verliert. Zwar bleibt Hamburg der zweitgrößte Hafen Europas, dem Minus von 1,7 Prozent stehen jedoch nur minus 0,1 Prozent beim Marktführer Rotterdam und minus 0,3 Prozent in Antwerpen gegenüber. Die Nummer vier hingegen, Bremen und Bremerhaven, holt mit einem Plus von 6,3 Prozent deutlich auf.
Dennoch sieht Roller nicht schwarz. Seit Dezember 2012 deute sich Besserung an. Für 2013 sei sie deshalb „vorsichtig optimistisch“. SVEN-MICHAEL VEIT