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Bedrohte Tiere muss man dort schützen, wo sie natürlich vorkommen. Tiernamen wie Feldhamster, Felshase usw. suggerieren, dass der Lebensraum dieser Tiere landwirtschaftliche Nutzflächen sind. Das ist Unsinn. Diese Arten existierten lange bevor der Mensch Landwirtschaft betrieb. Oft sind es Steppenarten, die in das ursprünglich bewaldete Europa eingewandert sind.
Der Schutz dieser Steppenarten verzerrt inzwischen die gesamte Naturschutzpolitik. Hunderte Millionen Euro werden europaweit für sogenannte Biotoppflege ausgegeben. Sehr oft bedeutet das einfach nur Gras mähen, an Orten an denen die Natur etwas anderes wachsen lassen will. Es ist die finanzierte Erhaltung künstlicher Steppen. Ein großes Problem dieser "Investitionen" in die Natur ist ihr Konsumcharakter. Jedes Jahr wird neues Geld für die Pflege gebraucht. Falls die Steuermittel einmal nicht mehr ausreichen um all diese landwirtschaftlich unattraktiven Wiesen zu mähen, werden sie sich natürlich wiederbewalden und all die Millionen, die für Biotoppflege ausgegeben wurden, haben sich in Luft aufgelöst.
Wir sollten uns auf den Schutz der in Mitteldeutschland natürlich beheimateten Arten konzentrieren, mit dem vielen Biotoppflegegeld lieber Flächen kaufen, in eine Stiftung überführen und sich selbst überlassen. Die Natur wird dort das Richtige tun.
Die Feldhamster, Feldlerchen usw. leben gut in ihren natürlichen Steppenlandschaften.
Warum das augenfällig logische nicht getan wird, versteht jeder mit ein bischen Nachdenken: Das Geld soll bei Menschen ankommen, nicht bei der Natur.
Bayern rühmt sich, die Bezahlkarte besonders restriktiv umzusetzen. Bald könnten die Behörden Geflüchteten bundesweit das Leben so schwer machen.
Kommentar Rote Liste: Der Hamster und das Klima
Das Artensterben ist auch deshalb so gefährlich, weil seine Folgen eben nicht absehbar sind.
Dass der Feldhamster vielleicht aus Deutschland verschwinden wird, ist eine leise Katastrophe. Mehr als 40 Prozent aller heimischen Wirbeltierarten gelten als heute gefährdet. Und? Wo liegt für all jene, die sich nicht zur Gemeinde der Tierfreunde zählen, das Problem? Man weiß es nicht genau. Das Artensterben ist auch deshalb so gefährlich, weil seine Folgen nicht absehbar sind.
Beispiel Biber: Vor hundert Jahren galt er als Schädling, der wertvolle Flächen unter Wasser setzte. Heute haben wir begriffen, dass seine Stauseen Moore erhalten, die das Klima schützen. Welchen Wert der Mensch einem Tier im Ökosystem zuweist, hängt davon ab, wie viel er von ihm weiß. Dass es dem Biber wieder besser geht, verdankt er vor allem Naturschutzgebieten. Die aber helfen Feldhamster und viele Vogelarten nicht. Sie benötigen keine abgeschirmten Areale, sondern eine andere Nutzung von Wiesen und Feldern. Sie sind auf Bauern angewiesen, die ihr Land mit ihnen teilen.
Die Agrarpolitik der EU-Staaten trägt dieser Erkenntnis durchaus Rechnung. Seit dem vergangenen Jahr bekommen die Landwirte weniger Geld für ihre Anbaufläche, dafür Ausgleichszahlungen für Naturschutz. Doch es wurde viel zu wenig Geld umgeschichtet. Und zunehmend gerät der Artenschutz in einen Zielkonflikt mit dem Klimaschutz. Dass der Anteil an erneuerbaren Rohstoffen an der Produktion von Energie und Gütern steigt, ist wünschenswert, doch das geht eben nur in einer intensiven Landwirtschaft.
Die Bauern sind Rohstoffproduzenten der Zukunft, und sie sind die Garanten für biologische Vielfalt. Politische Aufgabe ist es, die Interessen Artenschutz und Erzeugung von Biomasse ständig neu auszutarieren. Das ist schwierig, kann aber gelingen - wenn die Akteure anerkennen, dass die Landwirtschaft mehr als andere Branchen nicht vornehmlich nach betriebswirtschaftlichen Kriterien zu beurteilen ist.
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Kommentar von
Heike Holdinghausen
Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 72, schreibt über Rohstoffthemen, Chemie und gerne auch den Wald. (Mit-)Autorin verschiedener Bücher, zuletzt eine Stoffgeschichte über Seltene Erden.