Neuer Innenminister de Maizière: Mechaniker der Macht

Er kühlt Hitzköpfe ab: Der neue Innenminister Thomas de Maizière liebt geräuschlose Politik. Der Staat war für ihn stets der Gute, das System umkrempeln wollte er nie.

Die Maschine der Macht soll reibungslos laufen und auf keinen Fall Krach machen. Bild: reuters

BERLIN taz | Thomas de Maizière ist nur 1,73 Meter groß, er wirkt drahtig nicht wuchtig. Autorität baut er mit seiner tiefen Stimme auf, deren Ton er gut variieren kann: Fordernd, dann wieder zugewandt, wenn nötig schneidend.

Der Kanzleramtschef, der nun zum Innenminister aufsteigt, liebt die verschwiegene, saubere Arbeit. Dass er in den Koalitionsverhandlungen den Plan eines Schattenhaushaltes mitmachte, der dann laut platzte, muss ihn schmerzen. Die Maschine der Macht soll reibungslos laufen und auf keinen Fall Krach machen. "Das ganze Gequatsche bekommt der politischen Kultur nicht ", pflegt der 55 Jahre alte Jurist zu sagen. Sein Vater Ulrich war in den Siebzigern oberster Bundeswehrgeneral. Thomas de Maizière hat immer in Regierungszentralen und Ministerien gearbeitet, grundsätzlich misstraut er den Apparaten darum nie. In seinem Leben war der Staat stets der Gute und so hat er auch in den heiklen Tagen der Finanzkrise gern heraus gestellt, dass jetzt wieder alle nach dem Staat riefen.

Angela Merkel kennt ihren Vertrauten seit der Wende. Damals engagierte sein ostdeutscher Cousin Lothar de Maizière den gebürtigen Bonner als Berater der letzten DDR-Regierung, in der auch Merkel arbeitete. 2005 war er Minister in Sachsens CDU-Regierung, als sie ihn zum Chef des Kanzleramts machte.

Er musste dazulernen. In Dresden geht es gemächlicher zu als in Berlin. Aber er kam klar und ließ den Promizirkus nicht so nah an sich herankommen. Die de Maizières sind eine alte Hugenottenfamilie, und wem der Vater von Stauffenberg und von de Gaulle erzählen kann, für den ist die Welt ums Café Einstein vermutlich etwas kleiner als für andere.

Im Kabinett saß er also vier Jahre gleich neben Merkel und im Kanzleramt bestimmte er den Rang und das Tempo vieler Entscheidungen. Als Koordinator der Geheimdienste reagierte er entschlossen, wenn der BND wieder Mist gebaut hatte. Aber das System umkrempeln wollte er nie. Die anderen Minister respektierten ihn, mit Merkels mächtiger Büroleiterin Beate Baumann fand er eine Arbeitsteilung.

Aber er war eben immer nur der oberste Verwalter, nicht der Gestalter. 2008 suchte er sich einen Wahlkreis in Sachsen, um im Parlament seinen eigenen Sitz zu haben und ließ durchblicken, dass ihm ein eigenes Ressort schon Spaß machen würde.

Merkel kommt das gelegen. Im Innenressort kann sie ihn brauchen. Die FDP will sich mit Bürgerrechten profilieren, da kann die Kanzlerin keine Terrorinterviews brauchen, wie Wolfgang Schäuble sie liebte. Bei ihm gehört es zum Stil, mal ein Feuerchen zu entfachen. De Maizière ist anders. Er kühlt lieber Hitzköpfe ab.

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