Karl-Heinz Kurras vor Gericht: Bewährung für Ohnesorg-Schützen

In Berlin wurde der einstige Stasispitzel Karl-Heinz Kurras auf Bewährung verurteilt. Er hatte in seiner Wohnung illegal einen geladenen Revolver und einen Totschläger gehortet.

Der 81 Jahre alte Kurras auf dem Weg in den Gerichtssaal. Bild: dpa

BERLIN taz | Die Taten, die die Öffentlichkeit brennend interessieren, sind an diesem Freitag im Amtsgericht Berlin-Tiergarten nicht verhandelt worden. Seine tödlichen Schüsse auf Benno Ohnesorg 1967. Seine jahrelange Spitzeltätigkeit für die Stasi, die erst im Mai bekannt geworden war und das ganze Land in eine aufgeregte Debatte um die Geschichte der Studentenbewegung versetzte.

Am Freitag ging es lediglich um eine Waffe, die der ehemalige Westberliner Polizist Karl-Heinz Kurras in seiner Wohnung unerlaubt aufbewahrt hatte. Ein Revolver Marke "Smith & Wesson", Kaliber 38 Spezial. Die Polizisten fanden ihn bei einer Durchsuchung im Juni geladen auf einem Kleiderschrank nebst 165 Schuss Munition.

Das Berliner Gericht hat Kurras deshalb nun zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Kurras Verteidiger Mirko Röder hatte auf eine Geldstrafe plädiert und kündigte nach dem Urteil umgehend Berufung an.

Der 81 Jahre alte Kurras, der später von einer Krankenschwester im Rollstuhl aus dem Gerichtsgebäude gefahren wurde, sagte während der Verhandlung nichts. Lediglich einmal, als ihn die Richterin etwas fragte, sagte der offenbar schwerhörige Kurras: "Was hat die Frau gesagt?" Seinen Anwalt ließ er in seinem Namen eine Erklärung verlesen. In der heißt es: "Es ist eine große Dummheit von mir gewesen, aber ich kann es heute nicht mehr ändern." Gemeint ist der illegale Waffenbesitz. Er habe den Revolver als Relikt aus seiner Zeit als Sportschütze aufbewahrt.

Sonderlich glaubwürdig ist das nicht, galt Kurras doch schon in seiner aktiven Dienstzeit als Waffennarr. Dafür spricht auch der illegale Totschläger, den die Beamten bei der Hausdurchsuchung entdeckten, außerdem fanden sie etliche Waffenteile in einem TV-Schrank und eine Munitionskiste im Keller.

Bei der Durchsuchung seiner Wohnung in Berlin-Spandau sei Kurras wütend geworden, berichtete ein Polizist als Zeuge vor Gericht. Er werde "schlimmer behandelt als Honecker und Mielke", habe er damals geklagt.

Seit Kurras im Mai von Mitarbeitern der Stasiunterlagenbehörde als IM "Otto Bohl" enttarnt wurde, laufen zwei weitere Verfahren gegen ihn, deren Entwicklung mit Spannung erwartet wird. Die Bundesanwaltschaft ermittelt wegen Landesverrats gegen ihn, die Berliner Generalstaatsanwaltschaft wegen des Verdachts des Mordes an Benno Ohnesorg.

Kurras hatte den Studenten am 2. Juni 1967 bei einer Demonstration gegen den Schah von Persien erschossen. Vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung wurde er 1967 und 1970 freigesprochen.

In den beiden nun laufenden Verfahren, so erklärte Kurras am Freitag, werde er dann "die Dinge, die ich der Justiz eigentlich zu sagen habe" vorbringen.

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