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"Seid französisch!" // ID-Flashmob // Potsdamer Platz // 20.02.2010 // 14 Uhr
Ihr wollt, dass die Franzos/innen sich ihre « nationale Identität » von ihrem Staat nicht diktieren lassen? Ihr wollt, dass jede® irgendwie französisch sein kann?
Dann "seid französisch“,
nehmt am „ID-Flashmob“ in Berlin teil:
Treffen auf dem Potsdamer Platz am Samstag, den 20. Februar 2010 um 14 Uhr
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- Seid Kurz vor dem Termin in der Nähe der Riesenuhr auf dem Platz und verhaltet Euch wie normale Passanten.
- Wenn ihr die Musik hört, tretet (sehr) schnell in Achter-Reihen zusammen, um eine Legion zu bilden. Schaut dann in Richtung der Riesenuhr mit ernstem Gesicht und in schwarzer Kleidung (s.u. “Accessoires“).
- Beim ersten Signal hebt euer Plakat mit DEM typischen Franzosen hoch (s.u. “Accessoires“) und lauft in normalem Schritttempo geradeaus.
- Dann biegt bei jedem weiteren Signal nach rechts ab und lauft weiter. Bleibt ernst und in Reihe.
- Wenn die Musik wechselt (Scratch), werft euer Plakat auf den Boden und bleibt still stehen.
- Wenn die Musik weiterspielt, bewegt Euch ganz frei innerhalb der Gruppe. Nehmt Mütze, Kappe oder irgendeine Kopfbedeckung aus Eurer Tasche und begrüßt fantasievoll und immer wieder die anderen Mobber.
- Wenn die Musik zu Ende ist, nehmt ein Plakat und zerstreut euch.
Nötige Accessoires:
- schwarze Kleidung. Eine schwarze Plastiktüte mit Löchern für die Arme ist auch völlig ausreichend.
- ein Plakat mit DEM typischen Franzosen : Das steht ausdruckbar unter:
http://farm3.static.flickr.com/2526/4292948950_13aca44c3f_b_d.jpg
(in A4 drucken und auf Karton kleben – auf einer Mappe / einem Polsterumschlag geht’s auch!).
- Irgendeine Kopfbedeckung in der Tasche. Farbe und lustige Formen willkommen!
Seid „nette Multiplikatoren“ - Leitet die Info weiter!
www.myspace.com/flashmobinberlin
Banner: www.flickr.com/photos/flashmobinberlin/4304578840/
Nota Bene: Mehrere Petitionen bitten um Stop der Debatte über die „nationale Identität“, welche von dem französischen Ministerium für Einwanderung, Integration, nationale Identität und solidarische Entwicklung initiiert wurde.
Um NON zu einer schrägen Debatte zu sagen, die falsche Verknappungen erleichtert und nur zu einer Definition a minima der nationalen Identität durch den Staat führen kann: http://arretezcedebat.com/
SPD, Grüne und FDP haben sich mit der Union auf einen nationalen „Veteranentag“ geeinigt. Am Donnerstag berät der Bundestag ihren gemeinsamen Antrag.
Kommentar nationale Identität: Baguette statt Burka
Statt das Zusammenleben zwischen Einheimischen und Neuzuzüglern zu erleichtern, hat diese Debatte erst recht Klischees, Vorurteile und gegenseitige Ängste gefestigt.
Offiziell sollte die Debatte über die "nationale Identität", von oben angeordnet, die "Grundwerte der Republik" stärken. Stattdessen wird am Grundwert der Gleichheit gesägt, weil in dieser Debatte die Zugehörigkeit der Einwanderer zur französischen Nation in Frage gestellt wird.
Auf Geheiß der französischen Regierung sollten lokale Behörden Diskussionsabende zum Thema organisieren. Doch bei so viel bestellter Heimatliebe ließen die nationalistischen und rassistischen Ausrutscher nicht lange auf sich warten. Nun kommen all jene braven Bürger, die sich empört gegen jeden Rassismusvorwurf verwehren, mit bestem Gewissen daher, um ihren gehässigen Ressentiments gegen Einwanderer ungeniert und öffentlich freien Lauf zu lassen. Dass diese Debatten von den lokalen Behörden organisiert werden, gibt der Übung einen offiziellen Segen.
Mit dem Schweizer Minarettverbot erhielt die Debatte in Frankreich noch einen zusätzlichen, antiislamischen Drall: als ob dieser Volksentscheid dem Wunsch nach Ausgrenzung der nordafrikanischen Muslime eine höhere Legitimität verliehen hätte.
Dass sich die Diskussion vor allem um die Integration des Islam drehen würde, war allerdings von Beginn an programmiert. Denn Immigrationsminister Eric Besson hatte die Notwendigkeit der Auseinandersetzung explizit mit einem Beispiel, das zum landesweiten Problem aufgebauscht worden war, begründet: Für ihn stehe das Tragen der islamischen Burka im "Widerspruch zur nationalen Identität" und zum aufrichtigen Wunsch der Integration, ließ er verlauten. Doch wer selbst mit so wohlfeilen Islam-Klischees hantiert, wird keine Integration ernten. Statt das Zusammenleben zwischen Einheimischen und Neuzuzüglern zu erleichtern, hat diese Debatte erst recht Klischees, Vorurteile und gegenseitige Ängste gefestigt.
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Kommentar von
Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.