Studie zum Arbeitsmarkt: Mindestlohn keine Gefahr für Jobs
Höhere Lohnuntergrenzen gefährden nicht die Arbeitsplätze. Das zeigt eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen.
BERLIN taz | Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will ihn wenigstens für die Müllmänner, die FDP tut momentan alles, um das zu verhindern: Der Mindestlohn gefährdet Arbeitsplätze, ist eines der Lieblingsargumente der Kritiker. Stimmt nicht, sagen jetzt Forscher des Instituts für Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen.
In einer aktuellen Studie legt das IAQ empirische Befunde vor, nach denen sich der Mindestlohn sogar positiv auf Arbeitsmarkt und Betriebe auswirken kann. Dabei beziehen sich die IAQ-Forscher auf die so genannte "Flughafenstudie" des Institute for Labour and Employment in Berkeley in den USA.
In San Francisco wurde im Rahmen eines Qualitätsprogramms beim Flughafenpersonal ein Mindestlohn von 11,25 Dollar eingeführt und der Lohn von 9700 Beschäftigten erhöht. Das verringerte die Fluktuation beim Personal um etwa 30 Prozent. Allein das sparte 6,6 Millionen Dollar pro Jahr ein. Gleichzeitig ist die Qualität der Arbeit gestiegen, die Fehlzeiten und Beschwerden der Beschäftigten hingegen gingen zurück.
Das Fazit des IAQ-Teams: "Ob ein gesetzlicher Mindestlohn Arbeitsplätze kostet oder aber beschäftigungsfreundlich wirkt, hängt von seiner Ausgestaltung ab."
Die Analysen widersprechen der Angst vor dem Mindestlohn, die sich auf rein theoretische Ergebnisse stützt: Modellrechnungen ergeben, dass 141.000 bis 1,22 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland gefährdet wären, sollten Mindestlöhne eingeführt werden.
Bei der Festlegung des Mindestlohns, so das IAQ, brauche es Augenmaß sowie eine Verknüpfung mit Weiterbildung und Innovation. Gehandelt werden müsse dringend, so die Arbeitsmarktforscher mit Blick auf die deutliche Zunahme des Niedriglohnsektors: Seit 1995 ist die Zahl der Beschäftigten dort um knapp 49 Prozent gestiegen.
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