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Berlinerinnen verlieren im neuen Stadion

HOCKEY Europas beste Frauenmannschaften treffen sich 4 Tage lang in Zehlendorf zum Club Champions Cup

„Da haben wir leider die erste Halbzeit verschlafen“

Eine würdigere Einweihung hätte das neue Hockeystadion in der Zehlendorfer Wilskistraße kaum haben können. Die gesamte europäische Hockey-Elite der Frauen fand sich am Osterwochenende dort ein, um die Finalisten im neu geschaffenen Club Champions Cup zu ermitteln. Neben dem deutschen Meister vom Uhlenhorster HC aus Hamburg trat auch der gastgebende Berliner HC an. „Es ist natürlich eine Ehre für uns, das neue Stadion einweihen zu dürfen“, erklärte BHC-Kapitänin Franziska Stern.

Unter den 16 teilnehmenden Teams galt es die vier Finalisten zu ermitteln. Während sich Uhlenhorst einen der vier Plätze sichern konnte, schied der BHC nach einem klaren 0:6 im Viertelfinale gegen den Titelverteidiger HC ’s-Hertogenbosch aus den Niederlanden aus. Zuvor hatte man eine günstigere Ausgangsposition verpasst. Nach einem glatten 5:0 gegen MSC Sumchanka aus der Ukraine folgte eine unnötige 1:3-Niederlage gegen den spanischen Meister Club de Campo Villa de Madrid. So wurde man nur Gruppenzweiter und musste deshalb gegen den Favoriten ran, der zuletzt neunmal in Folge den europäischen Landesmeistercup gewinnen konnte.

„Die sind in Europa nun einmal die beste Mannschaft. Da kann man auch mal verlieren“, sagt BHC-Trainer Dennis Grueneberg. Trotzdem war man ein wenig enttäuscht. Vor allem über die Niederlage gegen Madrid. „Da haben wir leider die erste Halbzeit verschlafen“, gestand Stern. Schon ein Unentschieden hätte für den Gruppensieg gereicht, und man wäre im Viertelfinale dem Turnierfavoriten aus den Niederlanden aus dem Weg gegangen. Aber während die Spanierinnen schon lange im Spielbetrieb sind, beginnt für die Berlinerinnen erst jetzt wieder die Feldsaison. „Das ist natürlich ein kleiner Nachteil“, sagt Stern. Zudem konnte der BHC nicht in Bestbesetzung antreten.

Vermisst wurde vor allem das Aushängeschild des Vereins: Nationalspielerin Natascha Keller. Die 32-Jährige hatte im Winter im spanischen Terrassa gespielt und fehlte deshalb den Berlinerinnen schon beim Hallenfinalturnier im Januar. Am Osterwochenende war sie noch nicht wieder spielberechtigt und zum Zuschauen verdammt. „Das ist natürlich schlimm, wenn man nicht eingreifen kann, es aber gern würde“, sagt sie.

Ohne ihre erfahrene Stammkraft gab es für den Rest zumindest viel zu lernen. Im europäischen Vergleich ist nicht nur das Tempo viel höher als in der Bundesliga, es gilt auch, völlig neue Situationen zu meistern. „Wann kommt es in der Bundesliga schon einmal vor, dass wir mit drei Toren hinten liegen“, sagt Grueneberg. So gab es zwar keinen Grund zum Jubeln, aber es konnte viel Erfahrung gesammelt werden.

Überhaupt waren die BHC-Verantwortlichen mit den vier Tagen sehr zufrieden. „Wir haben von allen Seiten viel Lob bekommen“, berichtet BHC-Präsident Michael Stiebitz. Vor allem für das neue Stadion war es ein Härtetest. Finanziert wurde die 1,5 Millionen Euro teure Anlage vom Bezirk Zehlendorf, da der Platz auch von anderen Vereinen genutzt wird. 2.000 Zuschauer passen hinein. Knapp 500 waren zumindest bei den Berliner Spielen anwesend. Mehr hatte Stiebitz auch nicht erwartet: „Es wurde ja kein Pokal vergeben.“

Damit das Stadion optimal genutzt wird, will man weiter Turniere ausrichten. Auch die Ausrichtung des Finalturniers zog man in Betracht. „Wir können aber nicht ständig solche Events stemmen. Das können wir unseren zahlreichen freiwilligen Helfern auch nicht zumuten“, sagt Stiebitz. Aber mit dem Ausscheiden des BHC hat sich die Idee ja von selbst erledigt. NICOLAS SOWA

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