Stadtplanung: Abstimmung über Hoheluftkontor
Bürgerentscheid über Bürohaus an der Hoheluftbrücke: Der Grünzug an der Isebek ist kein Thema mehr. Die Initiative argumentiert mit Biotopverbund und Städtebau.
Über das geplante Bürohaus an der Hoheluftbrücke kommt es nun doch zu einem Bürgerentscheid. Am 1. Juli dürfen die Wahlberechtigten in Eimsbüttel darüber abstimmen, ob an Stelle der heutigen McDonalds-Baracke das "Hoheluft-Kontor" gebaut wird - der gewichtige Rest einer ursprünglich das ganze Areal zwischen Hoheluftchaussee und Weidenstieg umfassenden Planung.
Der Bürgerentscheid steht am Ende eines jahrelangen Hickhacks zwischen der Bezirksversammlung und der Bürgerinitiative "für den Erhalt des Grünzuges am Isebekkanal". Der Konflikt war geprägt vom Misstrauen der Initiative gegenüber der Verwaltung - und wurde gefördert durch Vorfestlegungen der Bezirksversammlung. Der Konflikt um den Grünzug spielt nun allerdings keine große Rolle mehr.
Die Bezirksversammlung hatte vorgehabt, den Radweg an der Isebek zu erneuern. Sie wollte den Kanal am Südende zugänglich zu machen und am Nordende, an der U-Bahnstation, einen kleinen Platz schaffen. Heute ist dort ein Wendehammer. Auf der Seite zum Kanal hin sollte ein kleines Café entstehen mit Sitztreppen zum Wasser hinab. Auf der andern Seite war das Hoheluft-Kontor geplant: ein sachlicher Backstein-Bau, fünf Stockwerke plus zwei Staffelgeschosse, oben Büros, unten McDonalds.
Gegen die Veränderung des Ufersaums wehrte sich die Initiative mit dem Argument, hier würden Bäume gefällt, Vögel vertrieben und eine Biotopverbindung entlang der Isebek gekappt. Auf Druck der Initiative hin beschloss die Bezirksversammlung im August vergangenen Jahres, diesen Teil der Pläne aufzugeben. Am Bau des Bürohauses hielt sie fest.
"Mit Grund und Boden ist sparsam umzugehen", argumentierte das Gremium: Das Grundstück sei perfekt an den öffentlichen Nahverkehr angebunden und bereits erschlossen, so dass kein zusätzliches Grün versiegelt werden müsse. Es sei somit ideal für ein Bürohaus. Das Kontor werde das städtische Zentrum an der Hoheluftchaussee stärken und mit der McDonalds-Baracke einen städtebaulichen "Schandfleck" beseitigen, findet die Bezirksversammlung. Der Initiative schlug sie vor, den Bau ein Stockwerk niedriger ausfallen zu lassen und einen angrenzenden Kleingarten doch nicht zu bebauen.
Harald Duchrow von der Initiative findet auch diese Variante immer noch zu groß. "Das ist ein riesiges Gebäude, das passt in dieser Größe hier nicht hin", sagt er. Es vertrage sich nicht mit dem Ensemble aus Klinkerbauten aus den 20er Jahren rund um den U-Bahnhof. Mit seiner großen Grundfläche verhindere es zudem, dass Tiere vom Gebüsch am Isebekkanal über die Straße Kaiser-Friedrich-Ufer hinweg zum Gebüsch an der U-Bahntrasse wandern könnten und umgekehrt.
Beim derzeitigen Leerstand hält Duchrow ein neues Bürohaus für überflüssig. Es gehe nur ums Geld: "Die Finanzbehörde will eine Fläche verkaufen. Und der Investor machen."
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Autoritäre Auswüchse beim BSW
Lenin lässt grüßen
Prozess zum Messerangriff in England
Schauriger Triumph für Rechte
BSW in Thüringen auf Koalitionskurs
Wagenknecht lässt ihre Getreuen auf Wolf los
Rückgabe von Kulturgütern
Nofretete will zurück nach Hause
Nahostkonflikt in der Literatur
Literarischer Israel-Boykott
Kamala Harris’ „Abschlussplädoyer“
Ihr bestes Argument