Bäcker verklagen Aldi: Gebräunt oder gebacken
Aldi Süd wirbt damit, dass seine neuen Backautomaten "den ganzen Tag frische Brötchen backen". Quatsch, die werden darin nur erhitzt, schimpfen Deutschlands Bäcker und gehen vor Gericht.
BERLIN afp | Deutschlands Bäcker haben Aldi wegen irreführender Werbung für Brot und Brötchen aus den neu eingeführten Backautomaten verklagt. Der Discounter werbe mit der Aussage, das Unternehmen backe "den ganzen Tag Brot und Brötchen" für die Kunden, heißt es in einer Klageschrift des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks gegen Aldi Süd. Tatsächlich würden die Backwaren in den Backautomaten der Aldi-Geschäftsstellen aber "nur erhitzt und/oder gebräunt".
Daneben wirft Deutschlands Bäckerhandwerk Aldi vor, das Brot aus den Backautomaten unter irreführenden Bezeichnungen zu verkaufen und zu bewerben. Das Brot enthalte nicht die vorgeschriebenen Mengen an Mehl oder Getreide, heißt es in der Klageschrift. Konkret geht es dem Bäckerhandwerk um Roggenmischbrot und Dinkelvollkornbrot von Aldi.
Der Discounter warb damit, dass sein Roggenmischbrot 34 Prozent Roggenmehl enthält, das Dinkelvollkornbrot 42 Prozent. Die Leitsätze für Brot- und Kleingebäck der Deutschen Lebensmittelbuchkommission schreiben für Roggenmischbrot aber einen Roggenmehlanteil zwischen 50 und 90 Prozent vor, für Dinkelvollkornbrot einen Anteil von mindestens 90 Prozent Dinkelerzeugnissen.
Aldi Süd stattet seit Monaten seine 1770 Filialen in Süd- und Westdeutschland nach und nach flächendeckend mit Backautomaten aus. Der Discounter bietet dort die Backwaren zu günstigen Preisen an, Brötchen etwa kosten 15 Cent. Kunden müssen an den sogenannten Backshops in den Filialen einfach einen Knopf drücken, kurze Zeit später kommt dann die warme Ware.
Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von 14.500 Betrieben in Deutschland mit 291.000 Beschäftigten. Der Verband hatte zuvor versucht, Aldi mit einer Unterlassungerklärung dazu zu verpflichten, auf Werbung für die nach Ansicht der Bäcker nur vermeintlich frischen Backwaren genauso zu verzichten sowie auf die Verwendung bestimmter Brotbezeichnungen, wenn die Mindestmengen von Mehl unterschritten werden.
Leser*innenkommentare
Anonymous
Gast
Hallo, das Bild stammt nicht aus dem TAZ-archiv sondern von lebensmittelfotos.com :-( Warum so unehrlich?!?
Fatih
Gast
Ich finde die Aldi Brötchen ganz in Ordnung.Preis und Qualität sind benutzerfreundlicher als die Preise vom Bäcker, natürlich klagen jetzt die Bäcker da ihre Stelle der Automat besetzt.Naja dafür sollte man aber auch nicht ALDI direkt als schlecht zu beschimpfen !
Jeder wie er mag !
Tom
Gast
Die Aldibrötchen schmecken sowieso nicht. Richtig fies wirds, wenn die Brötchen schon ein bisschen älter sind.
Es gibt auch noch Bäckereien die ihre Backwaren selbst fertigen, und das schmeckt man auch.
Peter
Gast
Wie "lecker" Discounter-Brötchen sein dürften, wissen wir ja alle noch von G. Wallraffs Recherche in Bezug auf Lidl:
http://www.zeit.de/2008/19/Wallraff-19
Guten Appetit kann man da nur wünschen... :-/
Alex
Gast
Da wird so getan, als ob die Brötchen bei den normalen Kettenbäckereien Handwerk wären. Natürlich gibt es da auch nur fertiggebackene Teiglinge aus der Fabrik. Das sollte man nicht vergessen. Die wenigsten Bäckereien stellen Brötchen noch wirklich selbst her. Also vom Teig, über die Formung, bis zum Ausbacken. Das wäre viel zu teuer und aufwändig.
Also ist das alles mal wieder reine Lobbyheuchelei um den Verbraucher zu täuschen.
Fritz
Gast
Verbraucherschutz:
Hier kann man nur Thielo Bode empfehlen, www.foodwatch.de
kalauer63
Gast
Schlechte Ernte heute bringt Preiserhöhung morgen. Schnell noch den Sommer-Brötchenkrieg ausrufen und nach dem Knall die Krümel wieder einsammeln...
Martin
Gast
Die Bäcker selbst sind oft aber auch nicht mehr das was sie mal waren!
Seim
Gast
Brötchen den Bäckern. Aldi lebt auch ohne den Kram gut.
Ein Handwerk ist mehr als ein vollgeräumtes Regal an Aufback-Brötchen.
GonZoo
Gast
Das kann für die Bäcker auch nach hinten losgehen. In vielen "Bäckereien" geschieht nämlich auch nicht viel mehr: fertig in der Fabrik angerührte und teils vorgebackene Mumpe aus Sondermüll, Hochofenschlacke, Stabilisatoren und Aroma wird im Laden als Alibi noch einmal kurz "gebacken", damit's gut riecht und der Kunde den Eindruck bekommt, er wäre in einer Bäckerei. Wo ist da der Unterschied?
Michael
Gast
Tja und geht man zum Bäcker bekommt man Brötchen mit Luftfüllung. Wiege schon seit längerer Zeit die Brötchen von verschiedensten Bäckereien. Das teuerste Brötchen (35 Cent) wog leider nur 32 Gramm und ein Brötchen von Aldi und anderen Discountern wiegt niemals unter 50 Gramm sondern meistens über 60 Gramm. Und das bei einem Preis von 15 Cent. Also ich gehe weiterhin zu den Discountern und hole mir dort die Brötchen. P.S. In Bäckereien bekommt man auch manchmal aufgebackene Brötchen vom Vortag.
Rolf
Gast
Ich weiß gar nicht, warum die Bäcker ihr Maul so weit aufreißen. Ihre Brötchen werden doch heute in den eigenen Filialen als vorgefertigte Rohlinge angeliefert und dann im Ofen aufgebacken. Dafür werden dann, je nach Sorte, horrende Brötchenpreise von 28 bis 65 Cent kassiert. Da sind die Brötchen aus den Backstationen (hier z.B. bei NP (Edeka-Tochter) 19 bis 29 Cent) sogar leckerer, als die der ansässigen Bäcker.
Zudem wundert mich, dass das Kartellamt bei den Bäckern noch nicht im Laden steht, um diese für offensichtliche Preisabsprachen am Wickel zu nehmen. Das wäre mal dringend notwendig.
ned flanders
Gast
Interessante Sichtweise. Die allermeisten "Bäckereien" sind heutzutage auch nur noch Verkaufstellen von industriell und zentral hergestellen Backwaren, die dann vor Ort "erhitzt" werden. Man muß ja traditionelle Bäckereien mit der Lupe suchen. Wäre schön, wenn so ein Urteil den Trend etwas ändern würde.
Daniel
Gast
Klarer Fall. Aldi Süd muss entweder die Backmischungen oder die Produktbezeichnungen ändern ("Brot mit Roggen/Dinkel-Beigabe") und darf in Zukunft werben: "frisch erhitzt und/oder gebräunt".