Demoskopie: CDU fällt unter 30 Prozent
CDU und CSU sinken bei einer neuen Forsa-Umfrage unter 30 Prozent. Vergleichbar schlechte Werte hatte die Union zuletzt im Jahr 2000 – auf dem Höhepunkt ihrer Spendenaffäre.
HAMBURG apn | Die Unionsparteien haben in den Umfragen einen neuen Tiefpunkt erreicht: Bei der jüngsten Forsa-Erhebung für Stern und RTL sanken CDU und CSU bundesweit erstmals seit zehn Jahren unter die 30-Prozent-Marke. Im Vergleich zur Vorwoche verloren sie nach Mitteilung vom Mittwoch einen Prozentpunkt und kamen damit auf 29 Prozent. Die SPD blieb mit jetzt nur noch einem Prozentpunkt Rückstand bei 28 Prozent. Die Umfrage ergab in der zweiten Woche hintereinander eine rot-grüne Mehrheit im Bund ohne die Linkspartei.
Seit der Bundestagswahl im September vergangenen Jahres hat die Union damit in der Wählergunst fast fünf Prozentpunkte eingebüßt. Unter 30 Prozent lag sie im "Stern"/RTL-Wahltrend zuletzt Anfang 2000 auf dem Höhepunkt der CDU-Spendenaffäre. Die FDP gewann dagegen in der Umfrage einen Punkt, bleibt mit 5 Prozent aber weiter schwach. Die Grünen hielten ihr Rekordhoch von 19 Prozent, die Linke blieb bei 11 Prozent. Für "sonstige Parteien" würden sich 8 Prozent der Wähler entscheiden.
Wäre am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, könnten SPD und Grüne mit zusammen 47 Prozent erneut mit einer absoluten Mehrheit der Mandate rechnen. Union und FDP kämen gemeinsam nur auf 34 Prozent. Insgesamt haben die Oppositionsparteien SPD, Grüne und Linkspartei mit zusammen 58 Prozent sogar einen Vorsprung von 24 Prozentpunkten vor der schwarz-gelben Koalition aus Union und FDP.
Befragt wurden 2.502 repräsentativ Bundesbürger von Montag bis Freitag vergangener Woche.
Auch die Spitzenpolitiker werden schlechter benotet als noch vor acht Wochen. Im neuen Politikerranking des "Sterns" liegt Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) mit einem Schnitt von 61 Punkten weiter an der Spitze, auch er bekam jedoch zwei Punkte weniger als im letzten Ranking Anfang Juni. Die stärksten Einbußen musste Bundeskanzlerin Angela Merkel hinnehmen. Sie erhielt nur noch 56 Vertrauenspunkte - ein Minus von 6 Punkten. Die CDU-Chefin rangiert nunmehr 5 Punkte hinter Guttenberg auf dem zweiten Platz.
Leser*innenkommentare
Claus Carstensen
Gast
Warum ist den Machtexperten bei den scheidenden Volksparteien CDU/CSU und SPD nicht schon vor ihrer gründlichen Demontage der Arbeitnehmerrechte und der Schaffung einer Armee der Betrogenen und Bestohlenen aufgefallen, daß diese stetig weiter wachsende Gruppe zur Mehrheit des Prekariats wird und irgend wann die gekaufte Presse und das gleichgeschaltete Fernsehen allen diesen Menschen nicht mehr weismachen kann, daß die Volksparteien doch für sie - das Volk - kämpfen.
Nein, die verkaufen das Volk an die paar Prozent in unserem Land, die die Sahne der letzten Jahre abgeschöpft haben und sogar in der Krise noch fetter werden, während wir noch weniger Lohn bekommen sollen oder noch weniger Sozialgelder.
Es wird noch erheblich enger für die baldigen Ex-Volksparteien, wenn sie alle in dem Zwanzig-Prozent-Bereich angekommen sind.
Daniel
Gast
"auf dem Höhepunkt der CDU-Spendenaffäre" sagte Kanzler Schröder: "Wir brauchen die CDU als Volkspartei." und meinte damit: als Auffangbecken für fremdenfeindliche Gesinnungen am rechten Rand. Jedenfalls stoppte der Absturz zu diesem Zeitpunkt.
Dankbarkeit für seine Anerkennung "der Anderen" erwartete er/ihn wohl eher nicht.
Trotzdem hat sich mit Rot-Grün die Gesprächskultur im Parlament entschieden zivilisiert, auch weil "die Anderen" plötzlich äußerst kleinlaut waren.
Hallo
Gast
Kann mir irgendjemand den genauen Unterschied zwischen CDU SPD FDP Linke Grüne erklären?
Abgesehen von Detailfragen kann ich einfach keinen finden.
Tippfehler
Gast
Liebe taz, da habt ihr einen Tippfehler:
"Union und FDP kämen gemeinsam nur auf 34 Prozent. Insgesamt haben die Oppositionsparteien SPD, Grüne und Linkspartei mit zusammen 58 Prozent sogar einen Vorsprung von 24 Prozentpunkten vor der schwarz-gelben Koalition aus Union und FDP. "
Es müsste lauten:
"Union und FDP kämen gemeinsam nur auf 34 Prozent. Insgesamt haben die Oppositionsparteien SPD, Grüne und Linkspartei mit zusammen 58 Prozent sogar einen Vorsprung von 34 Prozentpunkten vor der schwarz-gelben Koalition aus Union und FDP."
Günther Holzhofer
Gast
Kein Wunder, daß sich immer mehr Menschen von der CDU abwenden, die in den letzten Jahren soweit nach links gerutscht ist, und jetzt linker ist als es die SPD vor Jahrzehnten war. Kein Wunder, daß die Menschen in dieser Republik die Orientierung verlieren. Alle Parteien gleichen sich einander an sobald Sie "Verantwortung für den Bürger" tragen sollen. Dieser Aufgabe wird keine Partei mehr gerecht. Die Parteien sind Schuld am Verdruss der Menschen. Es gibt keine "Diener des Volkes" mehr, alle machen nur ihr Ding, um der Macht willen. Parteifuktionäre aller Parteien sollten sich schämen und endlich Ihre Arbeit zum Wohle der Menschen tun die sie gewählt haben.
Glasauge
Gast
Wer wie Frau Merkel einst verkündete, Kanzlerin "aller Deutschen" sein zu wollen und durch die praktizierte Regierungspolitik, insbesondere durch Begünstigungen der Einen, Verschonen der Anderen und Belastungen der sozial Schwachen deutlicht macht, wie wenig sie sich um ihre Glaubwürdigkeit schert, der wird sich weder wegen des persönlichen Ergebnisses noch wegen der Parteiwerte Sorgen machen. Sie setzt auf Vergessen - und zur Not auf geschickte Kampagnen - sowie auf das Fehlen ernst zu nehmenden Rivalen in der eigenen Partei sowie im Parteiensystem. Sie wird sich erst rühren, wenn ihr die SPD zu stark wird oder wenn frustrierte Konservative und andere Christdemokraten sich nicht mehr nur zurückziehen, sondern versuchen würden, eine Alternative zu gründen. Bislang wird damit aber nicht einmal gedroht.
Juergen K
Gast
Geastern, WDR Lokalzeit Aachen:
5 CDU Bürgermeister fahren nach Berlin,
wegen besserer Finanzausstattung für Städte und Gemeinden im Raum Aachen.
Lösung Kanzleramt Pofalla:
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Dürfen in Kürze die Wohnungsgrössen für Hartz4 Empfänger selbst bestimmen.
So wird also Aachen und Umgebung finanziert.
Auf zum fröhlichen Reittournier.
Konsul Kramer
Gast
Wenn diese Kanzlerin auch nur einen Hauch Courage besäße, würde sie sofort wie damals ihr Vorgänger den Weg für Neuwahlen freimachen!!
Farbenseher
Gast
Allein die Tatsache, dass sich Guttenberg auf Platz 1 und Merkel auf Platz 2 in der Politiker- "Hitliste" befinden, sagt alles über den totalen Realitätsverlust in D-Land.
V.A.
Gast
Warum muss ich nur lachen, wenn ich diese Schlagzeile sehe? :-D
Ich hoffe trotzdem, dass Schwarz-Gelb die komplette Amtszeit ableistet, damit die Opposition genügend Zeit hat, sich zu erneuern und neu aufzustellen.
Ein vorzeitiger Regierungswechsel wäre wahrscheinlich zu früh.
Amos
Gast
Die Parteien werden sich nach der nächsten Bundestagswahl wieder so zusammensetzen, dass sie weiter "rumeiern" können wie bisher. Auf das Zubrot aus der "Lobbyisten-Kamarilla" werden die wohl nicht verzichten. Korrekte Politik wird es erst wieder geben, wenn das Volk die wählt, die es sich wünscht, und nicht auf die Defätisten reinfällt, denen es nur darum geht sich selbst gut zu versorgen. Für die sind die Linken natürlich ein Dorn im Auge. "Die Sozialabbau-Prteien" fürchten nur eins, nämlich das es ihnen und ihrer Kamarilla schlechter gehen könnte.
GonZoo
Gast
Bald habe ich Geburtstag und wünsche mir nichts sehnlicher als Neuwahlen!
vantast
Gast
Das ist wohl der harte Kern der CDU-Wähler, vermutlich alles Millionäre. Hätte nicht gedacht, daß wir so viele haben. Die Gefahr ist nur, daß es diese Partei übertreibt, und wer macht dann die notwendigen Arbeiten in D., wenn fast alle Millionäre sind und niemand mehr die Besitztümer in D. verteidigen will?
Wolfgang
Gast
Ist doch prima, 70% der Deutschen sind klüger!
jan
Gast
In einer direkten Demokratie wären Auguren wie ein Güllner total überflüssig.
Günter Meinke
Gast
Wird ja auch Zeit. Leider wird mein Traum ja wohl nie Wirklichkeit. ALLE etablierten Parteien sollten bei den nächsten Wahlen unter 5 % abstürzen. Wird wohl ein schöner Traum bleiben. Aber nur so werden die Parteien begreifen, was Sache ist. Anders werden sie immer schön "weiter wurschteln" - wie bisher.