: „Kein Beitrag zur Prosperität“
ASYL Billstedter wehren sich gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in einem Schulgebäude im Oststeinbeker Weg. Michael Fröhlich sagt, warum
■ 63, Informatiker, Mitglied der Billstedter Zukunftskonferenz. Sein Grundstück grenzt an das Schulgelände. Foto: FBT
taz: Herr Fröhlich, warum sind Sie gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in einem leer stehenden Billstedter Schulgebäude?
Michael Fröhlich: Der eine Grund ist, dass ich möchte, dass auf dem Grundstück endlich Wohnungen entstehen, so wie es seit 2006 geplant ist und sogar noch im letzten November vom Bezirk für dieses Jahr zugesagt wurde. Es ist ja nicht damit zu rechnen, dass die dort untergebrachten Leute in drei bis fünf Jahren woanders hin expediert werden, wenn die Bauarbeiten beginnen werden.
Und was ist der andere Grund?
Der Sozialsenator hat gesagt, die Unterbringung von Flüchtlingen erfordert Solidarität in der ganzen Stadt. Hamburg hat 104 Stadtteile – 77 beteiligen sich nicht an der Unterbringung. Es gibt wenige, die haben drei Unterbringungseinrichtungen, Billstedt hat jetzt schon vier, wenn der Oststeinbeker Weg kommt, sind es fünf. Diese Un-Solidarität ist mit Billstedt nicht mehr zu machen. Wir haben schon jetzt Probleme im Stadtteil, eigentlich ist es aber erklärte Politik, die Umstände zu lösen und nicht, sie noch schwieriger zu machen.
Warum würden sich denn Probleme vergrößern?
Ich wüsste nicht, wie die Leute, die dort untergebracht werden, zur Prosperität des Stadtteils beitragen können. Sie können sich nicht am sozialen Leben beteiligen – sie haben kein Geld, dürfen nicht arbeiten, sprechen nicht unsere Sprache. Die Integration ist schwierig.
Was sind Ihre Pläne als Bürgerinitiative?
Wir haben in den letzten Wochen das Gespräch mit der Bezirkspolitik gesucht. Die Bezirksversammlung hat ja einen Beschluss gegen das Heim an dieser Stelle gefasst…
… darüber hat sich die Sozialbehörde hinweggesetzt. Und nun?
Die Bewohner fühlen sich alleingelassen! Das darf man so einfach nicht machen! Auf unsere erste Versammlung kamen nicht 30, sondern 150 Leute, die wir weiter informieren. Wir werden den Druck aufrechterhalten und steigern. Die Sozialbehörde setzt sich kaltschnäuzig über die Bewohner hinweg – die Stimmung schlägt ein wenig um. Bisher ist der Ton moderat. Ob es dabei bleiben wird, ist offen. Wir wissen, dass für die nächste Sitzung des Regionalausschusses in Billstedt am 26. 2. schon nach einem größeren Raum gesucht wird.
Angenommen, Sie müssten aus Deutschland fliehen und kämen in eine Stadt, in der man Sie nicht haben will…
Das ist nicht der Fall! Wir wollen nur nicht, dass alle in Billstedt landen.
Unter welchen Umständen würden Sie die Unterbringung denn akzeptieren?
Wenn von den anderen Stadtteilen, die sich bislang nicht beteiligen, wenigstens die Hälfte mitmacht. Völlig ungeklärt ist für uns übrigens auch die Frage, was aus den Räumen in der früheren Schule wurde, die in den siebziger und achtziger Jahren wegen Asbestbelastung gesperrt waren. INTERVIEW: FRANK BERNO TIMM