Entführungsdrama in Manila: Sechs Busgeiseln getötet

Auch der Kidnapper starb, als Polizisten in der philippinischen Hauptstadt den Touristenbus stürmten. Ein Ex-Polizist hatte das Fahrzeug in seine Gewalt gebracht. Er wollte seinen Job zurück.

Ein Polizist versucht, die Türscheiben des Busses eingeschlagen. Bild: rtr

MANILA afp/dpa/apn | Das Geiseldrama in der philippinischen Hauptstadt Manila hat ein blutiges Ende gefunden. Die Polizei stürmte den entführten Bus nach zwölf Stunden, und wie Mitarbeiter von Krankenhäusern mitteilten, wurden dabei sechs der 15 verbliebenen Geiseln getötet. Auch der Geiselnehmer kam ums Leben. Der Busfahrer konnte kurz zuvor die Flucht ergreifen.

Fernsehbildern zufolge drang die Polizei am Montag in den Touristenbus ein, nachdem der bewaffnete Geiselnehmer mit der Ermordung aller Insassen gedroht hatte. Aus dem Bus stiegen Rauchschwaden auf. Möglicherweise hatte die Polizei eine Gaspatrone in das seit Stunden gekaperte Fahrzeug geworfen.

Zuvor waren laut Augenzeugen Schüsse im Inneren des Busses gefallen. Spezialkräfte umstellten daraufhin das Fahrzeug und hatten versucht, Scheiben einzuschlagen. Dem Radiosender Mindanao Network sagte der Geiselnehmer in einer Live-Sendung, er habe "zwei Chinesen" erschossen und werde alle Geiseln töten, wenn die Polizei seine Forderungen nicht erfülle.

Laut Polizei hatte der mit einem Sturmgewehr bewaffnete Mann am Montagmorgen den Bus mit Touristen aus Hongkong in seine Gewalt gebracht und zunächst alle Insassen als Geiseln genommen. In den Stunden danach ließ er neun Geiseln frei, so dass sich am Nachmittag noch etwa 15 Menschen in seiner Hand befanden.

Bei dem Geiselnehmer handelte es sich nach Angaben der Polizei um den 55-jährigen Rolando Mendoza, einen einst hoch angesehenen Polizeibeamten, der aber vor zwei Jahren wegen seiner Verwicklung in Raub, Erpressung und Drogendelikte entlassen worden war. Offenbar wolle er mit der Geiselnahme seine Wiedereinsetzung in den Polizeidienst erzwingen, sagte Manilas Polizeichef Rodolfo Magtibay.

Nach Angaben der philippinischen Behörden befanden sich in dem Bus 22 Touristen aus Hongkong, der philippinische Fahrer sowie zwei weitere Philippiner. In den Stunden nach dem Überfall ließ der Ex-Polizist sieben Touristen frei, unter ihnen drei Kinder und ein älterer Mann, sowie zwei Philippiner. Alle waren demnach unverletzt, so wie auch die übrigen Geiseln im Bus zunächst unversehrt blieben.

Das philippinische Fernsehen berichtete die ganze Zeit live von der Geiselnahme. Ein Polizeisprecher wertete die Freilassung der ersten Geiseln zunächst als ein Zeichen für die Verhandlungsbereitschaft Mendozas. Der 55-Jährige verhalte sich "höflich" und habe der Polizei auch erlaubt, die Geiseln im Bus mit Lebensmitteln zu versorgen. Der Bruder des Geiselnehmers, ebenfalls ein Polizist, wurde in die Verhandlungen einbezogen.

Der Bus parkte in der Nähe des Rizal Parks, einem beliebten Touristenziel in der Altstadt von Manila. Nach Angaben des Reiseveranstalters aus Hongkong waren die Touristen zwischen vier und 72 Jahre alt. Die Gruppe hätte Manila am Montag nach dreitägigem Aufenthalt verlassen sollen.

Der Überfall weckte Erinnerungen an eine Geiselnahme im Jahr 2007, bei der ein Entführer 30 Kinder in seine Gewalt gebracht und mit einer Handgranate bedroht hatte. Damals hatte er nach zehn Stunden aufgegeben; alle Geiseln hatten das Drama unversehrt überstanden.

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