piwik no script img

Transfergerüchte in der BundesligaEin Leitwolf für die Wölfe

Der VfL Wolfsburg ist wieder einmal auf der Suche nach einem Anführer für das Starensemble. Aber die Versuche endeten bislang erfolglos. Ob sich das nun ändert?

Derzeit häufig ratlos: Die Fussballer des VfL Wolfsburg. Bild: dpa

WOLFSBURG taz | Sie suchen immer noch. Nach einem Leitwolf. Nach einem Fußballprofi, der im Auftrag des VfL Wolfsburg mutig und vorbildlich vorangeht. "Wir werden nicht mit dem großen Kescher vorgehen. Aber vielleicht tun wir im Winter noch etwas in Sachen Neuverpflichtungen", sagt Dieter Hoeneß.

Angesichts von nur noch drei Punkten, die den VfL von einem Abstiegsrang trennen, möchte Hoeneß den Wolfsburger Spielern jede nur mögliche Ausrede nehmen. "Wir haben hier genug geredet", gesteht der Vorsitzende der Geschäftsführung.

Ein Sieg im letzten Hinrundenspiel, zu dem der VfL am Samstag Hoffenheim empfängt, kann die mäßige Bilanz des Klubs kaum noch schönen. "Geduld hat ihre Grenzen", sagt Hoeneß. Die Führungsetage des VfL vermisst auf dem Platz vor allem einen Führungsspieler, der einer Mischung aus begnadeten Individualisten und verunsicherten Mitläufern Halt gibt.

Dass Mark van Bommel, dessen Warten auf eine Vertragsverlängerung offenbar für Handlungsdruck beim FC Bayern München sorgt, ein solcher Rudel-Chef sein könnte, steht außer Frage. "Aber dieses Gerücht kommt aus München. Wir hatten nie konkreten Kontakt zu Mark van Bommel", behauptete Hoeneß gestern und dementierte damit Medienberichte, denen zufolge der 33-Jährige schon während der bevorstehenden Winterpause ein Thema für den VfL Wolfsburg sein könnte.

Auf die Frage, wie hoch der Leidensdruck in Wolfsburg angesichts von mehr als 36 Millionen in neue Spieler investierten Euro ist, hat es eine interessante Antwort gegeben. Hoeneß soll nach einem Urteil des DFB-Sportgerichts wegen seines unsportlichen Verhaltens nach dem Heimspiel gegen Schalke 04, als Schiedsrichter Wolfgang Stark ein Handspiel von Klaas-Jan Huntelaar übersehen hatte, eine Strafe in Höhe von 8.000 Euro zahlen.

Auch sein Trainer McClaren ist immer häufiger dabei zu beobachten, wie er an der Außenlinie reklamiert und sich echauffiert. Sie bekommen in ihre Mannschaft einfach keine Ruhe hinein. "Wir brauchen Zeit, bis das hier alles zusammenwächst", meint McClaren. "Gegen Hoffenheim, das ist das Spiel des Jahres", findet Diego, was nicht dafür spricht, dass McClaren noch viel Zeit hat.

Die Gerüchte um van Bommel und die Sorge, ob Dzeko in seiner derzeitigen Verfassung eigentlich der richtige Mann als Kapitän ist, liegen wie ein Schatten über einer verunsicherten Mannschaft. Bei Dzeko, der sich so gern einem größeren Verein andienen möchte, sorgen die vielen Schlagzeilen wegen eines vorzeitigen Wechsels für ständiges Ungemach. Deshalb will Hoeneß den Bosnier spätestens im Sommer 2011 entweder noch länger als bisher an den Verein binden oder einen Verkauf einleiten.

Um die langfristig gesteckten Ziele des VfL zu erreichen, muss aber kurzfristig ein weiterer Personalumbau vorgenommen werden. Die bisherige Transferpolitik hat für eine so flache Hierarchie in der Stammelf gesorgt, dass dem Starensemble ein Kopf fehlt. Hoeneß hatte vor der Saison mit Michael Ballack (Leverkusen), Anatolij Tymoschtschuk (München) und Jermaine Jones (Gelsenkirchen) bereits prominente Herren mit Alpha-Männchen-Qualitäten umworben. Aber seine Versuche, die bei der etablierten Konkurrenz kickenden Profis für das Wolfsburger Fußballprojekt zu begeistern, endeten erfolglos.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!