Kriegsregion Darfur: Neue Kämpfe und Vertreibungen
Im Westsudan sind erneut zehntausende Menschen auf der Flucht. Zahlreiche Dörfer sind verlassen, berichtet die UN. Die Bewohner suchen Schutz in den Städten.
KHARTUM/BERLIN rtr/taz | In der westsudanesischen Kriegsregion Darfur ist die Gewalt neu aufgeflammt. Zahlreiche Dörfer seien verlassen, nachdem es zu schweren Kämpfen um den Ort Thabit rund um Nord-Darfurs Provinzhauptstadt El Fasher gekommen sei, berichtete gestern die gemeinsame Darfur-Friedenstruppe von UNO und Afrikanischer Union (Unamid). Die meisten Dorfbewohner seien in die Städte geflohen.
Die Kämpfe um Thabit waren am 24. Januar ausgebrochen, nachdem dort seit Dezember bereits 40.000 Menschen vertrieben worden waren, berichtet der Nachrichtendienst Irin. Eine erste Unamid-Beobachtermission in das Gebiet musste demzufolge wenige Tage später aufgrund von Bombardierungen durch Sudans Luftwaffe ihre Reise abbrechen.
Hilfswerke warnen bereits seit Wochen, die Gewalt in Darfur nähere sich erneut dem Niveau der schlimmsten Kriegszeiten von 2004-2005. Zum Bergmassiv Jebel Marra, eine Hochburg der Darfur-Rebellen und Zufluchtsort zahlreicher Kriegsvertriebener, gebe es seit mehreren Monaten keinen Zugang. Vergangene Woche forderte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Susan Rice, die Unamid-Friedenstruppe zu einem offensiveren Auftreten in Darfur auf.
Die neue Gewalt wird darauf zurückgeführt, dass sich die politischen Rivalitäten im Norden Sudans verstärken, seit feststeht, dass Südsudan sich vom Rest des Landes abspalten wird. Außerdem hat der einst wichtigste Darfur-Rebellenführer Minni Minawi, der 2006 mit Sudans Regierung Frieden geschlossen hatte, jüngst mit Präsident Omar Hassan al-Bashir wieder gebrochen und seine Rebellenbewegung SLA (Sudanesische Befreiungsarmee) reaktiviert. Südsudans Regierung hat unterdessen gewarnt, der Krieg in Darfur belaste die anstehenden Gespräche zwischen Süd- und Nordsudan über die Einzelheiten der Aufteilung Sudans und die zukünftigen Beziehungen zwischen beiden sudanesischen Staaten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!