piwik no script img

Debatte KommunismusFragen muss erlaubt sein

Kommentar von Gesine Lötzsch

Den Begriff Kommunismus will sich Gesine Lötzsch (Die Linke) nicht wegnehmen lassen. Man müsse aber auch an die Verbrechen der Geschichte denken, die darunter verübt wurden.

Was hätten Marx und Engels zu Lötzsch und Co. gesagt? Bild: dapd

A ls ich den Artikel von Robert Misik las, stellte ich mir vor, dass er in einem netten Wiener Kaffeehaus saß und seinen Kommentar "Verlorenes Paradies" über die Kommunismus-Debatte in Deutschland schrieb (taz vom 29. 1. 2011). Er kam zu dem Schluss: "Von ein paar Wortmeldungen abgesehen, gab es eher keine Erregung, sondern Belustigung."

Griechen, Franzosen, Engländer, Schweizer und Italiener fragten mich dagegen überrascht und irritiert, was da in Deutschland los wäre und warum die Auseinandersetzung so heftig geführt werde? Der CSU-Vorsitzende forderte wegen des K-Wortes eine flächendeckende Überwachung meiner Partei durch den Geheimdienst, und sein Generalsekretär wollte sogar ein Parteiverbotsverfahren einleiten. Nur Belustigung?

Wer weiß, dass kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik die KPD verboten und Kommunisten, die schon unter Hitler im Gefängnis gesessen hatten, wieder eingesperrt wurden, der sollte solche Äußerung nicht als Belustigung abtun. In diesem Sinne ist die Debatte gar nicht komisch, ganz abgesehen von den zahlreichen Hassmails, die ich erhalten habe. Da war er wieder, der totgeglaubte kalte Krieg.

Aber es gab auch viele positive Reaktionen. Junge Menschen, die den Antikommunismus der 1950er und 1960er Jahre nicht am eigenen Leib erleben mussten, empfanden es als gespenstisch, wie eine Diskussion hysterisch ausgetreten werden sollte. Es muss doch nach der schwersten Finanzkrise des Kapitalismus erlaubt sein zu fragen, ob das System überlebensfähig ist und ob es vernünftige Alternativen zum Kapitalismus gibt. Ich bin auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008 davon ausgegangen, dass nach der Krise nichts so bleiben kann, wie es war.

Zwei Jahre danach erlebe ich jedoch, dass alles so bleibt wie vorher. Es stellt sich die Frage, ob die Bundesregierung nichts ändern will oder nichts ändern kann? Die Antwort liegt auf der Hand: Sie will und kann es nicht. Der Markt hat die Politik an die Wand gedrückt. Die Regierung glaubt systemrelevante Marktteilnehmer auf Dauer alimentieren zu müssen, ohne Bedingungen stellen zu können. Das ist armselig. Doch was würde eine linke Regierung anders machen? Kann sie solche Krisen verhindern oder gehören sie zum System? Wenn sie integraler Bestandteil des Kapitalismus sind, dann ist es vernünftig, über Alternativen nachzudenken.

Ich bin demokratische Sozialistin und beschäftige mich natürlich mit vielen verschiedenen politischen Ansätzen. In unserer Partei gibt es keinen Gesinnungs-TÜV, aber den Konsens, dass wir mit friedlichen und demokratischen Mitteln diese Gesellschaft grundlegend ändern wollen.

Damit ist jede Rückkehr zu einem autoritären stalinistischen System für immer ausgeschlossen. Wenn wir die Vision von einer gerechten Gesellschaft nur als schönen Traum deuten und nicht konsequent verfolgen, dann wird unsere Gesellschaft zwangsläufig ungerechter. Die Linke ist die einzige Partei, die viele Menschen in ihrer Hoffnung bestärkt, dass der Kapitalismus nicht das Ende der Geschichte sein kann. Ohne diese Hoffnung würden sie wohl jede Verschlechterung ihrer Lebenssituation als alternativlos hinnehmen.

dapd
GESINE LÖTZSCH

GESINE LÖTZSCH ist seit Mitte Mai 2010 eine der beiden Vorsitzenden der Partei Die Linke. In der jungen Welt erschien am 3. Januar ihr umstrittener Text "Wege zum Kommunismus".

Radikale Realpolitik

Robert Misik geht auf das Argument ein, dass die Reformer die Radikalen als Korrektiv brauchten, diese aber nur hohle Phrasen zu bieten hätten. Ich halte die Aufteilung in Reformer und Radikale für sehr problematisch. Mein Ansatz ist es, diesen Gegensatz aufzuheben. Wir wollen, wie ich geschrieben habe, radikale Realpolitik im Interesse der Mehrheit der Bevölkerung machen.

Der demokratische Sozialismus, den wir wollen, ist nicht arbeitsteilig zwischen Reformern und Radikalen, sondern nur durch radikale Realpolitiker erreichbar. Konkret heißt das für uns heute, dass wir die Eigentumsfrage stellen. Diese Frage ist radikal. Sie ist die Gretchenfrage. Für die Reformer ist ihre Beantwortung die Voraussetzung für eine wirkliche Verbesserung der Lebensverhältnisse.

Die Mehrheit der Menschen wurde in den vergangenen Jahren ihres öffentlichen Eigentums beraubt: Krankenhäuser, Wohnungen, Energieversorger. Wir wollen das öffentliche Eigentum zurück. Diese Forderung ist deshalb so aktuell und real, weil viele Menschen gerade in der Finanzkrise erlebten, dass der Markt bei der Absicherung wichtiger Lebensbereiche versagt hat. Die Rückgewinnung des öffentlichen Eigentums ist deshalb eine aktuelle radikale Forderung, die von meiner Partei ausdrücklich unterstützt wird.

In unserem Programmentwurf bekommt der Begriff demokratischer Sozialismus Konturen. Insbesondere in der Verbindung mit der Eigentumsfrage wird er ganz konkret in der Alltagspolitik anwendbar und bleibt damit nicht nur Vision. Kein linker Reformer kommt mehr um die Eigentumsfrage herum. Ohne öffentliches Eigentum werden auch die kleinsten Reformen nicht umzusetzen sein. Alle Hoffnungen, die Menschen mit uns verbinden, blieben folgenlos.

Keule Antikommunismus

Robert Misik meinte zum Schluss seines Kommentars, dass man das Wort Kommunismus in der Asservatenkammer ablegen sollte. Selbst wenn wir seinem Rat folgen würden, unsere politischen Gegner werden das nicht tun. Von CSU und CDU wird die Keule des Antikommunismus geschwungen. Obwohl unsere Partei in zwei Bundesländern in der Regierung ist und in NRW eine Regierung aus SPD und Grünen ermöglicht hat, wird immer noch behauptet, dass eine Regierungsbeteiligung der Partei Die Linke zum Untergang des Abendlandes führen würde.

Die Konservativen wollen sich die Definitionshoheit über den Begriff Kommunismus sichern. Und wir sollen das einfach hinnehmen? Nein, wir müssen uns mit dem Kommunismus und dem, was in seinem Namen an entsetzlichem Unrecht begangen wurde, auseinandersetzen. Wir müssen aber auch sagen, dass die Idee des Kommunismus nichts, aber auch gar nichts, mit dem zu tun hat, was Stalin, Mao oder Pol Pot darunter verstanden haben.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

51 Kommentare

 / 
  • KN
    Klaus Niedermüller

    Ich versuche gerade, mir den Generalissimus J.W. Stalin vorzustellen, wie er tief beeindruckt von Gesine Lötzsch fluchtartig das Feld räumt und sich selbst in die Verbannung schickt. Wäre er nicht gewesen, wäre Frau Lötzsch vielleicht jetzt noch beim BDM!

     

    Welch peinlicher Rechtfertigungsversuch der PDS-Frau.

  • DE
    Dr. EL Hischer

    Zur Kommunismus-Debatte

     

    Ein direkter Vergleich des real existierenden Kapitalismus mit dem Kommunismus ist leider nicht möglich, weil es bisher noch keine kommunistische Gesellschaftsordnung auf unserem Erdball gegeben hat. Es gab und gibt aber kommunistische Parteien, deren strategisches

    Endziel nach ihren Programmen der Kommunismus ist. Voraussetzung ist allerdings vorher der erfolgreiche Aufbau sozialistischer Gesellschafts- ordnungen . Das ist nach dem Zweiten Kapitalistischen Weltkrieg in den europäischen Oststaaten trotz schwieriger äußerer und innerer Bedingungen, die später die Defizite mit verursacht haben, versucht worden:

    - die Wirtschaft und die Infrastruktur waren zum größten Teil zerstört,

    - es gab zu wenig Erfahrungen für den Aufbau des Sozialismus,

    - die UdSSR konnte wegen der Kriegsfolgen auch nur bedingt helfen

    (im Osten gab es keinen Marshallplan),

    - besonders negativ war der Stalinismus.

    Stalin hat durch den Personenkult, durch seine diktatorische und verbrecherische Politik nicht nur der Arbeiterbewegung, sondern der gesamten Menschheit einen großen Schaden zugefügt. Den Stalinismus aber mit dem Marxismus bzw. dem Kommunismus zu identifizieren ist ein Fehler. Wer das tut, kennt entweder den Marxismus nicht oder hat ihn nicht verstanden oder verbreitet unbewusst bzw. bewusst demagogische Losungen.

     

     

     

    Der Kampf um eine gerechte Weltordnung geht trotzdem weiter. Warum? Weil der real existierende Kapitalismus bewiesen hat, dass er nicht in der Lage ist bzw. nicht gewillt ist, die Grundprobleme der Menschheit zu lösen:

     

    Sicherung des Weltfriedens (Allein im 20. Jahrhundert starben circa

    100 Millionen Menschen durch

    kapitalistischen Kriege),

    Lösung der sozialen Frage (In den kapitalistischen Staaten gibt es

    immer noch Millionen Arbeitslose),

    Schutz der Umwelt (Für den Umweltschutz wird zu wenig

    getan).

     

     

    Wie eine zukünftige Gesellschaftsordnung heißen wird, ist unwichtig. Wichtig ist, dass sich in diesem Jahrhundert das Prinzip des Humanismus auf dem ganzen Erdball durchsetzt.

     

    EL Hischer

  • Q
    Querulant

    @Lucia

     

    ohne selbst Kommunist oder Sozialist zu sein, in einem Punkt muss ich sie schon korrigieren:

     

    "Kommunismus, Sozialismus, oder wie auch immer Sie diese Utopie nennen wollen, ist nicht mehrheitsfähig.

     

    Deshalb mußten dort, wo diese Utopie an die Macht kam, die Menschen zu ihrem Glück "gezwungen" werden.

     

    Denn nennen Sie doch bitte ein einziges Land, in dem sich diese Utopie bisher erfolgreich verwirklichen ließ.

    Ohne daß solche Experimente in eine Parteidiktatur oder Oligarchie mit massiven „Säuberungen“ an Zweiflern dieser Ersatzreligion einhergehen."

     

    Es gab auch Fälle in denen die Gegegenrevolution zu Massenmorden und Säuberungen geführt haben... In Chile wurden Salvador Allende und seine sozialistische Partei demokratisch (!) gewählt. Wie dieses Experiment ausgegangen wäre kann man nicht sagen. Tatsache ist, dass es durch Initative der ach so demokratischen USA in einen der schlimmsten Fälle des südamerikanischen Faschismus umschlug der seinerseits zu massenhaften Morden und Verschleppungen geführt hat...

     

    Der Kommunismus/Sozialismus ist kein Paradis und sicher nicht erstrebenswert, aber das was als vermeintliches Gegenmodell angeboten wird ist doch genauso Scheiße!

  • L
    Lucia

    @ dielendieb:

     

    Ihr Beitrag ist der Beweis: Es gibt die real existierende Satire...

     

    Ihr Versuch den Gegenbeweis zu erbringen ist lächerlich, denn statt logischer Beweisführung versteifen Sie sich auf inhaltslose Behauptungen.

     

    Kommunismus, Sozialismus, oder wie auch immer Sie diese Utopie nennen wollen, ist nicht mehrheitsfähig.

     

    Deshalb mußten dort, wo diese Utopie an die Macht kam, die Menschen zu ihrem Glück "gezwungen" werden.

     

    Denn nennen Sie doch bitte ein einziges Land, in dem sich diese Utopie bisher erfolgreich verwirklichen ließ.

    Ohne daß solche Experimente in eine Parteidiktatur oder Oligarchie mit massiven „Säuberungen“ an Zweiflern dieser Ersatzreligion einhergehen.

     

    Dies hat laut „Schwarzbuch des Kommunismus“ weltweit zu mehr Toten geführt, als bei allen Nazi-Diktaturen zusammen (Wiki).

     

    >>...Vollkommen schlüssig...

  • Q
    Querulant

    Und was macht man jetzt, wenn man sowohl gegen diesen Kapitalismus als auch gegen den Kommunismus/Sozialismus ist? Mir fehlt irgendwie die dritte Alternative...

  • B
    BiBo

    An 09.02.2011 09:47 Uhr:

    von ........:

     

    Achso, und noch zwei Sachen. Erstens meine Aussage staatliche Umverteilung bringt nichts, steht weniger als Charakterisierung von Kommunismus, als mehr zu den Aussagen der Linken, genau dies tun zu wollen. Denn wenn immer jemand bestimmt, WIE die Sachen umverteilt werden sollen, fuehlt sich eine Gruppe angepisst, die andere bevorzugt und dies fuehrt zu einer gewissen Korrumpierbarkeit sowie der Flucht der Gebenenden aus dem Machtbereich des Entscheiders.

     

    Zweitens: Klar wird der Kuchen absolut immer groesser, aber es geht um die relativen Anteile. Zudem ist der Kuchen innerhalb eines c.p. betrachteten Zeitraums immer konstant. Wenn das indische Stueck im Jahr 2011 groesser wird, muessen andere Stuecke im selben Zeitraum zumindest relativ gesehen kleiner werden. Zeitgleich waechst auch die Anzahl der Menschen, der Marktteilnehmer, das Lohniveau, die Gier der Spekulanten usw.

  • B
    BiBo

    @Herr Henneberg

    Und Kerala hat eine der hoechsten Alphabetisierungsraten des Landes. Als ich das letzte mal in Cochin war haben mich nur die Hammer- und Sichelfahnen, die dort ueberall haengen, gestoert.

     

    An 09.02.2011 09:47 Uhr:

    von ........:

     

    Ich will die Zustaende in Indien nicht relativieren und ja, es gibt hier viel Elend. Dazu muss ich nur meine fuer hiesiege Verhaeltnisse recht gute Wohnung verlassen und 100m weit laufen, da wohnen Menschen unter Zeltplanen an der Strassenecke. Und ja, es kommt auch vor, das Menschen, die alt und allein in so nem Zelt sterben erst nach ein oder zwei Tagen weggeraeumt werden. Aber nochmal, es ist relativ. Ich denke, prozentual gesehen haben vor 1991 mehr Menschen Hunger leiden muessen. Es geht aber vor allem darum, was die Menschen selber sagen. Wissen Sie, wo hier am Independence Day die meisten indischen Flaggen hingen? An den Zeltstaedten. Seitdem ich hier bin frage ich mich bisweilen, wer ich denn eigentlich bin, der sich wohlgenaehrt, ausgebildet und warm respektive kalt wohnend erlaubt zu beurteilen wie wo und wann diese Menschen arbeiten koennen und duerfen - oder eben nicht. Wenn der Vater Haendler ist, wer bin ich denn zu sagen, Nein, dein Sohn darf nicht nachmittags im Laden arbeiten, denn der ist erst 10. Sorry, gibt dann heute kein Essen.

    Subjektiv gesehen bessern sich die Lebensumstaende hier. Das dies mehrere Jahrzehnte braucht, da diese ungeheure Zahl an Menschen nicht einfach so in neue Schemata oder Modelle zu druecken sind, die wir Westler toll finden, ist wohl klar.

    Nochmal, ich will die Zustaende hier nicht verherrlichen. Es gibt genug Schlimmes, keine Frage. Aber was ich vor allem meinte ist die Einstellung der Menschen. Seit den Reformen 1991 steigt das kapitalistische Bewusstsein, mehr hab ich nicht gesagt. Ich hab ohne Witz Aerger von meinem Fahrer (um jetzt den Vorurteilen vorzubeugen, man mietet hier einen Wagen mit Fahrer, es handelt sich um ein TATA Indica) der sicherlich nicht viel verdient, weil ich einer bettelnden Mutter mit Kind Geld geben wollte. Er sagte: Gib der nix, die kann arbeiten. Und ich bekomme absolutes Unverstaendnis, auch von solchen Menschen, die durch den Boom immerhin ein wenig Geld haben (um zumindest eine feste Unterkunft haben), wenn ich die Leistungen von Hartz 4 erklaere.

    Alles ist relativ.

     

    Und by the way, staatliche Krankenhaeuser, die allerdings auf einem Standard ungefaehr wie in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg sind, sind fuer die Armen kostenlos. Da steht nur das Problem der Korruption vor.

  • K
    Kapitalismuskritiker

    Und wenn uns immer wieder die vielen Toten vorgehalten werden, die in der einen oder anderen Weise auf das Konto des Marxismus gehen, dann müssten ihnen doch mindestens mal all die Opfer gegenübergestellt werden, die durch Hunger, Gewalt, Bürger- und andere Kriege in kapitalistischen Ländern gestorben sind. Das aber wird dann immer elegant weggelassen. Als Maßstab gelten hier nur die friedlichen und relativ freien lezten 60 Jahre in Europa und Nordamerika. Kapitalismus herrscht aber seit gut 200 Jahren und nicht nur in besagten Ländern. Ein ziemlich selektives Vorgehen.

  • A
    Andreas

    1.

    Wurde das Thema von der Rosa Luxemburg Stiftung vorgegeben: Das Veranstaltungsmotto "Wo bitte gehts zum Kommunismus?" war ja selbst von denen etwas satirisch formuliert, denn diese Frage ist in ihrer Komplexität ja nicht mit einem simplem Wegweiser vergleichbar...

    Hätte also Fr. Lötsch auf die Anfrage zu einem Kommentar zu dieser Veranstaltung den Mund halten sollen oder darauf eingehen? Sie ist darauf eingegangen und das erwartet man auch von einer Vertreterin der Linkspartei.

    2.

    Bei allen Fehlern die im real existierenden Sozialismus begangen wurden sollte auch mal erwähnt werden, dass der nebenher existierende reale Kapitalismus alles getan hat(und bis heute tut), um ein Scheitern dieser Systemalternative zu bewirken. Der Sozialismus ist in einen Wirtschafts- und Wachstumswettbewerb hineingezogen worden, für den er überhaupt nicht geeignet war! Jeder der die Idee des Kommunismus von Karl Marx verstanden hat sollte wissen, dass eine umfassend demokratisch organisierte Wirtschaft nicht vom Himmel fällt sondern gelernt werden muss und das braucht Zeit. Diese Zeit wurde dem Realsozialismus aber nie gegeben, er sollte bewußt "totgerüstet" werden. Im übrigen ist mittlerweile der Gedanke eines immer schnelleren und permanenten Wirtschaftswachstums längst ad absurdum geführt(zum Teil von den Grünen selbst).

     

    Es bleibt zum Überleben der Menschheit gar keine andere Wahl, als sich von dem unkontrolliertem Selbstläufer "Kapitalismus" zu lösen. Denn er funktioniert offensichtlich eben nicht! Der Glaube an die sogenannten Selbstheilungskräfte des Marktes ist gescheitert und nimmt mittlerweile selber den Stellenwert einer postmodernen Marktreligion an. Einige wollen sich das nicht eingestehen, vielleicht weil sie davon profitieren. Wir verhalten uns durch die Anbetung der Dynamik unserer selbst erzeugten Produkte unmündiger als die primitiven Völker, die ihre Zukunft durch die Anbetung ihrer selbstgeschnitzten Götzen sichern wollten(Fetischglaube).

     

    Andreas

  • D
    dielendieb

    @lucia: Haben Sie auch nur einen Deut der Debatte verstanden? Wenn Sie solche Imagepflege betreiben, dann bitte mäkeln Sie auch nicht rum, wenn Sie sich ständig mit der zweiten, dritten, nten Wahl zufrieden geben müssen.

     

     

    "Kapitalismus ist zwar eine miese Sache, funktioniert aber, wie jeder beobachten kann."

    Ja, tut er. Solange es es genug Menschen gibt, die man ausbeuten kann, um den großen Rest ruhig zu stellen und den kleinen immer weiter zu bereichern.

     

    "Lafontaine und Klaus Ernst zeigen durch ihren Lebesstil, daß sie davon auch gern profitieren wollen. Neider werden mit Verhonepiepelung a la „Reichtum für alle“ abgespeist..."

    Es geht hier nicht um die Partei Die Linke. Das hat meiner Meinung nach auch Frau Lötzsch ein bisschen falsch verstanden.

     

    "Warum bitteschön, sollte man also eine miese Sache durch eine noch miesere ersetzen???"

    Vollkommen schlüssig. Vor allem unter dem Aspekt, dass es a) nur die beiden Möglichkeiten gibt und b) sich hinter beiden natürlich genau das verbirgt, was Sie glauben.

     

    "Was mag denn der Grund dafür sein, daß Ihre Partei immer noch vom Verfassungsschutz beobachtet wird?"

    Gute Frage. Vielleicht, weil dann irgendwer der Lobby erklären müsste, was passiert, wo ihr Geld und wo ihre Macht hin ist.

     

    Öffnen Sie Ihre Augen. Bitte.

  • M
    Männe

    Der Bericht von Frau Dr. Lötzsch ist ja aus dem Zusammenhang genommen worden. Der Kontext ging ja dahin, eine Richtung für die ganz Linken zu geben, denn für die ist ja Frau Dr. Lötzsch eine Verräterin.

    Reaktionäre Kreise ging es gar nicht schnell genug, das K-Wort auf dem Jahrmarkt der BRD zu verbreiten.

    Und wer gerade in der BRD das K-Wort benennt, was z.B. in einer Universität ganz anders behandelt wird, der ist der Feind der Demokratie.

    Wie sich aber die BRD zu Ägypten, daraus kann man erkennen, dass sich hier Gleich zu Gleich gesellt, auf die Seite der Demonstranten hat sich die BRD und damit Merkel bis jetzt nicht gestellt.

    Wichtig ist immer, dass Rot das Böse bedeutet, mit Braun hatte die alte BRD nie Probleme.

  • C
    Chrischan74

    Natürlich ist die ganze Diskussion belustigend gewesen.

    Das man in Deutschland Parteien nicht verbieten kann, die menschenverachtende, völkermordende Systeme erneut etablieren wollen ist doch spätestens seit dem Versuch eines NPD-Verbotes bekannt.

  • L
    Lucia

    @ GESINE LÖTZSCH:

     

    Auch wenn Sie das Kind nun in die schwammige Formulierung „demokratischer Sozialismus“ umtaufen:

     

    Man kann es drehen und wenden wie man will: es bleibt letzten Endes eine Utopie.

     

    Alle bisherigen Versuche machten mehr oder weniger deutlich, daß es nicht funktioniert.

     

    Kapitalismus ist zwar eine miese Sache, funktioniert aber, wie jeder beobachten kann.

    Lafontaine und Klaus Ernst zeigen durch ihren Lebesstil,

    daß sie davon auch gern profitieren wollen.

    Neider werden mit Verhonepiepelung a la „Reichtum für alle“ abgespeist...

    Warum bitteschön, sollte man also eine miese Sache durch eine noch miesere ersetzen???

     

    Da viele trotzdem weiter dran glauben, ja sogar dies in einer Partei weiter verfolgen,

    gewinnt man den Eindruck, es handele sich um eine Politsekte...bei der der vorherrschende Atheismus ein schwarzes Loch hinterlassen hat, das von der Ideologie als Religionsersatz gefüllt wird.

     

    Was mag denn der Grund dafür sein, daß Ihre Partei immer noch vom Verfassungsschutz beobachtet wird?

    Verfolgt die „kommunistische Plattform“ möglicher weise eine andere Interpretation des

    „demokratischen Sozialismus“?

  • GK
    geläuterter Konservativer

    Diese Frau hat Recht!

    Als lebenslanger CDU-Wähler und Anhänger, geprägt durch durch dumpfe immer wiederholten Dogmen unserer Meinungsmacher, bin ich mittlerweile restlos geläutert. Früher galt der Spruch wer bis 30 nicht "links" hat kein Herz, wer über 30 links ist hat kein Verstand. Das hat sich total ins GEgenteil verändert.

    Ich gehe stark auf die 60 zu und werde bei nächster Gelegenheit links wählen!!!!!!

    Warum laßt Ihar Euch auf Begriffsikussionen ein? Bei

    dem vorherrschenden Meinungsmainstream könnt Ihr nur verlieren. Die anderen haben einfach mehr Macht.

    Vermittelt die Sache - es gibt soviel viel programmatisches bei Euch, das herüberzubringen erste Aufgabe wäre.

  • R
    Rahm

    Gesine, du hast mir aus dem Herzen gesprochen (geschrieben) Ich liebe dich!!

  • BH
    Bernd Henneberg

    Zitat:von Norbert Stamm:

     

    "Der Kommunismus ist eine Fata Morgana; wer ihr folgte, geriet in die Wüste des Stalinismus."

     

    Das werden die Bewohner Keralas, eines indischen Bundesstaat, sicherlich auch gedacht haben, als sie 1957 der Kommmunistischen Partei Indiens den Regierungsauftrag für dieses Land gaben. Und dies bis heute und vor allem immer wieder bei demokratischen Wahlen bestätigen. Da können wir jetzt wieder gut und gerne sagen: geht doch rüber, wenn ihr den Kommunismus haben wollt. Ciao, ich mach das jetzt.

  • ........

    @Björn Hens: der markt hat nur bedingt damit etwas zu tun. sozialismus,kommunismus etc hat nicht zur folge, dass es keinen markt (angebot & nachfrage) gibt.

    @Norbert Stamm:auf das wort kommt es nicht an, aber k führt in den stalinismus? da ist aber einiges durcheinander geraten...

    @bibo:"Es funktioniert, alles ist wieder wie vorher"für immer und ewig?

    "staatlich gelenkte Umverteilung, wie sie auch immer aussieht bringt nichts" das wäre auch kein k!

    "Hier in Indien erlebe ich Kapitalismus in Reinform, aber die Menschen WOLLEN da" achja??? auch die "alle", die tagtäglich hungern, keine medizinische versorgung bekommen?

    "Da der Kuchen insgesamt gleich bleibt" das stimmt nicht. was ist bspw durch technik und industrialisierung entstanden?

    @hschweizer: warum? welche form des sozialismus ist gemeint?

     

    es gibt nicht nur marx und engels...

  • H
    hschweizer

    Demokratischer Sozialismus ist doch ein Widerspruch in sich. Nein danke, gute Frau. Kommunismus ist kein Auslaufmodell, er hat sein Verfallsdatum längst überschritten.

  • B
    BiBo

    @noproblem

     

    Also

     

    zur Bahn, ohne jetzt eine Grundsatzdiskussion darueber zu starten. Mehdorn hatte den Auftrag die Bude boersenreif zu trimmen. Der Boersengang wurde dann aufgrund der "negativen Marktsituation" verschoben (mit anderen Worten, warten wir noch etwas, dann kassieren wir richtig). Dann kamen ja all die ungluecklichen Erkenntnisse, Mehdorn weg, Hitze, Kaelte und ploetzlich bangen Politiker um ihren Job, da nun der Mob erwacht, und nun steht ploetzlich wieder die Funktionalitaet im Vordergrund. ABER wo steht denn geschrieben, dass etwas anderes entscheidend ist als das was am Ende des Geschaeftsjahres raus kommt. Es kaufen ja doch ne ganz Menge Leute immer teurer werdende Tickets, da ist es Wurst ob man gekocht wird oder am Bahnhof steht. Und nichts anderes interessiert Investoren.

     

    Mit anderen Worten, der Zustand ist doch Wuppe solange der Rubel rollt und solange das in den Zielen steht, die der Bund und der Ausschuss festlegt, ist doch alles im Lack. Oder wenden sich jetzt die ganzen Fahrgaeste ab?

     

    Thema Indien

    Ok, ich komme natuerlich nicht mit allen Menschen hier in Kontakt und daher ist ein Vergleich immer sehr subjektiv. Beruflich bin ich aber im ganzen Land unterwegs, und es halt alles relativ. Jemand der heute 12h in einer Fabrik knechtet (aus unseren Augen) ist darueber froh, denn 15Jahre vorher hat er Bohnen auf der Strasse verkauft. Mit anderen Worten, es geht ihm subjektiv empfunden besser, auch wenn die Arbeitsbedingungen aus westlicher Sicht scheisse sind. Ich habe nur gesagt, dass die Mehrheit der Inder die Entwicklung, so wie sie ist und mit allen Schweinereien, begruessen, da die Mehrheit subjektiv besser lebt als frueher. Nur, die Leute erkennen dadurch ihre Chance, akzeptieren sie. Ich hab einmal zu einem Arbeiter gesagt (n Kollege hat uebersetzt, weil mein Hindi nicht so gut ist), dass wenn die deutschen Aufsichtsbehoerden diese Bude sehen wuerden, waere sie sofort geschlossen. Daraufhin meinte der nur, dann haette er keine Arbeit und seine Familie wuerde hungern. Und glauben sie nicht, es wuerde sich was aendern, wenn 80Mio Deutsche nun 20 EUR fuer ein Tshirt mehr ausgeben wuerden weil es aus einem fairen Betrieb kommt. DAfuer ist der Markt Deutschland zu klein.

  • A
    Alekto

    Aufgrund der Tatsache, daß die Idee des Kommunismus ein Absterben des Staates beinhaltet - und sowohl Pol Pot als auch Mao und Stalin und wer sich sonst noch so Kommunist schimpfte, die Macht nicht abgeben wollten und somit den Staat alles andere als abgeschafft haben!

    Rein definitorisch war das alles nie Kommunismus, sondern Diktatur und Faschismus.

    Und das will KEINER der heutigen Kommunismusanhänger, die haben eine vollständig andere Idee als das, was bisher unter dem Label "Kommunismus" abgezogen wurde.

    Ich selbst bin kein Kommunist, teile aber vieles von deren hervorgebrachter Kritik.

    Es ist Zeit, das alte "Schreckgespenst Kommunismus" einzumotten - warum auf die Propaganda von vor 30-40 Jahren reinfallen?

    Weshalb allen Kommunisten Stalin vorwerfen, nur weil der behauptet hat, er brächte Kommunismus?

    Den Demokraten müßte sonst auch Bush vorgeworfen werden, der hat ja auch "im Namen der Demokratie" gehandelt...

  • S
    Sozialpädagoge

    Offenbar ist auch die taz von Antikommunismus durchdrungen, da sie postive Kommentare zu Gesine Lötzsch willkürlich unterdrückt und sich als tragendes Element des vermeintlich alternativlosen Kapitalismus empfindet.

    Wie singt Bettina Wegner: Leute ohne Rückrat gibt es schon zuviel..... auch bei der taz.

    Das Sotaz-Abo werde ich mir wohl verkneifen.

  • D
    dielendieb

    Diese Mangel hat nicht nur dazu gefuert, dass Marx, logisch nicht schluessig, nach der berechtigten Kritik des in England beobachteten Monopol-Kapitalismus das Kind (Marktwirtschaft) gleich mit dem Bade ausschuettete (und die Demokratie gleich auch noch) [...]"

     

    Jetzt verwechseln sie aber ein paar Dinge: Demokratie ist, anders als Kapitalismus und Marktwirtschaft, eine Regierungsform und zwar eine, in der dem Namen nach das Volk regiert. Die aktuelle Auslegung, dass das Volk prospektiv die Entscheidungen einiger weniger legitimiert, wird aus meiner Sicht dem Begriff Demokratie mehr als zweifelhaft gerecht. Privateigentum besteht meiner Erfahrung nach in den seltensten Fällen separat von der Habgier (, welche lt. Georg Schramm nicht durch den Besitz gestillt wird, sondern durch den Erwerb), mit der Folge, dass a) ich die aktuelle deutsche Regierungsform eher als Possessokratie denn als Demokratie bezeichnen würde und b) eine Diktatur des Volkes (Gen.subj.!!) dem Begriff Dekomratie wesentlich näher steht als das, was gegenwärtig unter ihr verstanden wird.

  • F
    Freidemokrat

    Ist ja wieder mal beängstigend wie vergesslich die Menschheit ist.

     

    >>Es muss doch nach der schwersten Finanzkrise des Kapitalismus erlaubt sein zu fragen, ob das System überlebensfähig ist und ob es vernünftige Alternativen zum Kapitalismus gibt.

  • S
    Suryo

    Der Kommunismus führt selbstverständlich zwangsläufig zu Gräueltaten - wie jede, ausnahmslos jede Ideologie, die vorgibt, zu wissen, wie der Idealzustand, das Ende der Geschichte, der Himmel auf Erden aussehen muß. Wer fest an ein solches Paradies glaubt - sei es nun das der Werktätigen oder das der arischen Rasse oder des Kalifats oder meinetwegen der linksgrünen VeganerInnen - der muß, wenn er logisch denkt, zwangsläufig zum Ergebnis kommen, daß zur Erlangung dieses Ziels jedes Mittel recht ist. Es geht schließlich um die Verwirklichung des vollkommenen Zustandes, in dem dann alle für alle Zeiten glücklich sind. Welche Tat könnte nicht dadurch gerechtfertigt werden?

     

    Und leider, leider, Frau Lötzsch, läßt sich der Begriff des Kommunismus nun nicht von seinem historischen heilsversprechen trennen. Und somit auch nicht von den im Namen dieses Versprechens begangenen Verbrechen.

  • H
    Hanna

    Immerhin sieht man den Beiträgen hier, dass es schon eine Suche nach einer alternativen Theorie zum Kapitalismus gibt. Wenn Frau Lötzsch sich aber als demokratische Sozialistin, also SPD, outet, dann klingt das ja auch nach dem Dritten Weg - der meiner Meinung nach bei Tony Blair und Gerhard Schröder gänzlich entgleiste.

    Aber in der Vergangenheit gab es tatsächlich einen Weg des linken demokratisch-sozialistischen Reformierens. Es gab ihn in Schweden, Deutschland, in England und auch mal in Frankreich (Mitterand verstaatlichte tatsächlich die größten Industriebetriebe). Das Problem an diesem Weg ist, dass er schnell an sein Ende gelangt.

    Und das ist eben weder Sozialismus, noch Kommunismus, sondern Neuwahlen, Machtverlust und ein neuer Anlauf.

    Immerhin sieht man, dass die De-Ideologisierung der sozialistischen und sozialdemokratischen Parteien in Europa deren Schwäche und Machtverluste direkt nach sich zog, insofern hat Gesine Lötzsch einen Punkt gemacht: Ohne eine theoretische Debatte, ohne ideologischen Streitt und Zoff, gibt es kein linkes Profil, keine Ausstrahlung und keine übergeordneten Ziele.

    Welcher Hamburger oder Bürger Baden-Württembergs erwartet in diesem Jahr eine tiefe, positive Veränderung für sein Leben oder das seiner Familie?

    Praktisch niemand, weil die Parteien der Mitte fast identisch agrumentieren und handeln. Das ist eine Chance für die Linke (und z.T. auch für die Grünen).

    Allerdings kommt der Begriff Kommunismus wie ein extrem scharfes Messer daher: Man verletzt sich schnell daran, auch wenn das Blut rot ist ...

  • DT
    Dr. Till Schelz-Brandenburg

    Dass denunziatorische Beiträge weitergehen würden, auch wenn man den Begriff Kommunismus wegschlösse, ist richtig. Richtig ist aber auch, dass solche Wortmeldungen wie aus der CSU überhaupt erst möglich wurden, weil nicht nur der Stalinismus, sondern der Staats-"sozialismus" Leninscher Prägung von allem Anfang an die Negation der Gesellschaftsvorstellungen des Kommunistischen Manifests war. Die gesellschaftliche Praxis in der Sowjet-Union, der DDR etc. hat die radikale Alternative zum Kapitalismus, wie sie Marx und Engels vorschwebte, gründlich desavouiert - bis hinein in die Entstellung ihrer Schriften. Es wurden eben nicht nur nach 1956 in der BRD Mitglieder der KPD wieder eingekerkert, es wurde gleich 1945 etwa das KZ Sachesenhausen durch NKWD wieder in Betrieb genommen und Sozialdemokraten eingeliefert.

    Solange die Partei die Linke die strikte Kritik am parteidiktatorischen System nicht zu ihrer programmatischen Basis macht, klingen Distanzierungen von Stalin, Mao etc. nur hohl.

  • A
    (A)

    "kommunismus" ist ein (chices oder anrüchiges, je nach perspektive) etikett sowie ein container-begriff. in diesen container gehört auch der sozialismus als weg dorthin, zum kommunistischen morgengrauen. zum real existierenden sozialismus gehört - wenn schon nicht stalin etc (beide augen also zugekniffen) - auf jeden fall lenin. und der wollte und hat - im sinne der neuen staats-doktrin - die presse gleichgeschaltet (was marx/engels übrigens ausdrücklich in ihren schriften abgelehnt haben!). ein gewichtiges detail, das auch frau lötzsch immer wieder gern unterschlägt.

     

    die autorin nimmt auch keine stellung zu dem vorwurf, dass eigenartige sed-nachtgestalten, die sehr wohl stalin dufte finden!, in der partei Die Linke eine heimstatt haben. dazu erfahre ich hier nur lapidar es gäbe "keinen gesinnungs-tüv".

     

    das nenne ich arrogantes überbügeln berechtigter zweifel von leuten, die sich nicht an jeden strohhalm klammern wollen, der ihnen hingehalten wird - überzeugt mich kein stück.

     

    schöne grüße von einer libertären

  • R
    RedHead

    Frau Gesine Lötzsch, wenn sie wirklich geglaubt haben, dass nach der Finanzkrise alles anders wird empfehle ich, dass sie endlich mal Marx's Kapital lesen, bevor sie irgendwas zum Thema Kommunismus sagen. Solche Krisen gab es nämlich schon zu seiner Zeit, weitere wurden vorhergesagt (ohne zu präzisieren wann, wo und wie konkret) und als immanenten Teil des Kapitalismus erkannt. Solche Krisen sind nie Krisen des Kapitalismus, sondern Krisen im Kapitalismus. Das Ergebnis ist immer die Umverteilung von Kapital, manchmal auch die Vernichtung eines Teils davon.

    Kommunismus ist in Deutschland nicht durch eine Partei machbar, gerade die Eigentumsfrage steht dem im Wege. Es geht ja nicht alleine darum, hier und da ein bischen Infrastruktur zu öffentlichen Eigentum zu machen, der kommunistische Ansatz ist eine Ecke radikaler, Eigentum sollte überhaupt nicht mehr dazu verwendet werden können, um Menschen in Zwangsverhältnisse zu bringen, das bedeutet in letzter Konsequenz die Abschaffung von Privateigentum an Produktionsmitteln, aber auch an Wohnungen, Häusern usw. Ich würde das unterstützen, aber sobald eine Partei das fordert, widerspricht sie dem Grundgesetz und wird verboten.

    Das Schweinesystem wird verfassungsmäßig garantiert, deshalb halte ich es für einen schweren Fehler, den Menschen (insbesondere jugendlichen) die Hoffnung zu machen, eine Partei könne friedlich mit parlamentarisch-demokratischen Methoden ernsthaft etwas ändern. Auch wenn ich ihnen hierbei gute Absichten unterstellen will, diese Politik ist systemstabilisierend, da große Teile oppositioneller Kräfte mit falschen Vorstellungen aufs falsche Pferd setzen und damit wirkungslos bleiben.

  • I
    iquique

    Ein durchaus interessanter Kommentar, der zumindest besser ist als die meisten online Reaktionen hier weiter unten, die sich in relativ undifferenzierten und historisch beliebigen Vergleichen erschoepfen.

     

    Bedauerlich ist nur, das der Kommentar zwar versucht ein gewisses Mass an Struktur und Intelligenz in eine zugegeben relativ abstrakte Debatte zu bekommen, selbst aber wiederum in einige schwerwiegende begriffliche Unzulaenglichkeiten abdriftet.

     

    Es ist nach wie vor sehr problematisch nicht strikt zwischen Kapitalismus (einem Wirtschaftsstil) und der Marktwirtschaft (einem Wirtschaftssystem) zu unterscheiden. Diese Mangel hat nicht nur dazu gefuert, dass Marx, logisch nicht schluessig, nach der berechtigten Kritik des in England beobachteten Monopol-Kapitalismus das Kind (Marktwirtschaft) gleich mit dem Bade ausschuettete (und die Demokratie gleich auch noch), sondern dass sehr lange kein Konsens zustandedebracht wurde, bei dem sich umfassend und uebergreifend 'linke' politische Kraefte auf Marktwirtschaft als Wirtschaftssystem verstaendigt haetten und dann ihre Kraft aufgewended haetten an der systematischen Weiterentwicklung von oekonomischer Freiheit und anderen hoeherwertigen Konzepten und Ideen zu arbeiten, die die Gesellschaft wirklich fortschrittlich machen.

    Dieses haette nicht nur wesentliche historische Entgleisungen des Sozialismus verhindert, die natuerlich nur als billige Propaganda von ebenso demagogischen 'rechten' Protagonisten zur Verschleierung ihrer eigen Dogmen verwendet wird, sondern haette mit dazu beigetragen fruehzeitig eine realistische wirtschafts- und gesellschaftspolitische Alternative zum schnoeden buergerlichem Materialismus- und Wertesystem zu schaffen. Wie auch dieser Kommentar zeigt, wird sich weiter in uebertheoretisierten Debatten verloren, die doch nur weitere Konfusion stiften, zumal man sich selbst keine Klarheit ueber laengst bekannte Zusammenhaenge verschafft.

    Die Debatte wird sich ewig in Kreis drehen, solange nicht ein besseres Verstaendnis oekonomischer Theorie vorhanden ist.

  • H
    hto

    "... ob das System überlebensfähig ist und ob es vernünftige Alternativen zum Kapitalismus gibt."

     

    - das System des "gesunden" Konkurrenzdenkens im "freiheitlichen" Wettbewerb um die Begehrlich- und Abhängigkeiten der Hierarchie in materialistischer "Absicherung" (Kapitalismus), ist ENTMENSCHLICHEND, MENSCHENUNWÜRDIG, KONFUSIONIEREND, UMWELTSCHÄDLICH, INTRIGANT, einzig der UNWAHRHEIT im geistigen Stillstand seit der "Vertreibung aus dem Paradies" dienlich, usw., da gibt es nur eine Alternative die nicht nur einzig reformwürdig ist, sondern vor allem der philosophischen Wahrheit unseres Christentums entspricht: KOMMUNISMUS.

     

    Aber weil es offensichtlich ist, daß der Parlamentarismus jeden Anfang eines wirklich brauchbaren Versuchs von Vernunftbegabung in die systematische Verkommenheit zieht, und weil auch ihr "Sozialisten" in gutbürgerlicher Bildung zu Suppenkaspermentalität auf Sündenbocksuche konfus-funktionalisiert seid, muß man euch empfehlen eure geistigen Kräfte auf dem fusionierenden Weg der Macht der Straße wieder zur Besinnung zu bringen.

  • A
    Autofreier

    Schon seltsam. die "Kommunismus-Debatte".

     

    In der DDR herrschte die SED, also die Sozialistische-Einheitsparte-Deutschlands. Von Kommunismus also keine Rede.

     

    In der Sowjetunion war es die KPDSU. Dort stand der K. im Parteinamen. Jedoch war der K. Ziel, nicht der seinerzeit gegenwärtige Zustand. Vielmehr hieß es auch dort, man befinde sich noch in der Phase des Sozialismus.

     

    Das heißt, die schlimmen Verbrechen sind gerade nicht "im Namen" des Kommunismus durchgeführt worden, sondern im Namen des Sozialismus.

     

    Wer also die Forderung aufstellt, die Verbrechen von Leuten wie Stalin usw. immer zu benennen, so müsste dies viel eher im Zusammenhang mit dem Begriff "Sozialismus" geschehen.

     

     

    Wobei auch der S. wiederum von anderen eine benutzte Worthülse war - ich meine die NSDAP. Die hatte mit dem S. Diese unterschied sich vom S. der SED ganz erheblich. Sie war eine marktwirtschaftliche Parteimit ein paar regulatorischen Eingriffen.

     

    Ergo: Stalin steht für Sozialismus, Hitler für Marktwirtschaft. Die K.-Debatte ist eine Gespensterdebatte, da der K. noch nirgends eingefürht wurde.

  • N
    noproblem

    @BiBo: nur wenn die Bude(DB) zusammenfällt, weil man nix repariert, dann steigt der Wert der Bude ja wohl

    eher nich, oder? so jetzt mal längerfristig gesehen...

     

    ...und so Indien-Vergleiche um alles ganz einfach zu

    erklären, find ich irgendwie immer panne.

    Der eine hat halt Glück gehabt und fährt Mercedes Benz, der Andere steht in irgendeiner Giftbrühe und färbt Stinke-T-Shirts für Hasi&Mausi.

    Der eine findets super, der Andere sicher nicht.

    Da wird sich die Begeisterung in Grenzen halten und zwar in jedem Land, selbst in Indien oder China...

  • B
    BiBo

    Hallo Frau Loetzsch (ich hab kein Umlaut o auf meiner Tastatur).

     

    Die Frage, ob das System ueberlebensfaehig ist, haben Sie sich doch selbst beantwortet. Es funktioniert, alles ist wieder wie vorher.

     

    Auch wenn es funktioniert, stellt sich die Frage, ob es denn gut ist, und da stellt sich die Frage fuer wen. Und mit welchen Kriterien wird das gemessen. Ich bin wirklich kein Hardcorekapitalist aber ich finde der Kommunismus oder die aus dieser politischen Denkweise resultierenden Loesungsansaetze sind genauso wirkungslos auf die Herausforderungen der Welt wie die Ideen der kapitalistischen Laender. Und das zaehle ich Deutschland nicht mal dazu. Zumindest nicht in diesem Ausmasse. Was wir brauchen ist ein Mentalitaetswechsel. Eine staatlich gelenkte Umverteilung, wie sie auch immer aussieht bringt nichts, wenn die Notwendigkeit dazu nicht verstanden und von der Mehrheit!!! akzeptiert wird. Change Management nennt die Wirtschaft das. Hier in Indien erlebe ich Kapitalismus in Reinform, aber die Menschen WOLLEN das. Sie merken, wenn sie sich auf eine bestimmte Art und Weise verhalten, dann bekommen sie ein Stueck vom Weltkuchen, welches immer groesser wird. Da der Kuchen insgesamt gleich bleibt, mensch, da werden die anderen Stuecke irgendwo kleiner. Und Bumms ist in diesen Laendern fuer bestimmte Sachen kein Geld mehr da. Damit wir uns nicht falsch verstehen, ich hab den Vergleich, ich finde unser deutschen Solidarsystem besser als das hier, denn hier gibt es keins. Aber wenn Sie sich bei einem Fahrer, der 8-10 EUR am Tag (12h Schicht) verdient rechtfertigen muessen, warum Sie dem Bettler gerade 10cent gegeben haben, dann wundern Sie sich schon.

     

    Aber auch im Inneren haben wie die Moeglichkeit Dinge zu aendern, wenn man mal nachdenkt. Beispiel Manager. Warum laeuft es mit der Bahn denn so scheisse. Und warum sollten da alle Politiker die Fresse halten (sorry fuer den Ausdruck). Manager machen das, was in ihren Zielvereinbarungen steht. Wenn da drin steht, erhoehe den Wert, mach die Bude Boersenreif usw. dann machen die das. Nun ist der Bund Anteilseigner bei vielen Unternehmen, kann also die Ziele aendern. Dies koennte auch bei Banken langfristiger gestaltet werden, oder es koennten alternative Ziele wie Umweltschutz oder Mitarbeiterentwicklung aufgenommen werden. ZACK wuerden die Manager das machen, denn dafuer werden die dann ja bezahlt.

     

    Sie sehen, man muss das System nicht wechseln, sondern einfach mal ueber Inhalte nachdenken, ohne in irgendwelchen populistischen Forderungen zu verlieren, die eh kein Schwein bezahlen kann (Forderungen egal welcher Farbe).

  • F
    Friedrich

    Ich möchte Stellung nehmen zu dem Kommentar von "Immer wieder"

    Dieser Geschichtsdeterminismus geht völlig an dem Argument von Gesine Lötzsch vorbei. Kommunismus ist der Begriff für eine Klassenlose basisdemokratische Gesellschaft, daher ist nur einleuchtend, dass die Systeme Stalins, Mas und Poi Pots nichts, aber auch wirklich nichts mit einer freiheitlichen Gesellschaftsform, für die der Kommunismus eigentlich steht, zu tun haben. In wie fern Basisdemokratie zu einem autoritären Regime führen sollte ist mir leider unklar. Was die Geschichte gezeigt hat, war vielmehr, wie unter dem Deckmantel des Kommunismus der Stalinismus und Maoismus als Schreckensregime ungeheurliche Verbrechen anrichteten.

    Von einer Kausalität zwischen den Bestrebungen eine freiheitlich basisdemokratische und sozialistische Gesselschaftsordnung zu errichten und Unterdrückung, Unfreiheit und Überwachung als dessen Resultat bleibt ein grundsätzliche Fehleinschätzung.

  • NS
    Norbert Stamm

    Der Kommunismus ist eine Fata Morgana; wer ihr folgte, geriet in die Wüste des Stalinismus. Das ist eine historische Tatsache. Heute sind diese Wege nur noch Sackgassen. Es muss andere Wege - zwischen Kapitalismus und Kommunismus - geben. Konsequente Demokratie verlangt m. E. Gemeineigentum, vor allem auch an den Einrichtungen der Infrastruktur im weiteren Sinne (nicht nur Verkehr und Kommunikation, sondern auch Bildung und Kultur, Gesundheit und Soziales); meinetwegen können Sie das auch demokratischen Sozialismus nennen. Auf das Wort kommt es nicht an; man soll dem - antikommunistischen - Gegner keinen Elfmeter schenken. Good bye, Lenin!

  • K
    Karl

    Gesine hat doch recht, schließlich war die SED nicht ganz so schlimm, und auch da hat sie schon für die Mehrheit der Bevölkerung mitgewirtschaftet. Und wie Gregor Gysi´s Büro mich fragte, müßte ich doch davon ausgehen, das sich Leute auch ändern können. Meine Frage war aber, ob sie sich an der gleichen Position ändern können, generell glaube ich schon, das sich jemand ändern kann.

    Ich weiß aber nicht, ob die gute Frau Lötzsch auch bei der Stasi konstruktiv mitgearbeitet hat.

    Und die jungen Leute....die haben das wunderbare, also noch wunderbarere, System nicht mitbekommen.

  • BH
    Björn Hens

    @Kommentatoren: Wenn der Fehler nicht im System liegt, dann kanns nur an euch selber liegen. Werdet aktiv. Der Markt kann auch nett sein, wenn man nett "nachfragt". ;)

  • RR
    @ Richard Detzer

    Wo ist denn in dem Text eine einfache Antwort?

    Und auf welche Frage?

     

    Wenn das so einfach ist, können Sie das sicher in zwei Hauptsätzen beantworten.

  • K
    KFR

    und wieder versteh ich nicht, was Frau L sagen will.

    Kein Konzept, unfähig zur Kommunikation, völlig unbedarft in Strategie, Taktik, Kritik und Selbstkritik; dazu Quotenfrau auf Quotenplatz ... machen sie ganz einfach Platz für fähige Leute.

  • HS
    Hans Schnier

    Ich finde es langsam, aber sicher abstoßend, wie gut doch die Wähler in solchen Artikeln dargestellt werden. Wenn die Politiker ein redliches Interesse an der Veränderungen des Status Quo hätten, müsste das Dauerfeuer der Publikumsbeschimpfung gar nicht aufhören.

    Wer treibt denn den Wahnwitz des Kapitalismus voran? Das sind nicht nur die Großkozerne und Werbestrategen, das sind vor allem auch wir mit unserer bodenlosen Raffsucht. Und hier müssten die Politiker den Finger in die Wunde legen, anstatt sich in Scheingefechten mit den anderen Parteien aufzureiben.

  • BK
    Benni K

    Super Kommentar! Die Linke darf sich nicht vom Antikommunismus scheuchen lassen. Die Systemfrage muss gestellt werden dürfen, auch wenn der Systemwechsel natürlich nur mit demokratischen Reformen und nicht durch eine Revolution angestrebt werden sollte. Gesine Lötsch und Die Linke haben meine Unterstützung.

  • R
    reblek

    Nur mal so als Frage: Warum dürfen die christlichen Kirchen die "Idee" des Christentums fröhlich und ohne Widerspruch beschwören, obwohl dieses Christentum in den Kreuzzügen, in der Kumpanei des Papstes mit Hitler und schließlich mit der Vergewaltigung von Kindern und Jugendlichen Schreckliches angerichtet und sich - eigentlich - diskreditiert hat? Aber die "Idee" des Kommunismus darf nicht diskutiert werden wegen Stalin, Mao, Pol Pot, Ulbricht und Honecker? Das ist doch mehr als scheinheilig.

  • H
    Hans

    Immerhin hat Gesine Lötzsch sich positioniert und zwar als eine demokratische Sozialistin und liegt damit auf der Linie früherer Sozialdemokraten bzw. Jusos oder den Linken in der SPD. Nun ist diesen Menschen kaum Erfolg in der SPD beschieden gewesen - es sei denn, sie spielten das Spiel Bäumchen wechsele dich und wurden rechts. Dass Siegmar Gabriel mal ein Hard-Core-Linker war - möglicherweise eloquenter und versierter als Gesine Lötzsch - das spielt bei ihm heute keine Rolle mehr.

    Die größte Chance für Die Linke ist, dass die SPD dort weitermacht, wo sie aufhörten, bei Hartz-IV, bei der Forderung nach 11 EURO Regelsatzerhöhung, bei Afghanistan, bei harten Anti-Terror-Gesetzen, bei Law-And-Order und grauen Verwaltungskarrieristen.

    Dass die Linke aus einer ideologischen Position heraus Stärke gewinnen kann, scheint mir abwegig zu sein. Schon diese Hin-Und-Her zwischen Kommunismus und Sozialismu - Lötsch muss mit solchen Beiträgen rechnen, dass sie am Ende nach Roß und Reiter befragt wird.

    Nur: Die positive geistige Richtung, die sich aus den Werken von Marx und Engels herleiten lässt, hat nichts mit Lenin, Stalin oder Trotzki zu tun. Was die Konservativen unter Kommunismus verstehen, ist Stalinismus, ist betonierter Warschauer Pakt, ist George Orwell irgendwo in einer Platte zwischen Stasi und SED. Darauf gibt es kaum die Chance einer echten Auseinandersezung.

    Deswegen liegt Misik auch richtig: Die Debatte um den Kommunismus kann man kaum erfolgreich führen, weil die Teilnehmer einfach keine Ahnung haben von linken Theorien und Ansätzen. Letztlich wollen sie das nämlich auch nicht, sondern sie wollen alles diabolisieren.

    Wenn Hamburger Schüler die Abkürzung KZ für Kaufzentrum halten, dann möchte ich nicht wissen, was Durchschnittsmenschen mit dem Wort Kommunismus verbinden. Wahrscheinlich muss die Linke sich besser überlegen, wie sie sich ideologisch positioniert, wie sie einen größeren Zusammenhang von Theorie und Praxis formuliert und für die Masse verständlich macht.

    Immerhin eines steht auch fest: Die SPD ist nach dem Ende des demokratischen Sozialismus / soziale Demokratie ideologisch abgerüstet und in der Folge in fast jeder Wahl abgestraft worden. Ohne theoretisch-ideologische Grundlage ist eine Partei auch kein Erfolg möglich.

  • D
    DaRe

    @"Immer wieder..."

     

    Gesine Lötzssch hat in diesem Kommentar überhaubt nichts relativiert, im Gegenteil.

    Sie hat sich klar von einem stalinistischem Ansatz distanziert, hat die "realsozialistischen" Diktatoren als nicht-kommunistisch bezeichnet und klar gemacht, dass sie einen demokratisch legitimierten Sozialismus einfordert. Das ist ihr gutes Recht und auch ein sehr vernünftiger Ansatz.

    Wer sich ein bisschen mit dem Kommunismus - und das muss wirklich nicht viel sein - beschäftigt hat, sieht offensichtlich, wie wenig die genannten Personen mit dem Kommunismus zu tun haben. Sie haben kommunistische Ideale pervertiert und bisweilen gar ad absurdum geführt.

     

    Wieso eine solidarische, emanzipierte Gesellschaft also zwangsläufig in einem autoritären Terrorregime enden muss, ist mir nicht ersichtlich.

     

    Die Zeit der Arbeiterrevolution scheint vorbei. Menschen wollen gefragt werten, mitbestimmen und sie wollen Transparenz in politischen Entscheidungen haben. Wenn sich der mündige Wähler für einen demokratischen Sozialismus entscheidet, ist die Bevölkerung einen guten Schritt weiter - und sie hat immer wieder das Recht, diese Entscheidung bei der nächsten Wahl zurückzunehmen.

     

    Die Frage, ob eine Linkspartei überhaupt das Potential oder den Willen hat, diese Entwicklung zu initiieren und mitzutragen ist - auch wenn Gesine Lötzsch das natürlich anders sehen muss - sehr fraglich.

     

    Ebenso fraglich ist, ob die Linke die einzige Partei ist, die den Kapitalismus als das Ende der Fahnenstange sieht. Das ist nämlich nicht so. Die Grünen sehen den Weg des grenzenlosen Wachstums nämlich ebenso als Sackgasse - und das zurecht.

  • M
    Mörderpartei

    "Wer weiß, dass kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik die KPD verboten und Kommunisten, die schon unter Hitler im Gefängnis gesessen hatten, wieder eingesperrt wurden, der sollte solche Äußerung nicht als Belustigung abtun."

     

    Na immerhin haben sie diese nicht in ein KZ, das davor bereits Hitler betrieb, gesperrt wie es Gesine Löschs Partei mit politisch mißliebigen Menmschen getan hat bevor sie gestürzt, umbenannt und durch alte Westkollaborateure verstärkt wurde. Im Westen wurde die KPD verboten um nicht die gleiche mörderische Diktatur zu errichten an der Gesine Lösch, ihr Stasi-Ehemann, IM-Notar und zig andere beteiligt waren. Wenn nun heute ewiggestrige Betonköpfe aus meist westdeutschen Ich-hatte-schon-immer-Recht-Kreisen mit den alten Mördern und Unterdrückern der SED Kongresse abhalten wie man unsere freiheitliche Grundordnung beseitigen und durch Kommunismus ersetzen könnte, dann ist das in einem Land in welchem 40 Jahre eine brutale mörderische Diktatur herrschte die voller Tristesse und Umweltzerstörung am Ende in einem gigantischen Pleiteloch verschwand und Ruinen hinterlies, dann ist das ein Skandal. Nur weil so mancher von einer besseren Welt träumend und nicht selten durch DDR Propaganda im Westen beeinflusst mit Mao-Postern oder schlimmer durch die Gegend lief bis hin zu Rote-Khmer Gutfinden so manchen Blödsinn redete, können solche Pfosten wie Lösch ungestört Parlamente bevölkern. Es erinnert mich an die Erzählungen meiner alten 68er Lehrer über die Altnazis in den 70ern. Die forderten aber immerhin keinen neuen Versuch es mit Nationalsozialismus noch mal zu versuchen. So mit weniger KZ, außer für Leute die es verdienen aber auch dann "humaner", unter einem starken und gutem Führer als Gemeinschaft glücklicher gesunder blonder Menschen die auf von ihnen biologisch wertvoll in Volksarbeit bepflanzter Bio-Wiesen tanzen. Hmmm, klingt schon fast nach SED...pardon Linkspartei.

  • A
    AlexsZander

    Mit Freude habe ich den Kommentar von Frau Lötsch gelesen, in dem sie noch mal einiges klar gestellt hat, ein paar Wermutstropfen bleiben dennoch:

     

    1. Warum kommt dieser Kommentar erst so spät?

    2. Schön, dass sie klar gemacht hat, dass Kommunismus nichts mit Stalin, Mao oder Pol Pot zu tun hat, aber warum hat sie denn dann nicht klar gemacht, womit Kommunismus sonst zu tun hat. Ein kleines Zitat von Marx hätte schon gereicht: Eine Gesellschaft in der jedem nach seinem Bedürfnissen gegeben wird und jeder nach seinen Fähigkeiten für das Gemeinwohl arbeiten soll.

    Es bringt wenigs und erscheint unglaubwürdig nur Begriffdeutungen der politischen Gegner zu verleugnen, wenn dem nichts positives entgegen gesetzt wird.

  • F
    Frank

    Zitat: "In unserer Partei gibt es keinen Gesinnungs-TÜV"

     

    Liebe Genossin Lötsch,

     

    was glauben Sie, was im Westen mit Leuten passiert, die

    einen anderen als den antiimperialistischen Israelhass-Standpunkt einnehmen? Wissen Sie, wieviele gute GenossInnen angefeindet und gemobbt wurden, weil sie es wagten, Paech, Groth und Höger zu kritisieren?

    Weil sie "USIsrael" und "Kindermörder Israel"-Gesänge unter LINKE-Fahnen nicht mittragen wollen? Weil sie Westergaard für einen guten Demokraten halten und die Burka nicht für integrationsfördernd halten?.... .

  • D
    deviaht

    Frau Lötzsch, gleich mehrfach taucht in ihrem Beitrag das Wort "Kapitalismus" auf, ohne dass sie auf die unsagbaren Greuel verweisen, die dieses System im Laufe seiner Geschichte verursacht hat - haben sie denn gar nichts aus der K-Debatte gelernt?!

     

    Die Kapitalisten haben auf der ganzen Welt die Menschen verfolgt und entrechtet, diese Geschichtsvergessenheit sowie Ignoranz gegenüber den Opfern des kapitalistischen Großversuchs ist beschämend, das ist verletzend, das ist skandalös".

  • LL
    Leo Leser

    Auch diese Stellungnahme wird (leider) nichts nützen. Die Mehrheit der Deutschen wird doch den Teufel tun, sich ihre bequemen Vorurteile nehmen zu lassen. Und die "Unterschicht"? Die meisten sind mit Dschungel-Camp, Dieter Bohlen und Stefan Raab zufrieden...

  • IW
    Immer wieder....

    "Wir müssen aber auch sagen, dass die Idee des Kommunismus nichts, aber auch gar nichts, mit dem zu tun hat, was Stalin, Mao oder Pol Pot darunter verstanden haben." Immer wieder der selbe Unsinn.

    Die Geschichte hat uns mehrfach gezeigt, dass genau dies das traurige Resultat ist. Dies zu relativieren empfinde ich als empoerend und historisch verleugnend dumm.

  • RD
    Richard Detzer

    Einfache Antwortm, Frau Lötzsch. Die Optionen die wir haben führen dazu, daß Systemimmanenz besser ist als solche Artikel. Und zwingen Sie uns bitte nicht, auch noch über die Leute reden zu müssen.