CDU will Kunstunterricht abschaffen: Wo bleibt die Kunst?

Die CDU will am Dienstag nach der Wahl eine umstrittene Stundentafel verabschieden. Laut Entwurf wird darin Kunst- und Musikunterricht reduziert.

Bald ein seltener Anblick: Kunstunterricht in Grundschulen. Bild: dpa

HAMBURG taz | Regieren geht auch nach der Wahl. CDU-Schulsenator Dietrich Wersich will am Dienstag eine neue Stundentafel für die Grundschule in die Schul-Deputation einbringen. Gegen den Entwurf gab es Ende Januar einen Proteststurm. Denn das Fach Kunst ist darin nicht mehr verbindlich. Und der verbindliche Musikunterricht wird von ehemals zwei auf eine Stunde halbiert.

Die Deputation ist ein Gremium von Ehrenamtlichen, das den Stimmverhältnissen der alten Bürgerschaft entspricht. Es sei "hahnebüchen", dass diese kleine Gruppe über das Ende der ästhetischen Bildung entscheide, empört sich Kunst-Professorin Andreas Sabisch. "Wir wurden nicht informiert und eingebunden", beschwert sich auch Christina Harms vom Verband für Kunstpädagogik. Beide fürchten, dass die Frage, ob Kinder Kunst kennenlernen, künftig vom Zufall abhängt. "Schon heute schreiben kaum noch Schulleiter Kunstlehrerstellen aus", sagt Sabisch. Die suchten lieber Deutschlehrer, die das Fach nebenher geben.

Dass man überhaupt eine neue Stundentafel braucht, begründet Wersich mit der gescheiterten Primarschule. Schon deren Stundentafel, die seit August 2010 gilt, ist den Kunstlehrern ein Dorn im Auge. Früher gab es je zwei Stunden Musik und Kunst pro Woche und Theater als Wahlpflichtfach. In der Primarschule wurde Kunst auf eine Stunde gestutzt, dafür aber auch Theater mit einer Stunde verbindlich. Alle drei Künste mussten Zeit für Englisch und Religion abtreten. "Wenigstens waren wir da noch verbindlich mit drin", sagt Harms. In der jetzt von Wersich vorlegten Verordnung müssen sich die drei Künste einen Pool von zwölf Stunden verteilt auf die vier Grundschuljahre teilen.

Das ist weniger als es früher gab, deshalb ist selbst der "Fachverband Theater an Schulen" unzufrieden. Der Konflikt um die Fächer wird an die Schule verlagert. Landesmusikrat Wolfhagen Sobirey spricht gar von einem Scherbenhaufen: "Es wird nicht mehr viele Schulen geben, die Musik zweistündig anbieten".

Wersich hatte vor zwei Wochen Gesprächsbereitschaft signalisiert. Doch ob es Änderungen gibt, ist geheim. Man gebe vor dem Treffen der Deputation "keine Auskunft", sagte ein Sprecher. SPD-Politiker Ties Rabe spricht von einem "unnötigen Schnellschuss". Besser wäre, die Sache "in Ruhe zu überdenken".

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