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Flüchtlingspolitik Europa"Das ist Missbrauch des Asylsystems"

Migranten werden zu Flüchtlingen gemacht, weil Europa kein Einwanderungsprogramm hat, sagt der Migrationsexperte Bernd Kasparek.

Tunesischer Flüchtling auf Lampedusa. Bild: reuters
Christian Jakob
Interview von Christian Jakob

taz: Herr Kasparek, eine Konferenz der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin zur Flüchtlingskrise zwischen Europa und Nordafrika endete am Donnerstag mit der Forderung nach Abschaffung des "Dubliner Abkommens". Das regelt, dass jeder EU-Staat, der einen Flüchtling einreisen lässt, auch dessen Asylverfahren abwickelt. Das klingt doch fair, oder?

Bernd Kasparek: Ist es aber nicht. Staaten wie Griechenland müssen so fast ganz alleine mit den ankommenden Flüchtlingen fertig werden. Dabei will fast keiner von denen in Griechenland bleiben. Trotzdem müssen die Flüchtlinge dort unter katastrophalen Bedingungen bleiben. Sie werden in Internierungslager gesperrt, es gibt kein Asylsystem.

Deswegen hat Deutschland im Januar Abschiebungen nach Griechenland gestoppt.

Bernd Kasparek

30, promoviert am Institut für Europäische Ethnologie in München und ist aktiv beim Netzwerk kritischer Migrations- und Grenzregimeforschung (kritnet).

Nicht deswegen, sondern weil sonst das Bundesverfassungsgericht die Abschiebungen dorthin verboten hätte. Deutschland hat das Dublin-System maßgeblich vorangetrieben. Nun hat Innenminister de Maizière Griechenland zum Ausnahmefall erklärt, um das System zu retten.

Wird er damit Erfolg haben?

In ganz Europa haben Gerichte Abschiebungen nach Griechenland verboten. Die großen EU-Staaten machen deshalb massiv Druck auf Athen. Kürzlich hat Griechenland ein neues Asylgesetz verabschiedet. Aber außer grauenhaften Lagern fehlt dort jede Infrastruktur. In einem Jahr wird das nicht anders sein.

Hätte es denn einen Unterschied gemacht, wenn auch die deutschen Verfassungsrichter ein Urteil gesprochen hätten?

Natürlich. Das hätte am Asylkompromiss von 1993 gerührt. Damals hat Deutschland mit der Drittstaatenregelung einfach die Verantwortung für Asyl auf seine Nachbarstaaten abgewälzt. Ein Urteil hätte da einen Rollback möglich gemacht. Denn mit Dublin II hat die EU das Flüchtlingsproblem an die Staaten an seiner Peripherie abgegeben.

Warum machen die das denn mit?

Wollen sie ja nicht. Griechenland, Malta, Italien und Zypern haben die "Quatro-Gruppe" gegründet und versuchen, die Richtlinie zu kippen. Sie wollen ein "Dublin III"-Abkommen. Aber die großen Staaten Zentraleuropas blockieren.

Wie sähe "Dublin III" aus?

Es gäbe eine Verteilung der Flüchtlinge unter allen EU-Staaten gemäß ihrer Einwohnerzahl. Etwa so, wie die deutschen Bundesländer es auch handhaben. Das würde einiges vorantreiben. Aber es berücksichtigt die Wünsche der Flüchtlinge nicht.

Was wünschen die sich?

Viele wollen dahin, wo Verwandte leben oder wo sie die Sprache verstehen. Deswegen muss es endlich wieder möglich werden, den Asylantrag im Land seiner Wahl zu stellen. Noch viel wichtiger aber ist, dass es ein europäisches Einwanderungsprogramm gibt. Was wir jetzt erleben, ist ein Missbrauch des Asylsystems durch die Regierungen. Der Zugang zu europäischem Territorium ist nur noch per Asylantrag möglich. Migranten werden so zu Flüchtlingen umtätowiert. Da ist es kein Wunder, dass die alle einen Asylantrag stellen - selbst wenn sie, wie jetzt die Tunesier auf Lampedusa, sagen: Wir sind hier, weil wir arbeiten wollen.

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8 Kommentare

 / 
  • OP
    Otto Pardey

    Der Mißbrauch von Asyl-und Wirtschaftsflüchtlingen

    in der Europäischen Union hat ein unerträgliches

    Ausmaß angenommen.

    Fest steht,das neben der Einwanderung in Sozialsysteme

    auch sich eine Klientel u.a.in Deutschland etabliert

    hat welche sich in der org.Kriminalität wie z.B.

    dem Drogen-und Menschenhandel betätigen.

    Darüber hinaus werden über sogenannte Scheinehen

    gegen Geldgebote weitere Personen nach Europa verbracht.

    Hier wird der Grundsatz von Humanität schahmlos

    mißbraucht!

  • OP
    Otto Pardey

    Der Mißbrauch von Asyl-und Wirtschaftsflüchtlingen

    in der Europäischen Union hat ein unerträgliches

    Ausmaß angenommen.

    Fest steht,das neben der Einwanderung in Sozialsysteme

    auch sich eine Klientel u.a.in Deutschland etabliert

    hat welche sich in der org.Kriminalität wie z.B.

    dem Drogen-und Menschenhandel betätigen.

    Darüber hinaus werden über sogenannte Scheinehen

    gegen Geldgebote weitere Personen nach Europa verbracht.

    Hier wird der Grundsatz von Humanität schahmlos

    mißbraucht!

  • L
    Lucia

    >>Missbrauch des Asylsystems

  • M
    Michel

    Politisch Verfolgte = Ja

    Wirtschaftsflüchtinge _= Nein.

    Artikel 16 GG ist hier eindeutig.

  • M
    Michael

    @Demokrat!

     

    Einerseits würde ich Volksentscheide begrüßen, wenn ich an Stuttgart 21 oder an den Abriss der KU-Damm Bühnen Berlin denke, womit ein Stück altes und kulturelles Berlin zerstört wird!

    Aber bei Kommentaren wie IHnen Demokrat oder bei IHnenn Ossi, bin ich überglücklich, dass wir keinen Volksentscheid haben!

  • S
    Staatsbankrott

    Lasst sie alle rein.

     

    Ein bischen mehr "Frieden" wird Europa nicht schaden.

     

    Das ist doch Bereicherung.

     

    Wir können uns das Sozialsystem doch ohnehin nicht mehr leisten. Also was soll´s.

  • O
    ossi

    Aberselbst wenn wir ein Einwanderungsprogramm hätten würden die meisten dieser Leute nicht reinkommen.

    Die weitaus meisten können werder die Landessprache noch haben sie irgendeine Ausbildung. Warum sollte Europa diese Leute aufnehmen? Diese Leute werden in die Sozialsysteme einwandern und das kann ja nicht gewollt sein.

  • D
    Demokrat

    Die Staaten müssten ihre BürgerInnen per Volksentscheid befragen ob die Illegalen aufgenommen werden sollen oder nicht. Alles andere wäre nicht haltbar!