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Kommentar Uni-KürzungenGuter Wille, wenig Geld

Kaija Kutter
Kommentar von Kaija Kutter

Die Kürzungsszenarien, die Dieter Lenzen schildert, sind ernst zu nehmen. Die Fächervielfalt und auch die Motivation der Hochschulmitarbeiter ist bedroht.

G eld ist nicht alles. In den vergangenen Jahren hat die Frage der Hochschuldemokratie in Hamburg eine große Rolle gespielt. Wir erinnern: Die Physikerin Monika Auweter-Kurtz musste 2009 als Unipräsidentin gehen, weil sie für einen autoritären Führungsstil stand.

Die Vorgänger-Regierung war hier nur zu kosmetischen Änderungen bereit. Mit Dorothee Stapelfeldt hat Hamburg eine Wissenschaftssenatorin, die das Thema durchdrungen hat und sagt, dass sie zu konsequenten Korrekturen bereit ist. Auch, was die Bachelor-Master-Reform betrifft. Sie ist bereit, den Studierenden wieder mehr Studienzeit zu gewähren. Aber das bringt ihr im Augenblick kaum Applaus. Sie hat einen ungünstigen Start in ihr Amt, weil Geld eben doch eine wichtige Rolle spielt.

Die Kürzungsszenarien, die Dieter Lenzen schildert, sind ernst zu nehmen. Die Fächervielfalt und auch die Motivation an den Hochschulen ist bedroht, hat schon unter vergangenen Sparrunden erheblich gelitten. Die Uni-Präsidenten haben es versäumt, wie die Kultur im Wahlkampf laut zu werden.

Es kann aber nicht nur isoliert um Wissenschaft gehen: Auch in anderen Bereichen bedroht die Haushaltskonsolidierung den Spielraum für eine menschliche Stadt. Deshalb muss erlaubt sein, über Alternativen zur Sparpolitik zu reden. Gern auch mit Beteiligung der Universität.

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Kaija Kutter
Redakteurin taz-Hamburg
Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.
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3 Kommentare

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  • G
    GastHörer

    Die SPD macht Ihre Probleme selbst. Zwar kann sie zurecht darauf hinweisen, dass Schwarz-Grün hier auch keine gute Figur gemacht hat. Das jetzige Desaster kann man ihnen aber nicht ankreiden. Scholz hat sich im Wahlkampf immer geweigert, die unsolide Finanzierung seiner Wahlversprechen zu kommentieren - alle andern wussten, dass das nicht bezahlbar ist. Nun verteilt die SPD teure Geschenke an Besserverdienende - etwa bei Kita-Gebühren und Weihnachtsgeld für höhere Beamte. Klar, dass man das Geld nur einmal ausgeben kann.

  • H4
    Holger 40

    @Stefan Müller:

    „Bereits jetzt bekommen deutsche HochschullehrerInnen, die nach neuem Recht eingestellt werden, im internationalen Vergleich - und gemessen am Arbeitsaufwand - nur noch lächerliche Vergütungen.“ Sie sprechen offensichtlich pro domo.

    Dagegen sind viele, deren Arbeitgeber nicht zu den Hochschulen zählen oder die z.B. als Handwerker selbständig sind, noch in der Phase des erstaunten Faktensammelns. Mit dem wahrscheinlichen Ergebnis, daß ein Reinigungsprozeß in vielen Disziplinen dringend erforderlich wäre.

    Z.B. Fachbereich Bewegungswissenschaft in der Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft an der Uni Hamburg: Dort haben Studierende aller Fachrichtungen offenbar die Chance, im Kernbereich „Stadt als Bewegungsraum“ die akademischen Grade

    Master of Local Public Transport (MLPT) oder

    Magister/Magistra rerum transporti publici vicinalis zu erwerben.

    Kann man anderen Orts auch, heißt dann aber nach wie vor Taxischein.

  • SM
    Stefan Müller

    Dass angesichts der desaströsen Finanzlage gespart werden muss, steht nicht infrage. Eine gute Gelegenheit, um zu überdenken, für welche Kostenstellen der öffentliche Haushalt überhaupt gedacht ist.

    Gegenwärtig haben Studierende nicht die Möglichkeit, ein zu Marktpreisen zu bezahlendes Studium [von dem sie schließlich nachher in erster Linie profitieren werden] durch staatlich gesicherte Bankkredite oder Staatskredite zu finanzieren. Der Vorzug der privaten Hochschule wäre zweifelsohne, dass sie kundenorientiert arbeiten (oder untergehen) und leistungsgerecht vergüten (=sparsam wirtschaften) würde und eben die Auseinandersetzung mit den inkompetenten Rechenkünstlern der Polit-Clowns nicht mehr nötig hätte. Der gefühlte Nachteil wäre, dass die Studierenden ihr Berufsleben mit einem Haufen Schulden beginnen würden. Das höhere Einkommen würde dies ausgleichen.

    Dies ist aber eben gegenwärtig nicht der Fall; die Studierenden sind auf die subventionierte Uni leider angewiesen, und die Ausbildung der Studierenden stellt eine bedeutende Investition zugunsten zukünftigen Wohlstands dar. Die Qualität dieser Einrichtung durch weitere Einsparung zu mindern, ist kompletter Unsinn. Bereits jetzt bekommen deutsche HochschullehrerInnen, die nach neuem Recht eingestellt werden, im internationalen Vergleich - und gemessen am Arbeitsaufwand - nur noch lächerliche Vergütungen. Hochschulen brauchen reichlich qualifizierte Lehrkräfte, und das kostet Geld.

    Wer sparen will, sollte sich vielleicht überlegen, welche überflüssigen Sozialstaatsausgaben mit welchem Aufwand erfolgen. Soziale Sicherung muss sein. An den, gemessen am langfristigen Vermittlungserfolg, komplett nutzlosen ARGE-Jobcenters könnte man allerdings reichlich sparen. Es gibt genügend private Arbeitsvermittler, die man nicht durch Steuermittel finanzieren muss, da sie ihre Existenz durch erfolgreiche Vermittlung sichern.