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Nachrichtenagentur dapd greift weiter anPreise wie bei Aldi

Einen Tag vor dem Konkurrenten dpa zieht die Nachrichtenagentur dapd ihre Bilanz: Alles wird mehr, außer dem Geld. Aber das sei ja auch noch nicht so wichtig.

Die Herren von der Nachrichtenagentur – mit Otto Schily (2.v.l.). Bild: dapd

BERLIN taz | Deutschlands zweitschönste Nachrichtenagentur dapd setzt auf Otto Schily und Kampfpreise. Der dapd-Basisdienst soll ab sofort 30 Prozent "günstiger als beim Wettbewerber" angeboten werden, sagte dapd-Koeigentümer Martin Vorderwülbecke am Montag vor der Presse. Mit dem Wettbewerber ist die dpa gemeint, die am Dienstag ihre Zahlen in Hamburg präsentiert. Und Schily? Der ehemalige Innenminister (SPD) sitzt ab sofort mit anderen alten Herren im dapd-Beirat.

"Wir sind voll angekommen als Vollagentur", freut sich dapd-Chefredakteur Cord Dreyer vor der Presse. Zwar mag die im Dezember 2009 aus der Nachrichtenagenturochter der US-Agentur Associated Press (AP) zusammengeschobenen dapd keine konkreten Zahlen nennen. Aber dass es mehr wird an allen Ecken und Ende bestätigen die Herren gerne: Mehr Büros im Inland - die Zahl der Standorte ist von 22 auf 32 gewachsen, es gibt mehr Mitarbeiter, mehr Meldungen, mehr Fotos. Inoffiziell ist von 30 Millionen Euro Umsatz die Rede (zum Vergleich: die taz kommt auf rund 25 Millionen). Und mit dem neuen Sportdienst, der offiziell erst zum 1. August startet, aber wegen der Fußball-WM der Damen schon jetzt arbeitet, schließt die dapd dann auch die letzte große Lücke im Nachrichten-Angebot.

Dass sich ihre Arbeit bewährt, sieht der andere dapd-Besitzer Peter Löw vor allem an den Kunden: Die Münchner Abendzeitung werde dpa den Laufpass geben und setze künftig ausschließlich auf die Dienst von dapd. Auch die WAZ, die schon länger auf dpa verzichtet, habe ihren dapd-Vertrag verlängert, so Löw. Und die Axel Springer AG, die dapd nur noch in Teilen bezog, sei ebenfalls wieder voll und ganz dabei.

Auch wenn sich der Ton seit dem vergangenen Sommer, wo ganz offen das Kriegsbeil ausgegraben wurde, gemäßigt hat: Die Deutsche Presse Agentur (dpa) bleibt der Hauptgegner der dapd-Chefs, der bei allen Äußerungen mitschwingt. Auch wenn Löw lieber vom "Wettbewerber" spricht und keine Namen nennt. Also wird die dpad ihren Basisdienst künftig "nicht nur wie bisher 25 Prozent, sondern 30 Prozent günstiger anbieten als der Wettbewerb", sagt Löw. Und hat sich eine rührende Geschichte dazu einfallen lassen: Weil doch Aldi in vielen Zeitungen keine Anzeigen mehr schalte, "fehlt viel Geld in der Kasse", und daher "haben wir uns entschlossen, die erzielten Synergien nochmal an die Kunden weiterzugeben", so Löw.

Konservative Knochen im Beirat

Bei so viel edelmütigem Einsatz wird auch Otto Schily ganz warm ums Herz. Er lobt die dapd wegen ihrer Unabhängigkeit und Neutralität, die schließlich "Säulen der Demokratie" seien und sei daher "gern im Beirat". Dort sitzen mit Ex-Bayernkurier-Chef Winfried Scharnagl und Ex-ZDF-Intendant Dieter Stolte schon zwei andere konservative Knochen. Sie sollen auch eine Art Ombudsleute-Gremium für die dapd-Redaktion sein. "Unsere Funktion ist auch eine gewisse Überwachung", sagt Schily, womit er sich als Ex-Innenminister ja ganz gut auskennt. Scharnagl freut sich vor allem auf gemeinsame Skatrunden, doch da lässt ihn Schily abblitzen: "Da haben Sie keine Chance, Herr Scharnagl!"

Nun soll weiter expandiert werden, und weil es in der Berliner dapd-Zentrale mittlerweile ein bisschen unübersichtlich wird, ergänzt ab August Leonhard Reznicek den Vorstand. Man kennt sich - Löw und Vorderwülbecke hatten Reznicek einst zu ihrer Beteiligungsgesellschaft Arques AG geholt, die auf Firmensanierungen spezialisiert ist und so auch an die ins Straucheln geratene Agentur ddp geriet.

"Wir haben 2010 viel versprochen und sehr, sehr viel davon eingehalten", sagt Chefredakteur Dreyer am Ende noch einmal mit Nachdruck. Geld wird zwar mit der dapd noch lange nicht verdient, aber natürlich sei der Break-Even geplant und das Ganze kein Mäzenatentum, sagt Vorderwülbecke. Ein Datum nennt er wie immer nicht.

Und in noch einer Sache bleibt sich dapd treu: Zwar zeigt man nicht mehr ganz so ungeniert auf die dpa wie noch vor einem Jahr. Aber die kleine Spitze, die dapd-Bilanzpressekonferenz genau einen Tag vor die der dpa zu legen, die gehört weiterhin dazu.

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1 Kommentar

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  • R
    rite

    Weiowei (nein, nicht der aus China), Zitat: "Die Deutsche Presse Agentur (dpa) bleibt der Hauptgegner der dapd-Chefs, der bei allen Äußerungen mitschwingt." Und das ist ja nur der Klöpse einer der dicksten ...

     

    Entweder

    - war der/die Redakteurin gerade pinkeln,

    - eure Schreiber bekommen auch nur Aldi-Honorare,

    - der Ventilator hat euer auch noch nicht so ganz papierloses Büro verwüstet, oder

    - ihr schiebt jetzt noch den ganz großen Nachrichten-Kracher nach und hattet deshalb für die ätzende Korrektur keine Zeit.

     

    Wer soll'n solche SÄtze wie den zitierten noch raffen?