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Kommentar Grenzstreit im KosovoSerbiens verhedderte Politik

Kommentar von Andrej Ivanji

Immer wenn die Lage im Kosovo eskaliert, wird Serbien grob mit der Realität konfrontiert: Die Serben müssen erkennen, dass sie im Kosovo nichts mehr zu sagen haben.

W ie immer, wenn die Lage im Kosovo eskaliert, wird Serbien grob mit der Realität konfrontiert: Die Serben müssen erkennen, dass sie einen Teil ihres Staatsgebietes schlicht verloren und im Kosovo nichts mehr zu sagen haben.

Man kann in Belgrad wiederholen, solange man will, dass die Unabhängigkeit des Kosovo illegal sei und dass die Mehrheit der UNO dessen Selbstständigkeit nicht anerkannt hat. Denn ihnen gegenüber stehen die USA ebenso wie Deutschland, Frankreich und Italien. Und von Letzteren hängt ab, ob Serbien in die europäische Gemeinschaft integriert wird oder nicht.

Serbien möchte unbedingt Mitglied der EU werden. Sie ist für das Land die einzige Chance, die wirtschaftliche und soziale Misere zu überwinden. Doch unseligerweise hat sich die serbische Politik zwischen diesen beiden Maximen total verheddert: das Kosovo unter gar keinen Umständen anzuerkennen und unbedingt die EU-Integration zu beschleunigen. Jetzt ist sie ratlos.

Der Autor

ANDREJ IVANJI schreibt für die taz.

Dabei ist jedem Politiker in Serbien insgeheim klar, dass die mit ihren eigenen Problemen belastete EU keine weiteren ungelösten Grenzprobleme importieren wird. Die Anerkennung des Kosovo ist also die Voraussetzung für eine EU-Mitgliedschaft. Trotzdem wagt niemand laut auszusprechen, dass man so hin und her lavierend gar nichts erreichen wird: Weder wird man das Kosovo zurückgewinnen noch Brüssel näherkommen. Der serbische Kosovo-Traum ist für alle Zeiten ausgeträumt.

Vor dieser Erkenntnis darf man sich nicht länger drücken - und auch der Hinweis darauf, dass Serbien oft zu Unrecht als der Alleinschuldige für die Konflikte im ehemaligen Jugoslawien wahrgenommen wird, hilft da nicht weiter. Doch bislang weist nichts darauf hin, dass die Politik diese Kränkung überwindet.

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Auslandskorrespondent Belgrad
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7 Kommentare

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  • P
    Prishtinalia

    Solange es solche kommentatoren gibt ( arbeitslose reporter der milosevic propaganda aparats ) wird serbien es nie in der Eu schafen. Ich komme selber aus dem kosovo und kenne die realität und die ist das alle leute in südlichen kosovo friedlich miteinander leben ! Da können noch so viele serben aus deutschland / oestereich oder schweiz kommen und versuchen ihre lügen hier zu verbreiten, bringen wird es ihnen doch wider nicht auser ihr eigenes volk zu blenden und ins mittelalter zu befördern.

  • L
    Link

    Was ist das denn für ein peinlicher Beitrag. Die Serben werden zu recht ein Teil ihres Landes nicht aufgeben. Der Kosovo ist kein eigenständiger Staat. Wenn überhaupt ist es ein Eldorado für Organ, Drogen und Waffenhändler.....Nun, was will man von der Bild Zeitung auch schon anderes erwarten.

  • WR
    Wim Roffel

    Es ist wohl bekannt wie die Minderheiten in Kosovo diskriminiert werden. Amnesty hat vor einige Monaten noch ein Report darüber publiziert.

     

    Jetzt argumentiert Ivanji dass Serbien die Serben in Nord Kosovo an die Elite in Pristina übergeben sollen so dass sie auch dort die Leute austreiben und ihre Sachen stehlen können.Sein einzige "Argument" ist dass die USA und einige EU Lánder das gern so haben. Machtpolitik scheint für ihm wichtiger wie gute Argumenten und Recht.

  • A
    Alex

    Sehr dummer beitrag ! Peinlich was hier veröffentlich wird! Der staat wurde mit menschenhandel,drogenschmuggel und waffenschmuggel finanziert! Jahre lang wurde über afghanistan heroin nach kosovo geschmuggelt und dann in europa verteilt! Dieser staat dient nur den amerikanern ! Würde ihnen am kosovo und der bevölkerung liegen wäre kein uck mitglied in der regierung! Wesshalb werden solche beiträge veröffentlicht ? Serbien muss garnichts realisieren sondern erst die restliche welt!

  • N
    Nash

    Ivanji ist bekannt dafür, dass er nur negativ über Serben und Serbien schreibt. Siehe standard.at!

    Der Fall der Berliner Mauer ist ja pro-europäisch, während Errichtung der Mauer die Serben von Serben teilt auch pro-europäisch ist. Ivanji muss sich damit abfinden, dass Serben zwar ein kleines Volk ist, doch das Größte zwischen Wien und Konstantinopel ist!

  • F
    FischAHA

    Das Ghetto von Kosovo

     

    Den Alltag kennzeichnen Unterernährung, Krankheiten und Tod. Die Menschen haben Angst – Angst vor Verfolgung, Angst vor Mitmenschen, Angst vor der Regierung und Angst vor der Polizei und sie haben noch mehr Angst vor der Zukunft. Nahrungsmittel werden aufgekauft – Milch gibt es schon gar nicht mehr. Das Brot reicht nicht für alle, Trinkbrunnen werden vergiftet. Eine Minderheit soll ausgelöscht werden, mitten in Europa. Und niemand schaut hin!

     

    Die Rede ist nicht von der bestialischen Judenverfolgung im Nazi-Deutschland, wo Juden anfangs gedemütigt, ausgeschlossen und lebensunfähig gemacht werden sollten – gettoisiert in Stadtvierteln – ehe deren schwere Leben in Vernichtungslagern einen noch schwierigeren Tod fanden. Parallelen sind unübersehbar, Zusammenhänge erkennbar und das erschreckt - die Geschichte scheint sich widerzuspiegeln.

    Im Norden des Kosovo leben etwa 10% der gesamten Bevölkerung ausgeschlossen und abgegrenzt vom Rest der Welt. Zu der einen Seite geschlossene Grenzen und auf der anderen Seite sind die Albaner, von denen regelmäßig organisierte Übergriffe auf Minderheiten wie Serben und Roma stattfindet. 2004 starben bei solchen 20 Menschen, weitere 900 Menschen wurden teilweise schwer verletzt. Über 200.000 Serben und Roma befinden sich auf der Flucht, wie die in New York ansässige Organisation Human Right Watch in ihren 66 Seiten schweren Bericht vorstellt. Die Übergriffe auf die Minderheitenbevölkerung sind gestiegen und damit auch die Angst und die Flüchtlingszahlen – und der Vergleich mit der grausamen Geschichte wird immer realer.

    Inzwischen gehören solche Übergriffe zum traurigen Alltag. Sie werden häufig von der Regierung unterstützt oder von der Polizei selbst ausgeführt. Um ausreichend Beispiele dafür zu nennen, reicht es sich die letzten Tage zu betrachten. Innerhalb von wenigen Tagen ereigneten sich mehrere Ereignisse, die die Situation der Minderheiten im Kosovo gut darstellen. Am 27. Juli schlugen 15 rassistischer Albaner einen Teenager in Susice grundlos zusammen. Er erlitt Knochenbrüche und eine Gehirnerschütterung. Am 28. Juli haben Mitglieder der kosovarischen Spezialeinheit „ROSA“ in Srne drei Serben aus Ihrem Auto gezogen und schlugen brutal auf diese ein. Der Grund dafür war, dass das Auto ein KFZ-Kennzeichen der Republik Serbien hatte.

    Auch auf militärischer Ebene wird dieser Weg von den Albanern bestritten. Während diplomatische Verhandlungen zwischen der Regierung in Belgrad und der in Pristina den dauerhaften Frieden in Kosovo sichern sollen, greifen schwerbewaffnete Einheiten der Albaner Grenzposten im Norden Kosovos an – nur weil diese von der serbischen Minderheit verwaltet werden.

    Nun wurden die Grenzen komplett geschlossen. Die Minderheiten haben keinen Ausweg mehr. Zur einen Seite sind nun die geschlossenen Grenzen, hinter den das ohnmächtige und nach westlichen Pfeifen tanzende Serbien zu finden ist. Zur anderen Seite die Albaner, die wie Wölfe darauf warten mehr Menschen zu massakrieren, einzuschließen, zu foltern, zu demütigen – nur deswegen weil sie keine Albaner sind.

    Die Menschen haben keine Wahl als zu hoffen, zu hoffen, dass das Leid von anderen Menschen erkannt und beobachtet wird. Und das den Menschen rechtzeitig geholfen wird. Die aktuelle Lage ist unmenschlich und nicht hinnehmbar, denn zurzeit fehlen den Menschen Medikamente, Nahrungsmittel und wenn der kalte Winter wiederkehrt auch Kleidung. Sie demonstrieren friedlich, halten sich auf der Straße auf und spielen Fußball – das ist alles, was Sie zurzeit machen können, um den Frieden zu wahren. Dabei tragen sie gelbe Armbinden um auf sich aufmerksam zu machen und um Erinnerungen zu wecken. Denn Europa kennt das schon. Und aus Angst, dass das wieder passiert, was beim letzten Mal der Ghettoisierung folgte – die Vernichtung einer ganzen Rasse in einem fremden Land.

     

    Hans-Dietrich Fischer

  • SL
    Sebastian Lammermann

    Ich frage mich, ob ein Gebietstausch den Friedensprozess zwischen Serbien und den Kosovo ggf. beschleunigen könnte. Wenn die Regierung in Prishtina akzeptiert, dass das Norkosovo, also die Großgemeinden Leposavić, Zuvečan, Zubin Potok und den Bereich um Nord-Mitrovica, unter serbische Verwaltung gestellt werden, könnte Beograd zum Ausgleich die mehrheitlich Albanischen Gebiete im Südwesten an die Republik Kosovo abgeben.