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Kubas Box-Equipe bei der Amateur-WMDünne Luft im Ring

Rückkehr in die Weltspitze, so lautet die Mission der kubanischen Boxstaffel. Dagegen regt sich bei der Weltmeisterschaft in Baku Widerstand – sogar aus Deutschland.

BÄM! Emilio Correa, hier noch bei den Olympischen Spielen 2008. Bild: dpa

"Kuba wird es immer wieder schaffen, eine schlagkräftige Staffel auf die Reise zu schicken. An jeder Ecke stehen Talente", urteilt Ismael Salas. Der kleingewachsene Boxtrainer aus Guantánamo hat Recht behalten. Nach zwei Weltmeisterschaften ohne prägende Präsenz der Kubaner gehört die Staffel von der Insel in Aserbaidschans Hauptstadt Baku wieder zum Favoritenkreis.

Angeführt wird die zehnköpfige Equipe von Roniel Iglesias. Der kahl geschorene Mann aus Pinar del Río tritt im Halbweltergewicht (bis 64 Kilogramm) als einziger kubanischer Titelverteidiger an. Doch berechtige Hoffnungen auf die höchste Stufe des Treppchens können sich laut den kubanischen Experten auch Weltergewichtler Carlos Banteur (69 Kilo) und Emilio Correa junior machen.

Während Banteur bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking Bronze gewann, schrammte Correa nur unglücklich an der Goldmedaille vorbei. Das soll sich nun ändern, denn der 25-jährige Correa gilt als das kubanische Versprechen im Mittelgewicht. In Baku will der Mann aus Havanna das Ticket für die Olympischen Spiele in London lösen und dann in die Fußstapfen des Vaters treten. Der gewann 1972 Gold in München und da will Correa Junior nicht nachstehen.

Einfach wird das Unternehmen Gold allerdings nicht, denn die internationale Spitze im Boxsport ist deutlich enger zusammengerückt. Die Zeiten, in denen die Russen und die Kubaner die Titelkämpfe nahezu nach Belieben dominierten, sind längst vorbei. Das haben die Ergebnisse von Peking gezeigt, wo sich Faustkämpfer aus China, Russland, der Dominikanischen Republik, aber auch aus England, der Mongolei, Thailand oder Kasachstan Goldmedaillen umhängen konnten.

Massenflucht ins Profilager

Klassische Boxnationen wie die USA und Kuba gingen zumindest bei den Goldmedaillen leer aus. Die Zeiten, als Fidel Castro die Boxequipe als "Flaggschiff des kubanischen Sports" betitelte, sind lange vorbei. Im Dezember 2006 nutzte ein schlagkräftiges Trio ein Trainingslager in Venezuela zur Flucht, und seitdem sorgen zumindest zwei der drei im Profibereich für Schlagzeilen: Yuriorkis Gamboa und Odlanier Solís.

Doch die Zahl der Boxer von der Insel, die die Handschuhe für harte Dollar schnüren, ist deutlich höher. So gewann am letzten Samstag Yoan Pablo Hernández in Neubrandenburg den IFB-Weltmeistertitel im Cruisergewicht gegen den US-Amerikaner Steve Cunningham. Der Aderlass zwischen 2005 und 2008 ist der Amateurstaffel alles andere als gut bekommen, wie die Ergebnisse von Peking und die von der letzten WM in Mailand zeigen.

Zwar kursieren auch immer wieder Gerüchte, dass Medaillen hinter den Kulissen verschoben werden – derzeit wird wegen Bestechung gegen Aserbaidschans Verband ermittelt –, aber Kubas Boxschule hat deutlich mehr Konkurrenz bekommen, teilweise aufgepäppelt von den eigenen Spezialisten. So ist Kubas langjähriger Nationalcoach Alcides Sagarra heute als Berater im Boxsport Kasachstans tätig. Kubanische Trainer waren aber auch schon in Frankreich, Indien oder der Dominikanischen Republik tätig. Wie dünn die Luft an der Spitze ist, musste mit Rosniel Iglesias auch schon Kubas größte Medaillenhoffnung einsehen. Er verlor gegen den Ukrainer Denys Berinchyk.

Coach Rolando Acebal kann sich immerhin auf den Nachwuchs verlassen: Mit Robeisy Ramírez hat er ein erst 17-jähriges Talent dabei, das in Baku für Furore sorgt. Gut ins Turnier war auch Julio de la Cruz gekommen. Der Halbschwergewichtler fand gestern allerdings seinen Meister. Im Achtelfinale traf er auf den deutschen Meister Enrico Kölling. Der besiegte den kubanischen Champ mit 8:6 und zog ins Viertelfinale ein. Genau umgedreht ging das zweite kubanisch-deutsche Duell aus. Da verlor Denis Makarov im Bantamgewicht gegen den Kubaner Lazaro Alvarez Estrada mit 8:13 nach Punkten.

Insgesamt sieht die deutsche Bilanz recht vielversprechend aus. Mit Eugen Burhard im Leicht-, Stefan Härtel im Mittel- und Alexander Powernow im Schwergewicht haben sich drei weitere Faustkämpfer für das Achtelfinale qualifiziert. Ob es zu weiteren Duellen mit den ehrgeizigen Kubanern kommt, steht aber noch nicht fest.

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