Energieknappheit in Japan: Frieren wegen Fukushima

Es wird noch Monate dauern, bis die heruntergefahrenen Meiler wieder ans Netz gehen. Für den Winter ist in Japan deshalb Stromsparen angesagt.

Fehlende Energiequelle: Seit der Katastrophe im März sind in Japan nur noch 10 von 54 Reaktoren in Betrieb. Bild: dpa

TOKIO taz | Die Japaner müssen wohl auch im Winter ihren Stromverbrauch einschränken. Nur noch 10 der 54 Atommeiler sind am Netz. Zugleich verzögern sich die Stresstests von 18 stillstehenden Kraftwerken aufgrund fehlerhafter Daten.

Bis zum Anfahren der Reaktoren könnten noch mehrere Wochen bis Monate vergehen, weil die Betreiber die Zustimmung der lokalen Behörden und Bürger einholen müssen. Deren Vorbehalte sind jedoch unverändert groß.

Die Mehrheit im Parlament der Präfektur Fukushima verlangte jetzt, dass alle zehn Reaktoren in den Kraftwerken Daiichi und Daini abgeschaltet bleiben. Da bereits Ende November der Verbrauch in den Ballungsräumen Osaka und Tokio steigt, wären Bürger und Firmen erneut zum Stromsparen gezwungen. Das bedeutet Frieren wegen Fukushima, denn in Japan wird überwiegend elektrisch geheizt.

Der Strommangel dürfte die Diskussion über die Energiepolitik beeinflussen. Eine Kommission von Experten wird im März Vorschläge für den bestmöglichen Energiemix vorlegen.

Ein Ausstieg aus der Atomkraft sei noch nicht vom Tisch, betonte Industrieminister Yukio Edano und setzte sich damit von Premierminister Yoshihiko Noda ab, der lediglich keine neuen AKWs bauen will. Dagegen scheint der Betreiber Tepco darauf zu vertrauen, dass sich die Linie von Noda durchsetzt.

Tepco-Chef Toshio Nishizawa erklärte überraschend, er strebe keine staatliche Kapitalspritze an. Zuvor wurde spekuliert, der Versorger wolle bis zu 9,4 Milliarden Euro Staatshilfe für Entschädigungen und Überbrückungskredite beantragen.

Japanische Regierung will erneuerbare Energien fördern

Stattdessen will Nishizawa die Kosten radikal senken und damit die Voraussetzung für eine Strompreiserhöhung schaffen. Bisher lehnt die Regierung dies ab, solange Tepco nicht selbst genug spart.

Eine Regierungskommission hatte Tepco aufgefordert, im Verlauf von zehn Jahren über 24 Milliarden Euro einzusparen und dabei ein Siebtel der Stellen abzubauen. "Die Preiserhöhung ist ein wichtiges Thema", räumte Nishizawa ein, der Tepcos Unabhängigkeit bewahren und dafür eine Staatsbeteiligung vermeiden will. Einen detaillierten Sanierungsplan legt der Stromkonzern Anfang November vor.

Unterdessen drückt die Regierung bei erneuerbaren Energien aufs Tempo. Der Bereich soll ab April 2012 dereguliert werden. Ein 93-Punkte-Plan der zuständigen Ministerien zielt darauf ab, den Bau solcher Kraftwerke zu erleichtern und ihre Kosten zu senken.

So will man Erdwärmenutzung in geschützten Waldgebieten zulassen und brachliegende Felder für Solarkraftwerke freigeben. Vereinfachte Vorschriften sollen auch eine vermehrte Stromerzeugung aus Wasserkraft ermöglichen.

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