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Psychologie-Professor über Ehrenmorde"Er muss zeigen, dass er Kontrolle hat"

Wie wird ein Mann zum "Ehrenmörder"? Psychologie-Professor Jan Ilhan Kizilhan hat mit 21 türkischstämmigen Tätern gesprochen – sie sind keine typischen Killer.

Sogenannter "Ehrenmörder": Der Deutschafghane Ahmad-Sobair O. (Mitte) beim Prozess zum Mord an seiner Schwester Morsal. Bild: dpa
Cigdem Akyol
Interview von Cigdem Akyol

taz: Herr Kizilhan, wer ist für Sie ein "Ehrenmörder"?

Jan Ilhan Kizilhan: "Ehrenmörder" sind Personen, die ihre angeblich verletzte Wertevorstellung durch Gewalt wiederherstellen wollen. Frauen müssen sterben, weil sie aus Sicht der Familie traditionelle Normen verletzt haben, vor der Ehe eine sexuelle Beziehung haben, sich scheiden lassen wollen oder ein an westlichen Normen orientiertes Leben führen.

Die patriarchalische Vorstellung von Ehre ist sehr eng verbunden mit der Sexualität der Frauen. Wenn eine Frau sich beispielsweise sexuell frei verhält, eine sexuelle Beziehung außerhalb der Ehe eingeht, fühlt sich der Mann wegen seiner verinnerlichten patriarchalischen Werte verpflichtet, zu handeln, zu strafen, um seine Ehre wiederherzustellen. Er muss zeigen, dass er die Kontrolle über sein Eigentum hat, sonst wird er von der Gemeinschaft als schwach angesehen und abgelehnt.

Ist der Begriff "Ehrenmörder" passend?

Es handelt sich um einen traditionellen Begriff, der bis heute Bestand hat. Aus psychologischer Sicht widersprechen sich Ehre und Mord natürlich, denn wer mordet, verliert seine menschliche Ehre.

Sie haben für ihre Studie mit insgesamt 21 türkischstämmigen Männern in Deutschland gesprochen, die wegen eines "Ehrenmords" in Haft sitzen. Wie sind Sie an diese Männer herangekommen?

Ich bin seit 15 Jahren Gerichtsgutachter und habe über zahlreiche sogenannte Ehrenmörder-Gutachten erstellt. Hierdurch habe ich eingehende Kenntnisse über diese Gruppe und wollte die Täter mit anderen vergleichen. Über Rechtsanwälte, Richter und die Familien der Täter haben meine Mitarbeiter und ich diese Personen gefunden und mit ihnen die Untersuchung durchgeführt.

Es war sehr schwierig, diese Personengruppe zu finden und anhand der Aktenlage zunächst auszusortieren, wer tatsächlich aus geglaubter Ehrverletzung getötet hat und wer es aus anderen Motiven nur behauptet.

Warum haben die Männer mit Ihnen gesprochen?

Im Interview: Jan Ilhan Kizilhan

44, ist Professor für Psychologie in Villingen-Schwenningen und Leiter der Arbeitsgruppe Migration und Rehabilitation an der Uni Freiburg. Er verfasste zahlreiche Studien zu ethnischen Minderheiten, 2006 erschien sein Buch "Ehrenmorde. Der unmögliche Versuch einer Erklärung".

Seine Studie "Sozialisation und Überzeugungen bei sogenannten Ehrenmördern" ist in der Zeitschrift "Recht und Psychiatrie" (2011) erschienen. In Auftrag gegeben wurde sie von der Arbeitsgruppe "Rehabilitation & Migration" an der Universität Freiburg.

Einige wollten zeigen, dass sie keine Kriminellen sind, und nicht zu Mördern geworden sind, um sich etwa zu bereichern. Einige fanden es auch interessant, an einer solchen Studie teilzunehmen.

Warum gelingt es diesen Männern nicht, diese angebliche Ehrverletzung auszuhalten statt zu morden?

Wenn die eigene Community nicht demokratisch ist und sich von dem Mann entfernt, der diese angebliche Ehrverletzung erleidet, ihn meidet oder gar ausschließt, dann kann er dem Druck nicht mehr standhalten. Diese Männer kommen aus einer Gesellschaft, in der die Akzeptanz des Kollektivs eine hohe Bedeutung hat. Ihre eigene Identität definieren sie zum größten Teil über die Mitgliedschaft in diesem Kollektiv. Die Interessen und Vorgaben des Kollektivs werden als wichtiger angesehen als die eigene individuelle Identität und Freiheit. Das Kollektiv gibt diesen Personen keine ausreichende Alternativen für friedliche Lösungen.

Sie verglichen diese "Ehrenmörder" mit 44 anderen türkischstämmigen Gewalttätern. Was waren die Unterschiede?

Die "Ehrenmörder" sind wesentlich religiöser und patriarchalischer als die anderen Täter. Viele haben auch in ihrer eigenen Kindheit Gewalt erlebt. Ein sogenannter Ehrenmörder handelt auch nicht aus einem Impuls heraus, er hat die Tat schon lange Zeit im Voraus geplant, meistens über Monate hinweg. Sie kommen meist aus kollektiv-traditionellen Gesellschaften.

Ist in der Kindheit erlebte Gewalt also eine Erklärung für ihr Handeln?

Im weitesten Sinne stimmt diese These. Die Ehrenmörder, die wir gesprochen haben, haben nicht die typischen Merkmale eines Killers oder Gewalttäters, sie sind vorher nicht straffällig geworden. Bis zu dieser Tat handelt es sich um ganz gewöhnliche Mitglieder der Gesellschaft, die dann durch eine Ehrverletzung ins Wanken gebracht werden.

Wer Gewalt als Lösung beigebracht bekommt, der wendet das selber an. Gewalt durch die Eltern, mit der Komponente patriarchalische Wertvorstellungen, verstärkt die Tendenz, Gewalt als eine Lösung zu sehen. Der extremste Fall bei den sogenannten Ehrenmördern ist, dass sie unmittelbare Verwandte, wie etwa die eigene Schwester, Ehefrau oder Cousine töten.

Wie ausschlaggebend sind migrationsbedingte Belastungen?

Migration ist natürlich eine Belastung, aber kein alleiniges Kriterium für jemanden, um kriminell zu werden. Migration für sich allein macht weder krank noch sozial auffällig. Andere Elemente wie Sozialisation, Bildung, Integration und die wirtschaftliche Situation spielen genauso eine wichtige Rolle.

Im Namen der Ehre?

Februar 2005: Die Deutschkurdin Hatun Sürücü wird in Berlin von ihrem Bruder mit drei Kopfschüssen getötet. Er habe die Familienehre wiederherstellen wollen.

September 2006: Wegen Mordes an seiner Schwester wird ein 25-jähriger Türke in Wiesbaden verurteilt. Der Grund: ihre Beziehung mit einem Deutschen.

Februar 2009: Für den Mord an der 16-jährigen Deutschafghanin Morsal verurteilt ein Gericht in Hamburg ihren Bruder zu lebenslanger Haft. Der Grund: Wut über ihren westlichen Lebensstil.

April 2009: Wegen des Mordes an einer Deutschkurdin aus Rees werden deren Vater und Bruder verhaftet. Die 20-Jährige sollte heiraten, die Familie erfuhr von ihrem Schwangerschaftsabbruch.

August 2011: Der 25-jährige Mehmet Y. erschießt seine Exfrau, deren Mutter und Schwester in einem Auto in Berlin.

Es gibt vereinzelt auch Frauen, die zu "Ehrenmörderinnen" werden. Haben sie die gleichen Motive wie Männer?

Absolut, Frauen übernehmen die patriarchalischen Denkstrukturen von Männern. Häufig fordern die Frauen in der Familie sogar stärker, solch eine Tat zu begehen. Sie machen größeren Druck auf die Männer, das Thema wird innerhalb der Gemeinschaft heftig diskutiert, die Betroffenen werden psychisch unter Druck gesetzt. Diese "Gespräche" der Frauen bei Besuchen, Feierlichkeiten oder am Telefon führen oft zur Verstärkung des Konflikts.

Anders als bei "Ehrenmördern" geht es bei "Ehrenmörderinnen" seltener um sexuelle Aspekte. Diese Frauen haben die traditionellen Werte stark verinnerlicht, was ihnen vielleicht auch als unterdrückten Frauen eine Form von Sicherheit und eine Rolle in der Gemeinschaft gibt. Deswegen unterstützen sie eine solche Tat direkt oder indirekt.

Auf der anderen Seite muss ein sexuell freier Mann nicht damit rechnen, Opfer eines "Ehrenmords" zu werden. Denn in diesen Gesellschaftsschichten werden die Frauen unter dem archaischen Aspekt als Besitz des Mannes verstanden – umgekehrt gilt das nicht.

Wenn ein Deutscher aus Eifersucht seine Frau umbringt, wird von einer "Beziehungstat" gesprochen. Warum wird der Begriff "Ehrenmord" immer im Zusammenhang mit Muslimen verwendet?

Dieses Phänomen gibt es nicht nur in muslimischen Kulturkreisen, sondern auch in Süditalien, Brasilien, Indien oder in Griechenland. Es gibt im weitesten Sinne sogenannte Ehrenmorde auch in der deutschen Gesellschaft, aber es ist seltener. Die meisten "Ehrenmorde" werden von Muslimen an Muslimen begangen. Ihre Zahl ist in den vergangenen zehn Jahren im arabischen und türkischen Raum gestiegen.

Trotzdem: Angenommen, ein Deutscher tötet seine Partnerin aus Eifersucht. Das ist doch nichts anderes, als wenn ein Türke das macht.

Auf emotionaler Ebene handelt es sich um einen Unterschied. Die psychischen Prozesse sind vergleichbar, aber der soziale Druck unterscheidet sich hier. Der muslimische Mann weiß, dass eine öffentlich gewordene Ehrverletzung ihn unter Druck setzt. Er weiß, er muss sein Ansehen wiederherstellen. Vergleichbares erleben wir bei einem deutschen Mann nicht.

Bei dem deutschen Ehemann geht es um einen innerpsychischen Konflikt, mit dem er möglicherweise nicht zurechtkommt. Bei einem traditionell türkischen Mann spielt neben dem innerpsychischen Konflikt auch der soziale Konflikt eine Rolle. Der türkische Mann muss also versuchen, ein psychisches und soziales Gleichgewicht zu finden.

Sind "Ehrenmorde" ein religiöses Phänomen?

Sie werden teilweise religiös interpretiert, rein wissenschaftlich stimmt dies aber nicht. Auch wenn in den Medien "Ehrenmorde" und Islam miteinander verbunden werden – "Ehrenmorde" sind eine vorislamische Tradition, die in manchen islamischen Gesellschaften noch akzeptiert wird. Wenn wir uns den Koran anschauen, finden wir den Aspekt des "Ehrenmords" so eindeutig nicht.

Das Strafrecht in Deutschland orientiert sich deshalb am hiesigen Wertemaßstab. Bei "Ehrenmorden" gab es an deutschen Gerichten früher die Tendenz, unterschiedliche kulturelle Vorstellungen als strafmildernd zu betrachten. Mittlerweile ist klar, dass sich auch Migranten an deutsche Rechtsnormen halten müssen.

Die befragten "Ehrenmörder" gingen im Durchschnitt fünf Jahre lang zur Schule. Ist fehlende Bildung ein Katalysator für diese Form von Gewalt?

Ja. Wer eine niedrige Schulbildung hat, kennt möglicherweise weniger Lösungsalternativen, der kann in Konflikten weniger human reagieren. Wenn das soziale Umfeld dann auch noch fanatisch ist, ist die Gefahr groß, eine solche Tat zu begehen.

Und die Furcht vor Strafe reicht nicht aus, um einen Menschen davon abzuhalten, solch eine Tat zu begehen?

Nein, diejenigen, die sich dazu entschlossen haben, kalkulieren den eigenen Tod oder eine lebenslange Haftstrafe mit ein.

Sie fordern eine innere Reform der patriarchalisch strukturierten Gesellschaften. Werden sich solche Kreise der Aufklärung öffnen?

Für die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre bin ich für Deutschland weniger optimistisch. Wir gehen soziologisch davon aus, dass in dieser Zeit ein Machtwechsel zwischen den Migrantengenerationen stattfindet, sich die Probleme noch zuspitzen werden. Wir werden noch mehr Konflikte haben, möglicherweise mit noch mehr Gewalt und sogenannten Ehrenmorden konfrontiert werden, bis diese Übergangsphase beendet ist.

Kennen Sie Beispiele aus der Praxis?

In einem Fall hat ein Mann den Liebhaber seiner Ehefrau auf einem öffentlichen Platz erschossen. Er hat den 16-jährigen Sohn mitgenommen, der noch fanatischer war als sein Vater. So werden überholte Werte und Verhaltensweisen von Generation zu Generation weitergereicht.

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32 Kommentare

 / 
  • A
    AntiJafet

    @Rojas: "Heuchelei" ist die arabisch-türkisch-persische Übersetzung von "Deutschland"...und du bestätigst das nur mit deiner Heuchelei: woher willst du wissen, dass die Deutschen, die ihre Frau/Freundin oder ihren Typen um die Ecke gebracht haben, nicht als Held von ihren Freunden/Familie gefeiert werden ? Nur weil man darüber nicht berichtet, bedeutet das nicht, dass es das nicht gibt. Keiner hat je geschrieben, dass die Deutschen genauso oft aufs Klo müssen wie die Nicht-Deutschen, aber wir können trotzdem davon ausgehen, dass es so ist...

  • R
    Rojas

    @AdolfoBenito

     

    Das ist der neueste PC-"Neusprech", dass ein "Ehren"mord das Gleiche sein soll wie bei Deutschen ein "Familiendrama". Nur dass bei einem deutschen "Familiendrama" der Täter nicht hinterher als "Held" gilt.

     

     

    Ein paar Zitate, wenn's die "taz" erlaubt:

     

    "Die Täter gelten in ihrem Kulturkreis als Helden"

     

    http://www.youtube.com/watch?v=xxgRmDX5A7c#t=7m28s

     

    _

     

    (...) Er geht ins Gefängnis, die Familie feiert ihn insgeheim als Helden - und die "Ehrenmorde" können weitergehen. (...)

     

    http://www.zeit.de/online/2005/38/ehrenmord

     

    _

     

    "(…)Der Ehrenmord wird von der Gesellschaft nicht als kriminelle Handlung verurteilt, sondern der Täter wird zum Helden stilisiert. (…)"

     

    http://www.islaminstitut.de/uploads/media/Ehrenmorde_01.pdf

     

    Außerdem konnte man 2006 in der "Welt" lesen:

     

    "Türkische Studenten halten Ehrenmorde für legitim"

     

    http://www.welt.de/politik/article90463/Tuerkische_Studenten_halten_Ehrenmorde_fuer_legitim.html

     

    Wieviel Prozent aller Deutschen halten wohl "Familiendramen" für *legitim*?

     

    Und 2004 konnte man ein aufschlussreiches Gespräch mit jungen Muslimen in der "taz" lesen:

     

    "Wenn meine Schwester Sex vor der Ehe hat, schlitz ich die auf, ganz klar"

     

    http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2004/01/08/a0114

     

    Was ist das? Die Ankündigung eines "Ehrenmordes" oder eines "Familiendramas"? Und welcher "Urdeutsche" würde wohl sagen: "Wenn meine Schwester Sex vor der Ehe hat, schlitz ich die auf, ganz klar." - ?

     

    Tatsächlich ist es im Moment doch so, dass immer *dann*, wenn Ehrenmorde in Deutschland öffentlich *angeprangert* werden, es heißt: "Was wollt ihr denn, das ist doch das Gleiche wie bei euch Deutschen ein 'Familiendrama'."

     

    Wenn es aber darum geht, dass der Täter eines Ehrenmordes vor Gericht aus "kulturspezifischen Gründen" eventuell *mildernde Umstände* bekommmen soll, wie etwa vom ehemaligen Richter Winfried Hassemer gefordert, *dann* ist plötzlich keine Rede mehr davon, dass ein "Ehrenmord" das Gleiche sei wie ein "Familiendrama". *Dann* gibt es den "Ehrenmord" plötzlich *doch* wieder als "kulturspezifische Besonderheit". Was für eine Heuchelei!

  • A
    AdolfoBenito

    @ CoCo: Sie haben völlig Recht. Kommentare wie Ihrer beruhigen mich, denn sie zeigen, dass nicht alle Taz-Leser politisch nach Rechts gerückt sind. Hinzufügen möchte ich noch, dass man nur dann von "Ehrenmorden" spricht, wenn es um eine muslimische Familie geht. Bei deutschen Ehrenmorden spricht die Presse lieber von "Familiendrama". Ein Zauberstück der Semantik, um uns glauben zu lassen, es gäbe eine muslimische Besonderheit...

  • GF
    guy fawkes

    @möglichkeit:

     

    Die Frau wendet sich ab und will weggehen weil sie den Täter nicht ernst nimmt, denn sie kennt ihn natürlich und weiß das er nur eine armselige Lusche ist auf den sie nicht hören muß/will.

     

    In diesem Moment passiert die Attacke von hinten:

    Der Täter steht unter dem Druck der Familie, die ihn ebenfalls bestens kennt und ebenfalls weiß er eine absolute Null ist.

     

    Mit "Liebe" hat das alles nichts zu tun, denn es sind immer nur die starken Frauen die solche Verhältnisse verlassen und es sind immer nur die schwächsten Männer die zustechen.

    In der Presse heißt es dann das der jüngste Mann ausgesucht wurde wg. geringerem Straßmaß etc.

    Das ist Quatsch. Familienkonferenz ist auch nur Legende. (Wie denn auch im Patriarchat- bitteschön?)

    Sicher. Der Täter ist auch nur Opfer. Aber doch hier nur Opfer seiner eigenen Feigheit.

     

    Jedes Urteil im Strafprozeß ist ein moralisches Werturteil. NEIN! Der Feigling sticht von hinten zu weil er Angst hat das die Frau sich erfolgreich wehren könnte. So sieht es nun mal aus.

  • DR
    Dr. rer. Nat. Harald Wenk

    Da die Ehre schon sozial ist und "gilt" ist der Verlust der Ehre aufgrund eines Mordes ein "Widerspruch" in der "Emotionalität" des Psychologebn aber nicht der real sozailverteilen Ehre.

    Hierzulabnde hnheutzutage läuft viel über die Internalsierungen des "Leistungsprinzips" und die extrem feinen Spiel der "Ehre" des "Versagens"

    machen viel psychisches Leben aus.

     

    Schon traurig, wie wenig unsere recht aufwendige Psychologie den Menschen über die Funktionsweise der Gefühle und Affekte beibringt.

     

    "Sturrepessiv" nämlich "anpassend" zum Funktionieren als Rädchen in der Arbeitsteilung (Funktionalismus der sozialen Subsystemen, modern).

  • HA
    Herr Ameis

    Es ist wirklich unglaublich, wie hier anscheinend zwanghaft versucht wird alles zu relativieren. Von wegen "Mord ist Mord". Diese Phrase möchte ich die Apologeten sagen hören, wenn - Gott bewahre - ein Asylbewerber durch die Hand eines Neonazis stirbt.

    Natürlich kann man das durch Zahlenspielchen alles zur Nichtigkeit erklären. Die von "CoCo" erwähnten Beispiele kommentiere ich gar nicht erst, da schmerzt mein Cortex.

    Es ist wirklich entlarvend, wenn jene, die jede persönliche Entgleisung in pseudo-soziologischer Manier als Folge der "Mauern in den Köpfen der Deutschen" interpretieren und auf vermeintliche "strukturelle Benachteiligung" aufmerksam machen, bei dem vorliegen der handfester, förmlich greifbaren kulturell bedingten Strukturen von "Ehre" und "Reparation" aber die Augen verschließen und die verdammen, die doch tatsächlich die Stirn haben diesen Phänomenen auf den Grund zu gehen. Hauptsache man hat die Worthülse des "Moslem-Bashings" in den Ring geworfen.

  • M
    möglichkeit

    guy fawkes

     

    das ist vielleicht auch im zusammanhang mit dem "sozialen druck" zu sehen, jemanden, den man mag und trotzdem meint, töten zu müssen, dem kann man nicht ins gesicht sehen...

  • C
    Christoph

    an charles:

     

    "es gibt statistisch gesehen mehr religiös/kulturell motivierte gewalt durch türkische männer an ihren frauen als rechtsradikale gewalttaten."

     

    Das Gewaltpotential in deutschen Ehen ist um keinen Deut besser. Nur vielleicht mit der Ausnahme, dass die deutsche Frau öfter mal zurückschlägt. Die Frauenhäuser in Deutschland sind überfüllt mit deutschen Frauen die es nicht mehr ausgehalten haben. Auch werden rechtsradikale Gewalttaten oftmals gar nicht als solche aufgelistet. Viel lieber verbucht die deutsche Polizei rechtsradikale Gewalt als "normale" Körperverletzung. Fakt.

     

    "es gibt mehr religiös/kulturell motivierte morde durch türkische männer an frauen als rechtsradikal motivierte morde."

     

    Pro Jahr gibt es durchschnittlich 7 bis 11 sogenannte Ehrenmorde, und dass bei über 4.500.000 Moslems. Wären die Täter Deutsche würde man die Taten übrigens als "Familiendramen" bzw. als "Beziehungstaten" abtun. Sofort würden unsere Medien die angeblich ach so schwierige Kindheit des deutschen Täters, seine Arbeitslosigkeit, Depression, Spielsucht oder sein Alkoholproblem als Beschwichtigung heranziehen. Ist der Täter aber Türke oder Moslem, dann wird kaum noch recherchiert, sofort greifen die beliebten und gepflegten Stereotype (Islam, Fanatismus, Gewalt, Parallelgesellschaft,...). Fakt.

  • E
    ewald

    @tageslicht: 100% agree!

  • DJ
    Dirk Jäckel

    @CoCo

    "Missbrauch findet in muslimischen Familien seltener statt. Die Tochter soll nämlich bis zur Heirat Jungfrau bleiben ..."

     

    Nun sehen die islamischen Rechtsschulen die Ehefähigkeit der "Frau" bereits mit neun als gegeben an. Auch wenn die formalen Gesetze der allermeisten islamischen Länder ein teils weit höheres Heiratsalter vorsehen, heißt dies nicht, dass Kinderehen nicht weiterhin häufig praktiziert werden. Auch in Deutschland (natürlich nicht vor dem Standesbeamten). Wenn Sie das ignorieren, könnten Sie also evtl. sogar Recht haben. Erhebungen dürften aber schwierig sein, da Kindesmissbrauch in muslimischen Gemeinschaften (darunter auch vieler Jungen) noch weit stärker tabuisiert sind.

  • T
    tageslicht

    @Hakan:

     

    Ich gebe Dir recht. Dummerweise hat die deutsche Regierung in keinster Weise ein Interesse an einer breit gebildeten Bevölkerung, erstens, weil dann keiner mehr schlecht bezahlte Tätigkeiten übernehmen will, mehr noch, weil die Regierung eine Heidenangst davor hat, dass mit einem höheren Bildungsstand in der Allgemeinen Bevölkerung mehr Menschen anfangen könnten, die Verhältnisse in diesem Land zu hinterfragen, während momentan die Massenverblödungsmedien genau das zu verhindern versuchen.

  • C
    CoCo

    "Auf welchem linken Sternlein wohnen Sie eigentlich?"

     

    Mitten in einem deutschen Ballungsgebiet, umgeben von tausenden Moslems! :-(

     

    Missbrauch findet in muslimischen Familien seltener statt. Die Tochter soll nämlich bis zur Heirat Jungfrau bleiben ...

     

    Einige "Experten" arbeiten aber bestimmt schon an einer speziell ausgewählten Studie, um auch hier in die Medien zu kommen.

  • MB
    Markus Brandt

    Zum Unterschied Beziehungstat vs. Ehrenmord: Unter einer Beziehungstat verstehe ich eine Tat die von einer Person geplant und durchgeführt wird. Bei einem richtigen Ehrenmord tagt der Familienrat und ein Täter meldet sich/ wird bestimmt diese Tat dann auch zu begehen. Es findet also eine Art Abstimmung im Familienkreis über Leben und Tod statt. Das hätte man noch klarer erwähnen können. Das dies nicht in jedem Einzelfall genau so passiert ändert nichts an dem grundlegenden Unterschied.

     

    Desweiteren werden Männer auch sehr oft mit Opfer solcher Verbrechen. Nämlich genau dann wenn sie der neue Mann/Freund oder auch nur Arbeitskollege der "ehrlosen" Dame sind.

  • C
    charles

    @CoCo:

     

    es gibt statistisch gesehen mehr religiös/kulturell motivierte gewalt durch türkische männer an ihren frauen als rechtsradikale gewalttaten.

     

    es gibt mehr religiös/kulturell motivierte morde durch türkische männer an frauen als rechtsradikal motivierte morde.

     

    soviel zur "linken" wahrnehmung.

     

    its a fakt.

  • F
    Fordler

    Bei einer Tat im Affekt wird wohl jedes Gericht eine gewisse Strafmilderung ins Auge fassen. Das gilt auch für Muslime.

    Wenn jedoch der "Familienrat" tagt und beschliesst, das die Frau, Tochter, Schwester usw. umgebracht werden soll und dann auch noch das jüngste männliche Mitglied der Familie als Täter auserkoren wird, weil der die geringste Strafe zu erwarten hat, dann sieht die Sache vollkommen anders aus.

  • H
    Hatem

    Offenbar kann die Taz-Interviewerin den Unterschied zwischen Ehrenmord und Eifersuchtstat nicht verstehen. Oder sie will nicht.

  • SV
    Suse von Molke

    Vielleicht sollte man hier nicht von Ehrenmord sprechen, denn das Wort Ehre ist ja positiv besetzt.Da schwingt immer auch eine Entschuldigung mit. Die Tat wird verniedlicht. Obwohl es doch wohl als grausamer anzusehen ist, wenn ein Mann seine eigenen Schwester abschlachtet und dies monatelang plant, als wenn jemand im Affekt handelt.Zum Beispiel aus Eifersucht. Wie wäre es mit Patriachaler Mord?

  • Q
    quarktasche

    @coco

     

    was hat das eine mit dem anderen zu tun? nichts. also warum spielen sie dann eine opfergruppe gegen die andere aus? jede tote (oder auch verstümmelte) frau auf kosten archaisch-patriarchaler vorstellungen von "ehre" ist jawohl eine zuviel!

     

    sehr gut geführtes interview - vielen dank!

  • GF
    guy fawkes

    Zitat: "sie sind keine typischen Killer". So ein Quatsch, was ist denn schon typischer Killer? In 22 Jahren als Anwalt habe ich noch keinen gesehen.

     

    Was bei den Ehrenmördern aber typisch ist, ist das sie allesamt wegen heimtückischen Mordes verurteilt werden. Die Heimtücke ergibt sich dabei aus der Art der Initialattacke. Sprich: Angriff von HINTEN!!

     

    Es sind Feiglinge die von hinten zustechen, wenn das Opfer es nicht vermutet. Begründet wird das dann mit der angeblichen Ehre des Feiglings.

  • DJ
    Dirk Jäckel

    @CoCo

    Sie meinen also, das Thema Kindesmissbrauch (das Ihrer Meinung nach in muslimischen Familien anscheinend nicht stattfindet, putzig) sei im Gegensatz zu "Ehrenmorden" in deutschen Medien vernachlässigt worden? Auf welchem linken Sternlein wohnen Sie eigentlich?

  • ID
    Isla del coco

    Liebe/Lieber CoCo, verraten sie uns woher diese Zahlen kommen und wo man sie nachlesen kann?

    Schon jetzt vielen Dank für ihre Sorge um das deutsche Sozialsystem.

  • S
    Swanni

    iss schon ne echte bereicherung , also bunt und weltoffen und so .

  • E
    egal

    Es gibt gar keine typischen Killer.

  • H
    Halil

    Der im Artikel dargestellte "soziale Konflikt" wird überbewertet. Die Unterschiede zwischen einem sog. Ehrenmord und einer Beziehungstat sind verschwindet gering. M.E. gibt es sogar keinen unterschied.

    WEnn meine Schwester einen deutsche Freund hat, was würde das für mich, als Türke in meinem gesellschaftlichen Leben bedeuten? Garnichts. Ich kann ganz normal weiter mein Leben leben. Deshalb muss ich nicht meine Schwester umbringen. Genau so verhält es sich bei Ehebruch. In erster Linie Schadet die Ehebrecherin sich selbst.

     

    Letztenendes ist es immer eine Frage von Selbstbewqusstsein und Selbstwertgefühtl, und zwar beidermaßen bei Deutschen sowie bei Türken.

     

    Ich bin Türke und wurde von meiner Ehemaligen verlobten betrogen und verlassen. Es war hart für mich. ich habe aber nichts gemacht. garnichts. weil ich ehre habe und selbstbewusst bin. Das wäre ja noch schöner, wenn ich mir wegen so einem wertlosen menschen, mein leben versaue.

  • VI
    Vorwärts immer

    "Sie werden teilweise religiös interpretiert, rein wissenschaftlich stimmt dies aber nicht."

     

    Und wenn sie sich abwenden (vom Glauben), dann greift sie und tötet sie, wo immer ihr sie findet (Koran, Sure 4 Vers 89).

     

    Es lebe die "Wissenschaft", welche auch immer der Hr. Professor und der Autor Cigdem Akyol damit meinen. Es muß eine andere sein als die wir bisher kennen und die auf Tatsachen und logischen Folgerungen basiert. Natürlich können die Ehrlosmörder keine Killer sein, sonst wäre ja mit Multikulti wo alles irgendwie gleich gut ist etwas schief gelaufen. Am Ende kommt wieder jemand wie Sarrazin und erzählt wieder lauter unwissenschaftlichen Unsinn. Den hat ja eine andere Wissenschaftlerin der neuen Wissensachaft, die Politologin Naika Foroutan von der HU-Berlin, blitzschnell widerlegt. Seitdem fühle ich mich viel besser. Naja, auch seit ich nicht mehr U-Bahn fahre und die von Sarrazin erwähnten Bezirke meide. So eine Lösung gibt es auch für Ehrenmorde. Einfach umbennen, nicht wirklich darüber berichten, dann gibt es sie auch nicht mehr. Etwa neue Wissenschaft und Neusprech, dann wird alles gut. Danke taz.

  • S
    saalbert

    Bildunterschrift: "Ehrenmörder: Der Deutschafghane Ahmad-Sobair O., Mitte, beim Prozess um den Mord an der 16 Jahre seiner Schwester Morsal."

    "Die Ehrenmörder, die wir gesprochen haben, haben nicht die typischen Merkmale eines Killers..."

    Gar nicht so einfach, die Striche um den "Ehrenmörder" oder ein "sogenannt" durchzuhalten, was?

  • C
    CoCo

    Statistisch gesehen sind in etwa 0,023 % der in Deutschland lebenden Muslime pro Jahr von Zwangsheirat betroffen. Der Anteil an Ehrenmorden lag 2010 bei ca. 0,0075 %. Der Anteil an Missbrauchsfällen an deutschen Kindern ist viel höher. Trotzdem wird das Thema Ehrenmord gern von "Wissenschaftlern" benutzt. Warum? Weil wir in einer hysterischen Medienlandschaft leben, die seit Jahren mit ihrem Trommelfeuer auf Moslems viel Geld verdient. Angst verkauft sich hervorragend. Viele Wissenschaftler würden gar nicht wahrgenommen werden, wenn sie nicht irgendeine neue "Erkenntnis" zum Thema Islam präsentieren würden.

     

    Durch die massive Verschuldung der EU-Zone lässt sich auch schon heute voraussagen, dass die Sozialleistungen in Deutschland weiter sinken werden und der Druck in den Familien steigen wird. Demzufolge ist in den nächsten Jahren mit steigenden Fällen an Kindesverwahrlosung, Kindestötung und Kindesmissbrauch zu rechnen. Auch werden die Fälle von Alkoholismus, Drogenkonsum und Kriminalität steigen. Dafür interessiert sich die deutsche Gesellschaft aber herzlich wenig, viel lieber zeigt man mit dem Finger auf Minderheiten.

  • R
    reblek

    "Psychologie-Professor über Ehrenmorde - Wie wird ein Mann zum 'Ehrenmörder'?" - Ich vermute, es gibt keine sinnvolle Erklärung jenseits von Gedankenlosigkeit, dass Ehrenmorde mal einfach so ohne An- und Abführungsstriche im Titel stehen.

  • T
    Tascha

    Der aus "Ehre" mordet ist wohl ein "besserer" Killer? Motto, wie verniedliche ich die Folgen der Bereicherung. Ach, Allah...

  • H
    Hakan

    Und immer sind es die "Anderen" oder die Gemeinschaft, die einen dazu anstifteten. Meiner Meinung nach hängt es von einem Bildungsdefizit ab, wofür wir uns auch als Deutsche einsetzen müssen, damit schon in den Schulen solche Themen behandelt werden um nach und nach die "alten Köpfe" aus unserer Gesellschaft zu verbannen und kluge, gewissenhafte Menschen, ergo eine Gesellschaft zu erziehen, die keinen falschen Ehrenglauben hinterher rennt, sondern Klug und mit Liebe dem entgegentrotzt.

     

    Leider noch nicht auf Deutsch erschienen aber zum Thema passend kann ich den Roman von Elif Shafak - "Iskender" für türkisch sprechende Leser empfehlen, worin der Werdegang einer Immigrantenfamilie und die des Ehrenmörders aufgezeigt wird.

  • AK
    Abschicken klicken

    Als ich lokale Tages-Zeitung abonniert hatte, gab es repetitive Meldungen:

    Ein paar Blinde, ein paar Tote. Was ist das ?

    Indische Hochzeit, Gepanschter Alkohol.

    Kommt etwa jeden Monat in der Zeitung.

     

    Türkischer Vater/Bruder, Deutscher Freund. Was kommt als nächstes im Text ?

    "Messer".

    Inzwischen sind aus den früheren Messerstechereien also Pistolen-Morde geworden.

    Die Grünen hat das Thema lange nicht interessiert während der Normale Deutsche mit Zeitungsabo es alle 3-6 Monate lesen konnte.

     

    Wer nicht arbeitet, definiert sich vielleicht nur aus Sozialkontakten. Da kommt es nicht gut an, wenn die Tocher als "Flittchen" gilt und man ständig darauf angesprochen wird.

     

    Den Inzucht-Bericht von vor ein paar Monaten hätte man noch verlinken können. Das passt thematisch wegen der Familienstrukturen.

     

    Massive Säkularisierung wäre Basis echter Linker Politik. In der Stadt vermehrt man sich besser nicht wie auf dem Dorf wo alle miteinander verwandt sind. Sonst hat man ganz schnell viel zu viele überflüssige Arbeitslose die den Arabischen Frühling und Jugendproteste (Spanien, Occupy,...) bewirken.

    Solche Nachhaltigkeitsforderungen sehe ich von Links und Grün halt nicht.

  • M
    Mirko

    Mord ist Mord. Punktum.