Kommentar Toter Farc-Führer: Dem Frieden keinen Schritt näher

Ein Ende des jahrzehntelangen Mehrfrontenkonflikts wird wegen des Todes von Alfonso Cano nicht wahrscheinlicher: Militärisch sind die Guerilleros nicht zu bezwingen.

Wieder einmal wird lautstark ein Sieg über "den Terrorismus" gefeiert: Kolumbiens Farc-Guerilla, die wohl älteste Rebellenorganisation der Welt, hat mit Alfonso Cano ihren profiliertesten Kopf verloren. Doch ein Ende des jahrzehntelangen Mehrfrontenkonflikts wird deswegen nicht wahrscheinlicher: Militärisch sind die Guerilleros nicht zu bezwingen. Was ihnen an politischer Fantasie abgeht, machen sie über Gelder aus dem Drogenhandel wett.

Eigentlich hätte der rechtsliberale Präsident Juan Manuel Santos beste Voraussetzungen, um eine politische Lösung einzuleiten: Durch seine behutsame Abkehr vom Kurs des Polarisierers Álvaro Uribe und eine kluge Bündnispolitik hat er den Großteil des politischen Establishments auf seine Seite gezogen. Der symbolträchtige Schlag gegen die Farc tut ein Übriges.

Von interessierter Seite wird dies als weitere Bestätigung für den Kriegskurs gewertet, den Santos bereits als Verteidigungsminister Uribes mit angeführt hatte. Dabei sind die Aufständischen trotz einer milliardenschweren, von den USA mitgetragenen Armeeoffensive kaum weniger aktiv als 2002, als Uribe an die Macht kam: Damals waren sie für 2.063 bewaffnete Aktionen verantwortlich, in diesem Jahr wurden bereits 1.700 gezählt.

Santos Forderung nach bedingungsloser Kapitulation der Farc klingt gut, sie wird aber auch diesmal folgenlos bleiben. Denn offensichtlich liegt der längst gescheiterte Krieg "gegen die Drogen und den Terrorismus" in Kolumbien im strategischen Interesse Washingtons. Schon die pure Existenz der Guerilla bleibt die beste Garantie gegen einen zivilen "Linksruck". Daraus folgt: Solange sich Kolumbien unter dem Beifall aus Europa als militärischer Brückenkopf der USA in Lateinamerika missbrauchen lässt, geht der Krieg weiter.

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