Die Bremer Uni ist in Eile: "Es gäbe externe Kandidaten"

Die Universität will im Eiltempo einen neuen Rektor wählen - der Asta hat zur Debatte eingeladen. Wir fragten die Asta-Vorsitzende Sonja Kovacevic nach dem Ergebnis

Will mehr Auswahl: Sonja Kovacenic, Asta-Vorsitzende Bild: kawe

taz: Frau Kovacevic, Sie sitzen im Akademischen Senat der Universität. Ist es nicht intern schon ausgemachte Sache, wer nächstes Jahr Nachfolger von Rektor Wilfried Müller wird?

Sonja Kovacevic, Asta-Vorsitzende: In diesem Falle überhaupt nicht. Zwar werden die Hälfte der 22 Sitze von Dekanen und Professoren eingenommen, aber da gibt es keine Einigkeit.

Die Dekane haben sogar eine Probeabstimmung gemacht ...

Das finden viele überhaupt nicht gut, auch unter den Professoren.

Auf Ihrer Veranstaltung haben sich Arnim von Gleich, Biologe und Sozialwissenschaftler, und der Ingenieur Bernd Scholz-Reiter vorgestellt. Wer ist Ihr Kandidat?

Aus Sicht der Studierenden wäre es gut, wenn einer der externen Kandidaten, die sich beworben haben, noch zugelassen würde. Scholz-Reiter kann als DFG-Vizepräsident die Universität sicher gut nach außen repräsentieren, von Gleich wäre einer, der die Uni von innen seit Jahren gut kennt und auch schon Dekan ist.

Er gilt als Grüner.

Das wird von vielen Gruppen in der Universität positiv gesehen. Aber er vertritt viele der inhaltlichen Positionen nicht, die damit assoziiert werden.

Zum Beispiel die "Zivilklausel"?

Ja. Er unterscheidet zwischen Massenvernichtungswaffen und normalen Waffen, die ihm zufolge zur Verteidigung von Demokratie und Frieden eingesetzt werden können.

Soll Forschung für eine militante Befreiungsbewegung unter die Zivilklausel fallen?

Ich persönlich finde: ja. Wenn es eine Technologie gibt, können Sie nicht mehr kontrollieren, wer sie wofür einsetzt. Und wer entscheidet, ob eine Bewegung, die sich Befreiungsbewegung nennt, wirklich eine ist?

Hat Scholz-Reiter dazu eine andere Auffassung?

Er hat erklärt, dass er für die Zivilklausel sei, er ist aber deswegen nicht gegen die Kooperation mit der Raketen-Firma OHB.

Was sagen die denn zur Verschulung des Studiums durch den Bologna-Prozess?

In diesem für Studierende so wichtigen Thema habe ich beide als gleichermaßen profillos empfunden. Sie haben ein paar Schlagworte wiedergegeben, die im Uni-Diskurs herumschwirren, mehr nicht. Allerdings hat der Rektor in diesen Fragen auch wenig Einfluss.

Und die Excellenz-Initiative?

Die sehen beide als alternativlos, weil da Geld winkt von Außen, während die Landeskassen leer sind.

Ist Scholz-Reiter als DFG-Insider nicht rückhaltlos dafür?

Er scheint mir sogar eine differenziertere Position dazu zu haben. Vielleich verhilft ihm die Innensicht dazu, Schwächen und Fehler besser zu sehen. Die Bewerbung bei der Exzellenz-Initiative drückt in der Universität alles beiseite. Sogar der undemokratische Zeitdruck bei der Rektor-Wahl wird damit legitimiert, dass für die Exzellenz-Bewerbung vorzeigbar sein soll, wer der neue Rektor ist.

Der externe Kandidat ist Embryonenforscher. Hätte der eine Chance gehabt?

Das sind interne Vorgänge, zu denen ich nichts sagen kann. Der dritte soll jedenfalls abgesagt haben. Es gibt andere externe Kandidaten, die aus Studierendensicht sehr interessant wären.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.