Biosupermarktchef über Löhne: "Leicht unter Tarif"

"Denn's" zahlt teilsweise schlechter als die Konkurrenz. Thomas Greim, Chef von Deuschlands größter Biosupermarktkette, über Stundenlöhne und Qualifikationen.

Biolebensmittel: gesund, teuer und teils von Mitarbeitern verkauft, die unter Tarif bezahlt werden. Bild: dpa

taz: Herr Greim, Ihre Ökosupermarktkette Denn's ist mit 72 Filialen mittlerweile die größte Deutschlands. Zahlen Sie Ihren Mitarbeitern den Tarif, der von Gewerkschaften und Arbeitgebern ausgehandelt wird?

Thomas Greim: Wir orientieren uns an den Tarifverträgen. Der Stundenlohn variiert regional. Es gibt ja auch unterschiedliche Tarifverträge für die verschiedenen Regionen. Im Durchschnitt liegen wir in etwa auf Tarifniveau. Wir bieten allerdings noch betriebliche Fortbildungen und Personaleinkauf an.

Heißt das, dass Sie unter Tarif bezahlen?

Die Stundenlöhne liegen zum Teil über und zum Teil auch leicht unter dem Tarif. Außer vom Standort hängt das auch von der Qualifikation des Mitarbeiters ab. Wer zum Beispiel besonders viel Erfahrung in der Naturkostbranche mitbringt, erhält deutlich mehr als den Tariflohn.

Wie viel liegen Sie denn ungefähr darunter?

Das wird individuell verhandelt. Es sind aber keine enormen Schwankungen.

ist Gründer und Geschäftsführer des bayerischen Biohandelskonzerns Dennree. Dem 59-Jährigen gehören in Deutschland komplett oder mehrheitlich die Öko-Supermarktketten Denn's, Viv und Füllhorn. Sie haben etwa 850 (Denn's), 200 (Viv) und 190 (Füllhorn) Mitarbeiter und zusammen 82 Filialen. Das meiste Geld verdient Dennree aber, indem er als Großhändler rund 1.300 Naturkostläden mit Ware beliefert.

Selbst Discounter wie Lidl zahlen nach eigenen Angaben allen Mitarbeitern sogar mehr als Tarif. Warum dann nicht ein Biounternehmen wie das Ihre?

Das sind richtige Verkaufsmaschinen, bei denen der Arbeitslohn der Mitarbeiter prozentual eine geringere Bedeutung hat. Die Produktivität der Discounter ist immens. Die sind natürlich in der Lage, einen Kassierer hervorragend zu bezahlen, weil er schlichtweg dreimal so viel kassiert wie ein Mitarbeiter bei uns. Und wir haben ja auch Kunden, die Fragebedürfnisse haben oder menschliche Nähe suchen. Das kostet Zeit. Wir arbeiten auch viel mit Mehrwegflaschen. Damit ist keine Wertschöpfung für uns verbunden.

Ist bei Bioprodukten die Gewinnmarge nicht höher als bei konventionellen?

Ja, bei einigen Produkten, doch wir haben etwa nur 30 Prozent des Umsatzes pro Laden, also auch viel weniger Ertrag. Diese konventionellen Verkaufsmaschinen scheiden auch enorm viele Menschen aus. Nach dem Motto: Ein Lkw-Fahrer ist toll bis 40, dann soll er halt woanders hingehen. Wenn ich nur diese ersten 20, 25 Berufsjahre habe, dann kann ich einen tollen Lohn zahlen. Zu uns kommen sehr viele, die dieses Tempo und den Umgang in so einer Verkaufsmaschine nicht mehr mitmachen wollen und können.

Das gilt auch für Ihren Konkurrenten Alnatura, und der zahlt nach eigenen Angaben sehr wohl Tarif.

Über Konkurrenten kann ich mich nicht äußern. Fakt ist: Denn's hat keine Eigenmarken, die ja besonders große Gewinnmargen haben. Die Eigenmarke unseres Großhandels Dennree verkaufen wir nur im Biofachhandel und nicht konventionell. Wir sind Bioüberzeugte, da geht es nicht nur um Gewinnmaximierung.

Denn's macht doch Gewinn. Warum nicht damit den Leuten Tarifgehälter zahlen?

Denn's wird dieses Jahr vielleicht 110 Million Euro Umsatz und eine Million Euro Gewinn machen. Wenn noch weniger in unseren Bilanzen stehen würde, bekämen wir keine Mietobjekte mehr. Keine Bank würde uns Geld geben. Und eine Firma muss einfach einen Puffer haben für Rückschläge.

Denn's gehört zur Firmengruppe Dennree, die vor allem mit ihrem Großhandel viel mehr Gewinn macht.

Ja, Dennree wird dieses Jahr wohl 16 Millionen Euro verdienen. Denn's ist aber völlig eigenständig, eine Quersubventionierung findet nicht statt. Vielmehr behandeln wir Denn's wie jeden anderen Kunden im Großhandel. Auch dort subventioniert Dennree keine Gehälter. Das ist fair.

Man hört auch aus Ihrem Unternehmen, dass Überstunden nicht bezahlt würden und zu kurze Ruhephasen zwischen den Schichten an der Tagesordnung seien. Was sagen Sie dazu?

Das stimmt nicht, natürlich halten wir uns an gesetzliche Vorgaben.

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