Club-Architektur: Der kleine Schwarze

Die Architektur des Live-Clubs Logo steht auf eine außergewöhnlich radikale Weise im Dienst der Musik. Gut, dass die Umzugspläne des Clubs ins Stocken geraten sind.

Auf Riechweite: Jennifer Rostock und ihr Publikum im Logo. Bild: Jörg-Martin Schulze

HAMBURG taz | Das Angebot der Live-Clubs ist heutzutage in der Regel vielfältig. Zusätzlich zum Musikprogramm gibt es mindestens eine Bar, oft auch Fußball-Übertragungen, ab und zu eine Lesung oder wenigstens einen Kicker. Beim Logo in Eimsbüttel ist das anders. Das Logo veranstaltet Konzerte und sonst nichts. Frappierend ist, wie sich beim Logo Architektur und Konzept ergänzen: Es gibt kaum einen anderen Club in Hamburg, bei dem die Architektur derart im Dienst der Musik steht. Im Frühjahr 2011 hieß es noch, das Logo würde umziehen. Gut, dass dieser Plan ins Stocken geraten ist.

Das Logo besteht im Prinzip aus einem einzigen Raum, die Decke ist niedrig, ebenso niedrig ist die Bühne. Die Bar befindet sich gegenüber der Bühne und alle anderen Bereiche wie der Backstageraum oder die Garderobe sind klein gehalten. Das Logo ist eine Schuhschachtel. Die Besucher werden von der Musik erreicht, egal, wo sie stehen.

Besonders auffällig ist, dass im Logo sowohl die Decke als auch die Wände schwarz angemalt sind. Das Logo ist ein Ort der Konzentration: Es geht darum, die Musik in den Vordergrund zu stellen und auf alles, was ablenken könnte, zu verzichten. Das Logo ist eine Black Box. Es ist das rockmusikalische Pendant zum White Cube, jenem Konzept eines ganz in Weiß gehaltenen Ausstellungsraums, bei dem es darum geht, Kunstwerke im Museum ohne Einflussnahme der Architektur zu präsentieren.

Kurios scheint die Idee, das Logo könnte umziehen und in einem neuen Gebäude einfach weitermachen wie bisher. Im Frühjahr 2011 wurde bekannt, dass die Hanseatische Baukonzept da, wo das Logo steht, Wohnungen bauen will. Das Grundstück gehört Logo-Chef Eberhard Gugel, der sagte, er würde weichen, wenn der Club eine neue Heimat in Eimsbüttel bekäme. Das Bezirksamt Eimsbüttel begrüßte die Pläne und versprach, bei der Standortsuche zu helfen.

Eine Zeit lang war die Rede davon, dass das Logo in einen Neubau vor den Grindelhochhäusern ziehen würde. Danach sieht es derzeit jedoch nicht aus. Bei einem Neubau vor den Grindelhochhäusern müsste das Amt für Denkmalschutz grünes Licht geben, was dem Vernehmen nach kaum zu erwarten wäre. Das Amt selbst kann dazu nichts sagen: Es liege gar keine Anfrage vor, heißt es dort.

Das Logo öffnete im Herbst 1974 als Studentenlokal mit günstigen Speisen und gelegentlichen Konzerten.

Mit der Zeit wurde das Logo ein reiner Liveclub.

Der Mix an Bands, die im Logo gespielt haben, ist bunt. Zu den bodenständigeren gehören Karl Dall, Ina Deter und die Erste Allgemeine Verunsicherung.

Außerdem spielten im Logo unter anderem Skunk Anansi, Cardigans, Wilco, Kings Of Convenience, Adam Green, The White Stripes, Clawfinger, Nada Surf, Oomph!, Notwist und Slipknot.

Ein alternativer Standort ist nicht in Sicht und Logo-Geschäftsführer Matze Bauer sagt, die Standortsuche werde sich noch länger hinziehen. Offenbar warten alle Beteiligten darauf, dass die jeweils andere Partei die Sache vorantreibt.

Wenn es im Logo einfach weiter geht, wie bisher, dann bedeutet das: Es gibt in erster Linie Konzerte von Metal- und Hardcore-Bands. Aber es gibt auch Coverbands, die Pink Floyd- oder Ärzte-Hits spielen. Ab und zu gibt es auch Rockbands. Manche von ihnen sind groß geworden: Queens of the Stone Age traten schon im Logo auf, No Doubt oder die Sportfreunde Stiller.

Das Thema Karriere ist eng mit dem Logo verknüpft. "Normalerweise spielen Bands immer zweimal im Logo", sagt Geschäftsführer Matze Bauer - bei ihrem Auf- und ihrem Abstieg. Weder im einen noch im anderen Fall wird viel Geld gemacht. Das wirkt sich auch aus auf das Personal. "Die Leute, die hier arbeiten, haben etwas mit den Bands zu tun", sagt Bauer. "Hier machts jeder aus Überzeugung."

Den Musikern bietet das Logo durch seine Black-Box-Architektur maximale Kontrolle über die Präsentationsbedingungen und damit auch über die Wahrnehmung des eigenen Auftritts. Das Publikum und die Bands sind einander ausgesetzt, es herrscht größtmögliche Intimität. Die Nähe überwiegt das einzige Manko des Logo: Im Zuschauerraum gibt es ein paar Säulen, die die Decke stützen. Die Säulen sind dünn, aber mit etwas Pech versperren sie die Sicht.

Maximal 450 Leute passen ins Logo. Wenn die alle kommen und auch nur zum Teil anfangen, zu tanzen, dann wird aus der Hutschachtel "die lauteste Sauna Hamburgs", sagt Geschäftsführer Bauer. Es kann sein, dass es dann von der niedrigen Decke tropft. Was da runter kommt, ist Schweiß, manchmal auch Bier. "Die Leute findens entweder ätzend oder geil. Es gibt nichts dazwischen", sagt Bauer.

Neben seiner Innenarchitektur verlangt auch die Lage des Logo eine gewisse Hingabe: Das Logo liegt in Eimsbüttel an einer Ecke, in der sonst nicht viel passiert. Laufpublikum gibt es daher keines. Wer im Logo ist, ist gezielt gekommen.

Das Gebäude des Logos stammt aus dem Jahr 1945 und war früher mal ein Möbelhaus. Im Frühjahr 1974 öffnete das Logo zunächst als Studentenlokal für die nahe Uni. Klar ist, dass in das alte Möbelhaus investiert werden müsste, wenn es stehen bleiben soll. Das Logo mag ein zeitloser Ort sein - für die Ewigkeit gebaut wurde es nicht.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.