Ikea-Arbeiter schließen weltweite Allianz: Billys Betriebskampf

Beschäftigte von Ikea fordern in Istanbul gleiche Arbeitsbedingungen in allen Ländern. Das Möbelhaus bekämpft seit Jahren gewerkschaftliche Organisierung.

Ikea mutet seinen Mitarbeitern so einiges zu. Bild: Mike Schmidt

ISTANBUL taz | Der Deutschen liebstes Möbelhaus Ikea muss sich weltweit auf härtere Arbeitskämpfe einstellen. Mitarbeiter des Unternehmens gründeten gestern in Istanbul eine „IKEA Global Union Alliance“, also einen Zusammenschluss aller Gewerkschaften, die in den Niederlassungen von Ikea engagiert sind.

Hintergrund: Während Geschäftsführungen und ArbeitnehmerInnen-Vertretungen in den westeuropäischen Ikea-Häusern in aller Regel gut zusammenarbeiten, sieht das schon in Ost- und Südeuropa, erst recht aber im Nahen Osten und Asien ganz anders aus.

So fand das Treffen von Gewerkschaftern und Ikea-Mitarbeitern aus 20 ArbeitnehmerInnenorganisationen und 14 Ländern auch nicht zufällig in Istanbul statt. Seit Monaten kämpft die in der Türkei zuständige Gewerkschaft Koop-Is darum, in den Ikea-Filialen des Landes zugelassen zu werden. Die Geschäftsleitung versucht mit massivem Druck zu verhindern, dass die Beschäftigten sich überhaupt gewerkschaftlich organisieren.

„Wir wollen natürlich erreichen, dass alle Mitarbeiter in allen Ikea-Einrichtungen weltweit gleich behandelt werden“, sagte die Deutsche Alke Bössiger, die beim internationalen Dienstleistungsgewerkschaftsdachverband UNI jetzt für die Ikea-ArbeiterInnen zuständig ist, „aber das ist oft sehr schwierig“.

Gewerkschafte nicht zugelassen

In vielen Ländern werden die Mitarbeiter schlecht bezahlt, müssen Überstunden machen, oft sind sie nicht einmal krankenversichert, weil sie nur auf Honorarbasis oder als Leiharbeiter engagiert werden. Gewerkschaften, die dagegen etwas unternehmen könnten, werden in den Betrieben nicht zugelassen. Eines der Probleme ist, dass in der Türkei – aber auch in Griechenland, den Golf-Staaten und teilweise in den USA – Ikea-Einkaufszentren von Franchise-Unternehmen geführt werden.

In der Türkei ist das eine Firma namens Mappa, die nach Auskunft des Vorsitzenden der türkischen Gewerkschaft Koop-Is, Metin Güney, „nach außen zwar so tut, als würde sie Gewerkschaften akzeptieren, in der Praxis aber ganz anders handelt – mit Rausschmiss nämlich“.

Markus Bülemeier, der im Ikea-Lager in Dortmund arbeitet, aber auch Mitglied im Europa-Betriebsrat von Ikea ist, erzählt, dass die Betriebsräte des Konzerns, ausgehend von den Verhältnissen in Schweden, erst einmal immer stark auf eine Sozialpartnerschaft setzen. „Damit haben sie in Schweden und überwiegend auch in Deutschland gute Erfahrungen gemacht.

Härtere Kampfmaßnahmen notwendig

Dass in anderen Weltgegenden oft härtere Kampfmaßnahmen notwendig sind, ist für die klassischen Ikea-Betriebsräte erst einmal noch gewöhnungsbedürftig. Als sie in Frankreich vor zwei Jahren mal ein Filialleiter im Büro festgesetzt haben, konnten die schwedischen Kollegen das erst einmal nicht verstehen.“

Trotzdem hat das jetzt geschlossene weltweite Bündnis gute Chancen, erfolgreich zu sein, denn Ikea ist sehr um sein Image besorgt. So kam denn auch eine der Spitzenmanagerinnen des Konzerns, die frühere Deutschlandchefin Petra Hesser, die jetzt global für Personalmanagement verantwortlich ist, vorgestern nach Istanbul, um sich der Debatte mit den Gewerkschaftsvertretern zu stellen.

„Wir konnten einvernehmlich einen gemeinsamen Katalog verabschieden, im dem festgehalten wird, welche Rechte Ikea-Mitarbeiter weltweit haben sollen, egal wo sie arbeiten“, erläutert Alke Bössiger das Ergebnis der Konferenz. Ulrich Dalibor von Ver.di erzählte am Rande des Treffens, dass der Dachverband UNI nach Ikea auch für andere global tätige Handelshäuser wie H & M, Metro und Indi-Tex, den Mutterkonzern von Zara, weltweite Gewerkschaftsallianzen auf die Beine stellen will.

Allerdings: „Selbst in Deutschland gibt es ja noch große weiße Flecken. Aldi-Süd und Media-Markt sind nach wie vor gewerkschaftsfreie Zonen“, so Dalibor.

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