: RB-Pensionäre mucken auf
Der Streit um geplanten Kauf des Saturn-Hauses durch Radio-Bremen-Pensionskasse geht weiter: Vorstand soll zurücktreten, fordern 50 Pensionäre und schreiben ans zuständige Bundesamt
Bremen taz ■ Der Vorstand des Radio-Bremen-Versorgungswerks soll abgesetzt werden. Das wünschen zumindest 50 UnterzeichnerInnen eines entsprechenden Antrags für eine Sondersitzung der Versorgungskasse. Der Grund: „Die vom Vorstand geplante Investition in die Immobilie des ehemaligen Saturn-Hansa-Gebäudes gefährdet in hohem Maße die Sicherheit des Anlagekapitals“, formulieren die Radio-Bremen-Pensionäre ihre Furcht um das Vermögen der Kasse. Noch arbeitende Mitglieder der rund 1.000 Angehörige zählenden Kasse haben das Papier nicht unterschrieben. Damit hat der im Sender schwelende Konflikt um den Kauf des Saturn-Gebäudes durch die Pensionskasse (taz berichtete) eine neue Stufe erreicht.
Die Kasse, die ihre derzeit rund 78 Millionen Euro Kapital so anlegt, dass die Rendite den RB-Pensionären die betriebliche Zusatzrente finanziert, will für 8,1 Millionen Euro das Saturn-Haus kaufen und vermieten. Kritiker des Deals glauben, die eigentlich unabhängige Kasse werde vom Sender, dem der Saturn-Komplex gemeinsam mit der Bremer Investitionsgesellschaft gehört, zum Kauf gedrängt, weil Radio Bremen für den Bau seines neuen Domizils nebenan mehr Geld brauche als geplant und sich nun am Vermögen der Kasse bedienen will. Der Vorstand der Kasse hat diese Vorwürfe stets zurückgewiesen, die eigene Unabhängigkeit betont und das geplante Geschäft als gute Geldanlage verteidigt.
Mietzusagen über 51 Prozent gibt es bereits – von Radio Bremen. Über den Rest sei man in Verhandlungen, darüber könne man deshalb nicht öffentlich reden, so der Vorstand auf einer Mitgliederversammlung Mitte November. Hoch hergegangen sei es da, berichten Teilnehmer. Andere erzählen, die Gegner des Deals seien jedoch keineswegs in der Mehrheit gewesen.
Die Gegner sind nun aber weiter gegangen – nicht nur, dass sie den Vorstand wegen der Angelegenheit abgewählt sehen wollen: Sie haben auch einen Brief ans Bundesaufsichtsamt für Finanzdienstleistungen (BaFin) geschrieben, dem Geschäfte solcher Art anzuzeigen sind, und um „kritische Prüfung“ gebeten. Diesen Brief haben 150 Kassenmitglieder unterschrieben.
25 Prozent ihres Vermögens darf die Kasse in Immobilien investieren, aber nur zehn Prozent in ein einziges Objekt. 2007 soll das Vermögen der Kasse auf 81 Millionen Euro gestiegen sein, davon wären zehn Prozent exakt die nun genannte Kaufsumme für das Saturn-Haus.
Das kommt den Unterzeichnern des BaFin-Briefs ein bisschen zu passend vor. Sie fürchten, die Summe sei auf die Zehn-Prozent-Grenze hin benannt, aber das Geld werde nicht reichen, „da Teile des Innenausbaus sowie unvorhergesehene Baukosten wahrscheinlich nicht berücksichtigt sind“. Sie glauben nicht an die versprochene Rendite durch Vermietung und weisen auf die „City-Randlage“ des Hauses hin. Und sie zeigen die Verknüpfung der Pensionskasse mit Radio Bremen hin: In der „Stephani-Haus Grundstücksentwicklung GmbH“, die den Deal abwickeln würde, sitzen nicht nur die Vorstände der Pensionskasse Heinz Allhorn und Dieter Müller – Allhorn ist EDV-Chef des Senders, Müller ehemaliger Finanzchef –, sondern auch RB-Intendant Heinz Glässgen.
Der Vorstand der Pensionskasse will zu alldem nichts mehr sagen. Über interne Vorgänge werde öffentlich nicht geredet, hieß es gestern. Susanne Gieffers