Wasser in zukünftiger Atommülldeponie: Dem Konrad droht das Ersaufen
In das bereits genehmigte nukleare Endlager fließt mehr Wasser als in die pannengeplagte Asse. Laut Experten ist das fatal für die Sicherheit in der Region.
Schacht Konrad sei trocken, knochentrocken sogar. Das haben Verantwortliche des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), das die frühere Eisenerzgrube in Salzgitter derzeit zum Bundesendlager für schwach und mittelradioaktive Abfälle herrichtet, bei offiziellen Anlässen immer wieder betont.
Auch BfS-Vizepräsidentin Stefanie Nöthel hob dies noch am 7. Juni beim Besuch von Niedersachsens Umweltminister Stefan Birkner (FDP) in Salzgitter hervor. Anders als im einsturzgefährdeten Bergwerk Asse, wo 126.000 Fässer mit Atommüll vor sich hin rosten, dringe in Schacht Konrad kein Wasser ein. Auch deshalb eigne er sich so gut als Endlager.
Tatsächlich läuft salzhaltiges Wasser auch in das 2002 genehmigte und auch durch viele Gerichtsverfahren als Endlager bestätigte Bergwerk Konrad. Es handle sich um täglich rund 16.300 Liter, rund 4.000 Liter mehr als in die von Pannen heimgesuchte Asse, sagt der Geochemiker Ralf Krupp.
Konrad werde nach seiner Schließung ebenfalls ersaufen. Krupp – er gehört zur Wissenschaftlergruppe, die bei der Sanierung der Asse berät – warnt deshalb vor Weiterbau und Inbetriebnahme der Atommülldeponie von Schacht Konrad. „Die Abfälle werden nach Wasserzutritt genau wie in der Asse unter Gasbildung korrodieren und Radionuklide in Lösung gehen“, ist Krupp überzeugt.
Höherer Gasdruck
Aufgrund des größeren Abfallvolumens und des kleineren Grubenhohlraums in Schacht Konrad entstünden dort sogar mehr Gase und höherer Gasdruck. Das BfS bestätigt das Wasservorkommen. „Wie in Bergwerken üblich, gibt es auch in Schacht Konrad Meereswasser, das bei der Entstehung des Gesteins eingeschlossen wurde“, sagt Sprecher Florian Emrich.
Zudem fließe Wasser über die offenen Schächte ein. Dies sei allerdings „seit Anbeginn“ Gegenstand der Sicherheitsbetrachtungen und der Genehmigung gewesen. Das Wasser werde vor allem unter Tage zur Bewässerung von Wänden und Fahrbahnen verwendet, weil es im Bergwerk trocken sei, erläutert Emrich.
Einen Vergleich Schacht Konrads mit der Asse hält er für „überhaupt nicht zutreffend“. Bei der Asse sei das Problem, dass von außen in unbegrenzter Menge Wasser in das Bergwerk eindringe und es „irgendwann zum Absaufen bringen kann“. Zudem handele es sich bei der Asse um ein Salzbergwerk, für das im Gegensatz zu einem Eisenerzbergwerk Wasserzufluss gefährlich sei.
Die in Schacht Konrad bereits seit Millionen von Jahren eingeschlossen Wässer hätten dagegen keinen Kontakt zur Biosphäre, die Schächte würden nach der Einlagerung verschlossen, so dass über sie kein neues Wasser mehr hinzufließen könne.
Zweifel an der Gesteinsbarriere
Über die Schächte nicht, womöglich aber durch die darüber liegenden Tonschichten, fürchtet dagegen Krupp. Er bezweifelt, dass diese in der Kreidezeit entstandenen Schichten eine wirksame Barriere darstellen: Sie seien in früheren Jahren durch zahlreiche Bohrungen durchlöchert worden.
Und noch in einem weiteren Punkt bestehen Krupp zufolge „weitgehende Analogien“ zwischen Schacht Konrad und der Asse – es seien nämlich größtenteils dieselben Forscher und Behörden gewesen, die für die Auswahl der beiden Bergwerke als Endlager verantwortlich gewesen seien. „Die Politik wäre daher gut beraten, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen“, meint der Geochemiker.
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