Die Wahrheit: Beckham dumm wie Fledermauskacke

Neues aus Neuseeland: Bevor die Republikaner die Wahl verloren, twitterten sie Fürchterliches in die Welt hinaus. ...

Bevor die Republikaner die Wahl verloren, twitterten sie Fürchterliches in die Welt hinaus. Wenn Obama gewinne, dann würden sie eiskalt nach Neuseeland flüchten. „Dudes“, rufe ich zurück, „just kidding, right?“ Irgendwas müssen die im Romney-Camp falsch verstanden haben. Wir haben ein Gesundheitssystem, das man auf Amerikanisch nur als sozialistisch bezeichnen kann, und werden demnächst die Schwulenehe einführen.

Hier wimmelt es von Feministinnen, Ökos und Dunkelhäutigen. Es wird quer durch alle Bevölkerungsschichten gekifft, dass es nur so qualmt. Seid ihr sicher, dass ihr euch nicht im Kontinent geirrt habt? Warum wendet ihr euch nicht mit Grausen ab?

Es gibt nur einen Grund, warum uns bibelschwingende Militaristen und Rednecks neuerdings schätzen: John Key. So heißt unser konservativer Premierminister. John Key. Man kann es gar nicht oft genug wiederholen, denn hängen bleiben weder der Name noch ein bestechender Eindruck. Der Mann – John Key – ist farblos wie aufgeweichtes Toastbrot, hat als Banker Millionen gemacht und treibt jetzt den Ausverkauf und Sozialabbau Aotearoas voran. Deshalb ist er Mitts Mannen so sympathisch.

Letzte Woche hat Key noch ein paar Homophobie-Punkte dazugewonnen. Er foppte einen Radioreporter, der in rotem Hemd unterwegs zu einem Golfturnier war, dieser würde ein „Gay Red Shirt“ tragen. Ein schwules Hemd also. Kleiner Scherz, sagte er später, seine Kinder würden auch so reden, was soll die Aufregung – „gay“ bedeute nichts anderes als „weird“, also „komisch“.

Sicher nicht die Art von komisch, die Teenager cool finden, lautet die Interpretation der staatsmännischen Erklärung. Was da als Botschaft von oben durchklang, wird die nicht unerhebliche Selbstmordrate bei homo- und transsexuellen Jugendlichen sicher rapide senken.

Ian McKellen, „Herr der Ringe“-Schauspieler, Sir und schwuler Aktivist, posierte daraufhin für eine Kampagne der neuseeländischen Grünen im roten T-Shirt mit der Aufschrift: „Some people are gay. Get over it.“ Aber wir sind noch lange nicht darüber hinweg. Am vergangenen Samstag wurde im ganzen Lande spontan der „Gay Red Shirt“-Tag ausgerufen. Vielleicht schwappt der Protest noch auf England über. Denn da machte sich John Key zuletzt bei den Fußballfans schwer unbeliebt.

Unser Premier hatte – halb öffentlich und nur mündlich überliefert – David Beckham als „dumm wie Fledermausscheiße“ bezeichnet. Das kam in London nicht so gut an. Der Ober-Kiwi stand in der Fleet Street am Pranger, und zu Recht: Beckham hat ihm nichts getan, außer dass er noch ein paar Millionen mehr als Key gescheffelt hat.

Bei seinem letzten Neuseelandbesuch hatte sich der Fußballer gar eine Stunde Zeit genommen, um mit John Keys Sohn für einen guten Zweck zu kicken. Und dann das! Fledermauskacke. Höhlenkot. Wo doch die korrekte Formulierung „thick as pig shit“, also dumm wie Schweinescheiße, heißt. Noch so ein Sprachschnitzer, unverzeihlich. Hoffentlich wissen die Republikaner davon.

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Anke Richter ist Wahrheit-Kolumnistin, Buch-Autorin und Mitglied von Weltreporter.net in Neuseeland. Zuletzt erschien von ihr die Auswanderersatire "Was scheren mich die Schafe. Unter Neuseeländern - Eine Verwandlung" (Kiepenheuer & Witsch).

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

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